Die Auswüchse der Silvesternacht sollen sich nicht wiederholen. Die Stadt muss sich fragen, inwieweit sie selbst zu einer Verschärfung der Situation beigetragen hat. Und es künftig besser machen.
Kommentar zu SilvesterIn Köln ist ein neues Konzept absolut notwendig
Nach Jahren der Corona-Beschränkungen haben Köln und andere Städte auf ein zwangloses und befreites Silvesterfest gehofft. Sie haben es bekommen. Nur fiel es weit weniger fröhlich und ausgelassen aus als erhofft. In Erinnerung bleiben vor allem die massiven Übergriffe gegen Ordnungskräfte wie in Berlin und der rücksichtslose Einsatz von Raketen und Böllern in dicht stehenden Menschengruppen. Wie in Köln.
Zurecht hat sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker drei Tage nach dem Jahreswechsel zu Wort gemeldet und angekündigt, eine Ausweitung der Böllerverbotszone zu prüfen. Jeder halbwegs vernünftige Mensch, der im Rheingarten dabei war, wird dies unterstützen. Die Szenen erinnerten an bürgerkriegsähnliche Zustände. Es ist schlicht Glück gewesen, dass es bei kleineren Verletzungen blieb und Köln glimpflich durch diese Nacht gekommen ist.
Die Stadt muss sich fragen, inwieweit sie selbst zu einer Verschärfung der Situation beigetragen hat. Durch die kurzfristig veranlasste Sperrung der Deutzer Brücke für Fußgänger fehlte eine Aufstellfläche für Hunderte Menschen, auch der Rheinboulevard war gesperrt, was ebenfalls zu einer Verdichtung auf der Altstadtseite beigetragen haben dürfte.
Es braucht ein neues Konzept, um künftig sicher durch den Jahreswechsel zu gelangen. Das Kulturprogramm auf dem Roncalliplatz hat sich bewährt, Reker selbst hat dieses Mal darauf verzichtet, auch um Energie zu sparen. Der Aufwand wird sich lohnen. Ebenso wie die Einrichtung einer böllerfreien Zone in der Altstadt. Unbeschwerte Feiern werden es dennoch nicht werden – das liegt nicht an der Stadt, sondern an denen, die sich rücksichtslos benehmen.