Wenn Chef-Sanierer Bernd Streitberger am Freitagabend sein Büro verlässt, schließt er die Tür hinter sich zum letzten Mal.
Kölner BühnenChefsanierer Bernd Streitberger geht – Kosten steigen erneut
Am Sonntag, zwei Tage nach dem 28. Juni, dem Termin, an dem zwischenzeitlich die Schlüsselübergabe der sanierten Kölner Bühnen stattfinden sollte, endet die mehr als achtjährige Amtszeit des Technischen Betriebsleiters. Dabei ist das Projekt noch nicht abgeschlossen. Das hätte der 75-Jährige sicher gerne zu Ende gebracht, doch seine Gesundheit und auch seine Frau haben andere Pläne.
Das erklärte Streitberger, als er im Kulturausschuss im März seinen Abschied bekannt gab. Kurz zuvor hatte er einen Schlaganfall erlitten und musste sein Versprechen an Oberbürgermeisterin Henriette Reker zurücknehmen, seinen Vertrag noch einmal um drei Monate verlängern zu wollen. „Das hat mir meine Frau verboten. Und ich höre auf meine Frau“, erklärte er damals den Ausschussmitgliedern.
Für Streitberger übernimmt der externe Projektmanager Professor Jürgen Marc Volm. Er übernimmt ab Montag, 1. Juli und kann sich gleich auf Gegenwind einstellen. Denn wie der jüngste Monatsbericht des Sanierungsteams für den Monat Mai verrät, muss der Rat erneut Geld freigeben. Erst im März dieses Jahres war eine erneute Kostenfortschreibung durch den Rat nötig. Damals hatte die SPD-Fraktion sich immens gegen die erneute Freigabe von Finanzmitteln gewehrt.
Die damals beschlossenen weiteren 37 Millionen Euro, die das Baubudget auf 709,4 Millionen Euro erhöhen, reichen jedoch nicht aus. Die neue Prognose (Stand 31. Mai) geht von 714 Millionen Euro aus. Eine weitere Steigerung von erneut fast fünf Millionen Euro. Der Auszahlungsstand beträgt mittlerweile 636,2 Millionen Euro.
Mit sechs weiteren fertiggestellten Bauabschnitten sei erneut „kein signifikanter Tempozuwachs“ beim Baufortschritt zu erkennen. Von insgesamt 312 Teilbereichen sind nun 131 fertiggestellt. Nun gehen die Bühnen neue Wege und lassen ausgewählte Bereiche in den Obergeschossen vier und fünf des Opernhauses vorab endgültig fertigstellen. „Grundlage ist ein im Frühjahr entwickeltes Konzept des im Oktober 2023 beauftragten Fertigstellungsmanagements, das wir auf diese Weise einmal praktisch prüfen“, erklärt Streitberger. „So sich diese Herangehensweise bewährt, werden wir sie großflächig auch in anderen Bereichen anwenden.“
Der scheidende Technische Betriebsleiter und frühere Baudezernent der Stadt Köln war zum 1. Mai 2016 aus dem Ruhestand zurückgekehrt, um die komplexe und damals gescheiterte Sanierung auf neue Beine zu stellen. „Die Aufgabe hat mich gesucht. Wenn die Oberbürgermeisterin anruft und bittet, überlegt man nicht lange.“
Bühnen Köln: Technik einer S-Klasse in einen Käfer einbauen
Die Komplexität des Bauvorhabens beschrieb er einst, als würde man die Technik einer modernen Mercedes S-Klasse in einen VW Käfer von 1960 einbauen. Dass dafür ein Anhänger nötig sei, der durch einen neuen großen Technikraum und eine Erweiterung der Bruttogrundfläche um 17.000 Quadratmeter entstanden sei, darauf legte er stets Wert.
Als Streitberger vor knapp zwei Jahren den 22. März dieses Jahres als Fertigstellungstermin bekannt gab, stieg der Druck immens. Streitberger betonte stets, dass Druck notwendig sei, um den Baufortschritt voranzubringen. Allerdings ging der Plan nicht auf. Auf den 22. März folgte der 28. Juni als neuer Termin, doch auch dieser konnte nicht erreicht werden. Nun muss er mitten in der kritischen Phase seinen Hut nehmen.
Zeit für ein Interview zum Abschied bleibt nicht. Sein Fazit: „Mit der Erfahrung eines langen Berufslebens, in dessen Verlauf ich für sehr unterschiedliche Aufgaben an unterschiedlichen Orten verantwortlich war, dachte ich, auch für meine letzte berufliche Herausforderung hinreichend vorbereitet zu sein. Doch bei der Sanierung der Bühnen Köln haben wir sowohl das Termin- als auch das Kostenziel verfehlt. Dafür trage ich die Verantwortung und auch deshalb werde ich diese Aufgabe jetzt nicht mehr abschließen können.“