Seit Februar hatte das Traditionshaus direkt am Historischen Rathaus geschlossen. Stammgäste dürfen sich freuen. Denn auch unter dem neuen Pächter bleibt fast alles beim Alten.
Kölner AltstadtWeinhaus Brungs hat wieder geöffnet - Charme und Patina bleiben

Neustart im Weinhaus Brungs: Mitarbeiterin Steffania Bonaffino und Betriebsleiter Jalal El Makkaoui.
Copyright: Costa Belibasakis
Manch ein Stammgast hatte die Hoffnung schon aufgeben, dass das Weinhaus Brungs noch einmal öffnen würde. Als der alte Pächter im Februar die Türen des in die Jahre gekommenen Traditionshauses schloss, starteten einige der Stammgäste sogar eine Petition für den Erhalt und die fachgerechte Sanierung eines „beispielhaften Denkmals“, ein „Juwel der Altstadt“. Fachgerecht saniert ist das Haus direkt am Historischen Rathaus (Marsplatz 3-5) zwar immer noch nicht, doch seit dieser Woche ist es ist wieder geöffnet.
Zunächst noch in reduzierter Form: Mittwoch und Donnerstag von 17 bis 24 Uhr sowie Freitag, Samstag und Sonntag von 12 bis 24 Uhr. Spätestens im März 2024 soll es auch unter der Woche wieder einen Mittagstisch und nur noch einen Ruhetag in der Woche geben. Aktuell sei es schwer, gutes Personal zu bekommen, sagt Pächter Patrick Höppener.

Blick von der Empore ins Untergeschoss des Weinhaus Brungs.
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Weinhaus Brungs: Kleinere und größere Baustellen bleiben
Als neuen Pächter kann man Höppener eigentlich nicht mehr betiteln. Schon zum 1. Januar 2020 hatte der Immobilien-Unternehmer einen Pachtvertrag mit dem ehemaligen Besitzer geschlossen. Als die Stadt im gleichen Jahr ein Vorverkaufsrecht für die Immobilie nutzte, kündigte sie den Vertrag. Wie sich nach einem langwierigen Rechtsstreit herausstellte: zu Unrecht.
Nachdem sich dann auch noch der Auszug des alten Pächters verzögerte, erfolgte im Juni die Übergabe. „Wir haben das Haus von der Stadt in einem sehr verdreckten und desolaten Zustand übergeben bekommen“, sagt Höppener. Fast einen Monat habe es gebraucht, um sauber zu machen. Alte Wasserleitungen im Weinhaus, Schimmel in den Gästezimmern im oberen Geschoss sowie Fenster und Fassade gehören zu den größeren Baustellen, abgeplatzte Farbe an Wänden und Decken zu den kleineren. Die Verantwortung sieht Höppener bei der Stadt, doch die Kommunikation laufe schleppend.

Der Gewölbekeller im Weinhaus Brungs.
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Weinhaus Brungs: Kein Wandel in die Moderne
Ein Wandel in die Moderne schließt Höppener aber bewusst aus. „Die Gäste sollen den Charme und die Patina spüren – so wie es früher hier war.“ Und das funktioniert. Die Einrichtung und Dekoration besteht zu großen Teilen aus dem Kunst- und Antiquitätenhandel. Die hölzerne und bei jedem Schritt laut knatschende Wendeltreppe stammt aus dem 18. Jahrhundert und verbindet das Erdgeschoss mit einer engen und gemütlichen Empore. Die Holzvertäfelung dort dürfte noch älter sein. An einem der hinteren Tische kann ein Gast dort sogar auf einem originalen Beichtstuhl Platz nehmen. „Das Alte ist genau das, warum die Leute das Weinhaus Brungs lieben“, sagt Höppener. „Eine moderne Einrichtung würde hier gar nicht reinpassen.
Auch das beeindruckende Untergeschoss hat viele Geschichte zu erzählen. Der Gewölbekeller – Öffnung in der kommenden Woche – enthält noch Mauerwerk, das Teil der römischen Stadtmauer war. Über dem Gewölbekeller wachen Statuen von Papst und Kaiser. Und dann sind da noch die sogenannten Grinköpfe, die von der Wand hervorstehen und mit ihren Fratzen die Gäste im Blick behalten.

Statuen von Papst und Kaiser im Gewöbekeller des Weinhaus Brungs.
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Essen und Trinken gibt es natürlich auch wieder im Weinhaus Brungs. „Auch hier bleibt so gut wie alles gleich“, sagt Höppener. Die umfassende Weinkarte mit einer großen Auswahl offener Weine wurde dezent aktualisiert. In der Küche steht mit Martin Schmolz jemand, der das Haus in und auswendig kennt. Bis zur Pandemie kochte er bereits im Weinhaus Brungs, nun kehrt er zurück. „Die Stammgäste von früher werden seine Teller wiedererkennen“, ist sich Betriebsleiter Jalal El Makkaoui sicher, der ebenfalls schon lange Teil des Hauses ist. „Besonders beliebt waren bei uns immer die Kalbsleber oder der Sauerbraten“, sagt El Makkaoui. Dazu kommen neue vegetarische Gerichte. Solide, ehrliche Küche, alles frisch gekocht. Auch hausgemachtes Eis steht auf der Karte.
„Die Erleichterung ist jetzt erst einmal groß, dass wir nach so langer Zeit endlich aufmachen können“, freut sich Höppener. Bei den Stammgästen wird sich das ganz sicher schnell herumsprechen.
Reservierungen sind aktuell nur telefonisch möglich (0221 74015539)
Aus der Karte
-Sauerkrautsuppe mit Mettwurstscheiben: 8,90 Euro-Gebackener Camembert mit frittierter Petersilie und Preiselbeeren: 13,90 Euro
-Sauerbraten mit hausgemachtem Rotkohl und Klößen: 22,90 Euro-Kalbsleber auf venetianische Art mit Salbeibutter, glasierten Apfelspalten und Kartoffelpüree: 25,90 Euro-Wiener Schnitzel mit Pommes und Preiselbeeren: 27,90 Euro-Bratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelpüree: 19,90 Euro
-Hausgemachtes Mousse au chocolat: 8,90 Euro-Hausgemachtes Eis: 3,90 Euro pro Kugel