Mit dem Votum der Grünen ist klar: Die Berufung von Philipp Hoffmann als Chef des Stadtmuseums ist wohl gescheitert. Das Verfahren beginnt möglicherweise neu.
Kölnisches StadtmuseumWahl von Philipp Hoffmann ist gescheitert
Philipp Hoffmann wird nicht Leiter des Kölnischen Stadtmuseums. Nach Informationen der Kölnischen Rundschau werden die Grünen bei der nächsten Sitzung des Hauptausschusses nicht für den 37-Jährigen stimmen. Eine Berufung ohne die Stimmen der Grünen ist nach derzeitigem Stand ausgeschlossen. Damit bleibt das Haus auch nach mehr als einem Jahr ohne Chef. Ob das Auswahlverfahren noch einmal neu gestartet wird, ist noch offen.
"Wir haben nach wie vor Zweifel daran, dass die Passung von Stellenprofil und Personalie ausreichend ist. Deshalb werden wir nicht für eine Besetzung mit Dr. Philipp Hoffmann stimmen", bestätigte die Fraktionschefin der Grünen, Christiane Martin, gegenüber der Rundschau am Samstag. Dies habe die Fraktion auf einer Klausurtagung beschlossen. Damit gilt die Wahl Hoffmanns im Hauptausschuss als kaum noch möglich. Er hatte sich in den letzten Wochen in den Fraktionen von CDU, FDP und eben bei den Grünen vorgestellt. Wählen wollen ihn CDU und FDP, doch stehen sie nun allein mit dieser Haltung dar. SPD und Linke hatten sich früh deutlich gegen Hoffmann gestellt. Auch Volt, Juniorpartner im Bündnis mit CDU und Grünen, sah die Personalie aus formalen Gründen als nicht zustimmungsfähig. Der Hauptausschuss des Stadtrats hat 14 Stimmen. CDU und FDP kommen auf vier Stimmen. Noch ist unklar, ob die Grünen gegen Hoffmann stimmen oder sich mit ihren vier Stimme enthalten. Im Ergebnis ist das egal. Bei einer Enthaltung bräuchte es sechs Stimmen für eine Mehrheit, die gibt es aktuell nicht.
Seit mehr als einem Jahr wird das Stadtmuseum nach dem gesundheitsbedingten Rückzug von Mario Kramp kommissarisch von Vize-Chefin Silvia Rückert geleitet. Das marode Zeughaus ist seit dem Jahr 2017 geschlossen, erst vor zwei Wochen wurde die Eröffnung des Interims im Modehaus Sauer für den 2. Dezember angekündigt. Langfristig soll das Stadtmuseum in der Historischen Mitte eine neue Heimat finden. Hoffmann sollte als Museumschef zugleich Impulse setzen für den Verbund der vier historischen Museen der Stadt, also auch das Römisch-Germanische Museum, das NS- Dokumentationszentrum und das im Bau befindliche Jüdische Museum im Archäologischen Quartier Köln (Miqua).
Das Auswahlverfahren war alles andere als glatt gelaufen. Einer Bewerberin hatte die Stadt bereits eine mündliche Zusage gegeben, diese jedoch wieder zurückgezogen. Es waren Medienberichte bekannt geworden über einen angeblich unseriösen Umgang mit öffentlichen Geldern im bisherigen Amt. Hoffmann war bereits als Referent in der Abteilung Brauchtum des Stadtmuseums tätig. Er wurde Chef des Bonner Stadtmuseums und leitete derzeit in Bonn das übergeordnete Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur. Strittig ist, ob er die geforderten drei Jahre Führungserfahrung vorweisen kann. Nach seiner Vorstellung wurde ungewöhnlich scharfe Kritik deutlich. Die Grünen bezeichneten die Auswahl als "alles andere als optimal". Der Förderverein des Museums kritisierte das Auswahlverfahren als intransparent und forderte die OB auf, es neu zu starten. In der letzten Sitzung des Hauptausschusses war die Entscheidung auf Antrag der FDP vertagt worden. Die CDU erklärte, weiter auf Hoffmanns Wahl zu setzen. Sollte der Hauptausschuss nicht zustimmen, habe die OB die Möglichkeit, das Verfahren in den Stadtrat zu schieben. Dort sei dann eine Zwei-Drittel-Mehrheit gegen Hoffmann notwendig, sagte CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau. Er hatte die Vertagung der Personalie zuletzt als „schweren Schlag für den Kulturstandort Köln“ bezeichnet. Die Oberbürgermeisterin wollte am Sonntag keinen Kommentar abgeben. Hoffmann war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Die Entscheidung der Grünen ist somit neuer Ballast für die ohnehin knirschende Beziehung zur CDU. Offen ist, wie es formal weitergeht. Die nächste Sitzung des Hauptausschusses findet erst Mitte November statt. Aus dem Verfahren ist nach Informationen der Rundschau ein dritter Bewerber ausgewählt worden. Wird Hoffmann nun doch seine Kandidatur zurückziehen? Würde die OB das Verfahren dann neu aufsetzen?
Pikanterweise fand am Freitagabend in der Piazzetta des Rathauses das alljährliche "Herrenessen" statt, zu dem der Förderverein "Freunde des Kölnische Stadtmuseums" einlädt. Die Herren erscheinen im vornehmen Smoking, die Damen in Abendgarderobe - doch es wurde Klartext geredet. Der Vorsitzende des Vereins, Turadj Zarinfar, beklagte in seiner Rede an die OB gewandt, nicht in das Verfahren eingebunden worden zu sein. Der Wahlvorschlag obliege zwar der OB, aber: "Wir werden uns immer dafür einsetzen, dass sie zum Wohle des Museums ausfällt." Oberbürgermeisterin Reker erwähnte die Personalie in ihrer Rede mit keinem Wort. Stattdessen stellte sie in Aussicht, das Zeughaus in die künftige Entwicklung des Stadtmuseums mit einzubeziehen. Es sei "wünschenswert", das Museum über einen einzigen Standort hinaus zur "vollen Wirksamkeit" zu bringen. Eine bemerkenswerte Aussicht, schließlich werden für das völlig marode Haus verschiedene Nutzungen diskutiert, die Sanierungskosten werden auf rund 90 Millionen Euro geschätzt. Philipp Hoffmann war auch unter den Gästen. Er applaudierte höflich.