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Altstadt-Lokal in KölnPächter wartet auf Neustart im Weinhaus Brungs - Stadt antwortet nicht

Lesezeit 4 Minuten
Patrick Höppener steht vor dem orangen Gebäude des Weinhaus Brungs.

Patrick Höppener, der neue Pächter des Weinhaus Brungs.

Patrick Höppener hat einen gültigen Pachtvertrag für das Weinhaus Brungs in Köln. Doch er darf nicht rein. Warum? Das sagt ihm keiner.

Patrick Höppener steht in den Startlöchern. Ginge es nach ihm, würde er sofort loslegen und wieder Leben in das Weinhaus Brungs bringen. Doch im Gebäude am Marsplatz, direkt neben dem Historischen Rathaus, bleibt es weiter ruhig. Denn die Situation rund um das traditionsreiche Gebäude, in der Jahrzehnte lang das beliebte Weinhaus Zuhause war, ist vertrackt. Nachdem die Stadt 2020 ein Vorkaufsrecht für die Immobilie zog, folgte ein langwieriger Rechtsstreit um eine Kündigung, die die Stadt Höppener aussprach (siehe Zusatztext unten).

Nach gut zwei Jahren steht Immobilien-Unternehmer Patrick Höppener mit einem gültigen Pachtvertrag da. Seitdem will er einziehen. Doch er darf noch nicht. Das Schlimmste ist: Er weiß nicht, warum. Je länger sich der Einzug verzögert, desto mehr wächst sein Unverständnis gegenüber der Stadt. „Seit dem Urteil fragen meine Anwälte bei der Stadt immer wieder nach, wann wir starten können. Doch wir bekommen keine Antwort“, erklärt Höppener. „Ein Unding“, findet er.

Weinhaus Brungs: Auszug des alten Pächters verzögerte sich

Auf Nachfrage bei der Stadt heißt es dazu lediglich: „Wenn der alte Pächter das Gebäude verlassen hat, kann der neue rein.“ Bereits vor gut zwei Wochen teilte die Stadt mit, der Auszug des alten Pächters stünde kurz bevor. Doch der Vorgang verzögerte sich. Nach Informationen der Rundschau geht es dabei vor allem um das alte Mobiliar, das noch immer im Gebäude steht. Demnach hätte der alte Pächter, Walech Mehmani, dieses gerne an die Stadt verkauft. Doch dazu kam es nicht. „Der Plan ist nun, die Möbel bis Ende des Monats abzuholen“, sagt Mehmani. Die Frage, warum die Anfragen des neuen Pächters, Patrick Höppener, immer wieder unbeantwortet blieben, lässt die Stadt unbeantwortet.

Die Pläne des neuen Pächters, wenn er denn mal starten darf, sind klar. „Ich möchte das Weinhaus Brungs so weiterführen, wie es Jahrzehnte lang geführt wurde“, sagt Höppener. Eine gute Nachricht für viele Stammgäste, die sich sogar mit einer Petition gegen eine Schließung des Hauses und für eine fachgerechte Sanierung einsetzten, bevor der alte Pächter die Türen für die Gäste zum letzten Mal abschloss.

Altstadt-Lokal: Alter Betriebsleiter wartet auf den Neustart

Bleibt die Frage, wie viel saniert werden müsste, um erneut einen gastronomischen Betrieb zu starten. Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte der Rundschau von erheblichen Mängeln berichtet. Höppener meint, für die wichtigsten Maßnahmen seien nur wenige Wochen nötig. Insbesondere eine Wasserleitung müsse dringend saniert werden.

Ähnlich schätzt auch Jalal El Makkaoui den Zustand des Hauses ein. El Makkaoui hat 20 Jahre im Weinhaus Brungs gearbeitet, war unter dem alten Pächter Betriebsleiter und führte diese Rolle auch unter dessen Vorgänger aus. „Der Schimmel wäre in drei, vier Tagen entfernt. Das Dach wurde erst vor wenigen Jahren neu gemacht“, erzählt er. „Ich habe im Weinhaus Brungs einiges erlebt und hänge sehr an diesem Haus.“ Gleiches gelte für viele andere ehemalige Mitarbeiter. „Wenn wir wieder öffnen, kann gerne jeder zurückkommen.“ Viele hätten bereits ihr Interesse bekundet.

Dass die vielen Stammgäste ihr Weinhaus Brungs zurückbekommen, scheint also relativ klar. Die Frage bleibt nur: wann?


Der Rechtsstreit

Als die Familie Brungs das Gebäude an eine Privatperson verkaufen wollte, kam ihr die Stadt 2020 mit einem Vorkaufsrechts zuvor. Dieses war im Grundbuch der Stadt abgesichert. Bereits zuvor hatte die Familie Brungs dem damaligen Betreiber, Walech Mehmani, seinen bis Ende 2022 laufenden Vertrag zum 31. Dezember 2019 gekündigt und einen neuen Pachtvertrag mit Patrick Höppener (ab 1. Januar 2020) abgeschlossen.

Diesen musste die Stadt nach dem Kauf übernehmen. Mehmani widersprach der Kündigung, infolgedessen kündigte die Stadt den Pachtvertrag mit Höppener. Warum, ist nicht ganz klar. Möglicherweise spielte die Stadt mit dem Gedanken, das Gebäude nach Auslaufen des Pachtvertrags ab 2023 selbst zu nutzen. Dafür spricht, dass das Gebäude mit dem Historischen Rathaus verbunden ist, auch durch einen unterirdischen Gang. Höppener aber sah sich im Recht, verklagte die Stadt und bekam erst vorm Landgericht und im Dezember 2022 schließlich vorm Oberlandesgericht Recht. Sein Pachtvertrag ist also gültig.