Das Interim der Kölner Zentralbibliothek während des Umbaus an der Hohen Straße nimmt Gestalt an: wichtige technische Einrichtung ist einsatzbereit, Regale gefüllt und die Öffnung ist geplant.
Kölns Interims-Bibliothek„Die Regale sind bereits sehr gut gefüllt“
Ein farbenfroher Zaun haust die Zentralbibliothek am Haubrich-Hof ein, das Interim an der Hohe Straße ist in blickdichte Planen gepackt. Über Baufortschritte und mehr sprach Gabi Bossler mit dem stellvertretenden Leitungsteam Gabriel Overbeck und Christian Schmid.
Seit sechs Wochen wird die Zentralbibliothek umgebaut. Trotzdem läuft das stadtweite „Mint-Festival“ mit 100 Veranstaltungen, am Interimsstandort an der Hohe Straße wird intensiv gearbeitet. Viel zu tun für zwei stellvertretende Leitungskräfte…
Gabriele Overbeck: Es passiert gerade wirklich unheimlich viel. Wir sind zweimal in der Woche auf der Baustelle, sämtliche Veranstaltungen finden in vollem Programmumfang jetzt in den Stadtteilbibliotheken und im „sprachraum“ am Haubrich Hof statt. Und auch das tägliche Geschäft wie Bestandserweiterung um aktuelle Medien muss weiterlaufen. Das geht nur, weil wir ein unglaublich gutes Team sind — unsere 240 Mitarbeitenden ziehen alle an einem Strang.
Können Sie die graue Bauplane des Interims an der Hohe Straße mal ein bisschen lüften? Wie sieht es dahinter aus?
Christian Schmid: Im Gebäude arbeiten viele Handwerker an unterschiedlichen Stellen. Die beiden Untergeschosse sind für den Ausleihbetrieb weitgehend vorbereitet, im Erdgeschoss, wo in der ersten Phase die Kundenberatung und Ausleihe stattfinden wird, ist der Raum eingerichtet und die Technik funktioniert schon. Sämtliche IT-Verbindungen laufen. Das ist das Allerwichtigste. Das andere war die Planung der Arbeitsabläufe und der Systematik, wie wir den Bücherbestand in den weitläufigen Untergeschossen organisieren, mit kurzen Wegen für unsere Mitarbeitenden und damit geringen Wartezeiten für die Kunden.
Es gibt also schon Bücher im Interim?
Overbeck: Ja! Die Regale in den beiden Untergeschossen sind bereits sehr gut gefüllt. Hier steht schon ein Großteil der Bücher und Medien der Zentralbibliothek.
Sind tatsächlich alle Medien aus fünf ober- und vier unterirdischen Etagen der Zentrale dort?
Overbeck: Die Germania Judaica und das Böll-Archiv wurden längerfristig ausgelagert, ebenso unser kompletter Magazinbestand aus den Kellergeschossen. Aber für alle anderen Medien haben wir vor dem Umzug erhoben, was unsere Kundinnen und Kunden am häufigsten ausleihen. All das steht jetzt in den Untergeschossen. Dazu kommen Materialien, die Bibliotheken einfach vorhalten müssen, wie Lexika und Standardwerke der Literatur oder Naturwissenschaften, auch wenn die nicht so oft nachgefragt werden.
Vor der Schließung gab es die Aktion „All you can read“. Stapeln sich die zurückgegebenen Medien in den Veedelsbüchereien?
Overbeck: 50 000 Medien wurden schon zurückgegeben. Das war für die Teams unserer elf Stadtteilbibliotheken eine gewaltige logistische Aufgabe. Auch diese Medien sind jetzt schon im Interim, aber das sind noch lange nicht alle der 175 000 ausgeliehenen Posten.
Dann wird es langsam eng…
Overbeck: ... aber wir gehen davon aus, dass die Kölnerinnen und Kölner schnell wieder bei uns bestellen und ausleihen, sobald das Interim in der ersten Phase öffnet. Dann passt das schon.
Werden mehr E-Books ausgeliehen?
Alle digitalen Angebote werden gerade intensiver genutzt als vor der Schließung. Wir haben unsere Kontingente in dem Bereich frühzeitig aufgestockt – bei begrenztem Etat.
In der ersten der drei Öffnungs-Phasen gibt es nur die Ausleihe am Terminal oder online. Wie wird das ablaufen? Und vor allem, ab wann?
Schmid: Wir werden sicher noch vor Weihnachten öffnen. Der Kundenbereich im Erdgeschoss ist 160 Quadratmeter groß, hier werden Beratung, Ausleihe, Abholung vorbestellter Medien und die Rückgabe außerhalb der Öffnungszeiten möglich sein. Vieles werden wir im Untergeschoss haben. Ausgefallenere Wünsche müssen zuerst etwa aus dem Archiv an der Aachener Straße geholt werden, das kann einen oder zwei Tage dauern...
Und im ersten Obergeschoss? Liegen schon alle Kabel oder ist da noch Baustelle?
Schmid: Soweit wir das beurteilen können, sind grundlegende Arbeiten erledigt, auch in Sachen Elektrik ist schon viel gemacht. Hier entsteht der Veranstaltungsbereich mit einer großen Bühne, wie wir sie vorher hatten. Wenn das Areal in der zweiten Phase geöffnet wird, kommen wir unserem Selbstverständnis von Bibliothek als „Drittem Ort“, an dem sich Menschen aufhalten, lernen und zusammen aktiv werden können, wieder ein Stück näher – aber das sicher erst im kommenden Jahr. Noch gibt es zum Beispiel keine funktionierende Rolltreppe in die oberen Bereiche. Aber wir bekommen natürlich mit, dass daran mit Hochdruck gearbeitet wird.
Sind die Kölner geduldig oder bekommen Sie viele Mails?
Overbeck: In den Stadtteilbibliotheken gibt es schon Nachfragen und wir bekommen auch Nachfragen per mail. Aber die Menschen sind geduldig, wir haben sie im Vorfeld mitgenommen in Sachen Umbau. Wir und das ganze Team geben einfach unser Bestes — und ich glaube, das kommt bei den Kundinnen und Kunden auch an.
Sogar das Programm ist fast so umfangreich wie im Vorjahr…
Overbeck: Ja, nur Veranstaltungen mit über 100 Gästen müssen ausfallen, dafür ist der Sprachraum zu klein. Aber alles andere findet dort oder in den Stadtteilen statt. Auch wenn es räumlich manchmal eng ist, kriegen die Teams das auf tolle Weise gewuppt.
Schmid: Ich glaube, es liegt auch ein bisschen in der DNA von Bibliotheksleuten, für die Bürgerinnen und Bürger da zu sein. Jetzt gilt es erstmal, das Interim so kundennah zu gestalten, wie es irgend geht.
Overbeck: Und im kommenden Jahr dann alle Etagen zu nutzen und alle unsere Funktionen und Angebote wenn auch auf geringerer Fläche anbieten zu können. Das wäre ein Riesenschritt. Aber was uns alle, das ganze Team, motiviert und uns Kraft gibt, das ist das große Ziel – der Wiedereinzug in die generalsanierte Zentralbibliothek — hoffentlich im Jahr 2028!