Das Weinhaus Brungs in der Kölner Altstadt steht seit Ende Februar leer – ein neuer Pächter steht laut Stadt bereit, doch Kenner des Hauses sehen viele Probleme.
Kölner TraditionshausUngewisse Zukunft des Weinhaus Brungs in der Altstadt

Das Gebäude des Weinhaus Brungs in der Kölner Altstadt steht seit Ende Februar leer.
Copyright: Costa Belibasakis
Ein Hinweis über das Ende des traditionsreichen Lokals ist direkt am Gebäude nicht auszumachen. „Erlesene Weine, Biere und gute Küche“, steht in verschnörkelter Schrift noch immer auf den beiden großen Weinfässern neben dem Eingang des orange-roten Gebäudes mit den markanten Kreuzstockfenstern. Die schwere Tür des Weinhaus Brungs, nur wenige Meter vom Rathaus entfernt, ist mit einem Metallgitter versehen. Seit Ende Februar ist das Weinhaus Brungs dicht. Und die Zukunft des Hauses in bester Altstadt-Lage offen.
Seit 2020 gehört das Gebäude der Stadt, die damals ein im Grundbuch abgesichertes Vorkaufsrecht nutzte. „Ausschlaggebend war dabei, dass die Immobilie wie eine Insel im städtischen Grundbesitz liegt“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Das Gebäude sei baulich und funktional mit dem angrenzenden Historischen Rathaus verbunden. So gebe es etwa Durchgänge zwischen den beiden Gebäuden.
Weinhaus Brungs in Köln: Sogar Olaf Scholz war zu Gast
Der vorerst letzte Pächter, der Gastronom Walech Mehmani, zog Ende Februar aus. Dem Pächter sei laut Stadt noch vom Voreigentümer gekündigt worden, also noch bevor die Stadt die Immobilie erworben hatte. Wie es dazu kam, darüber möchte Mehmani nicht sprechen. „Wir haben über die Jahre gute Arbeit gemacht“, sagt der Gastronom, der das Weinhaus 2017 übernommen hatte. Nun sei das Kapitel aber abgeschlossen. Mehmani eröffnet nun ein neues Restaurant in der Decksteiner Mühle. Sein Personal hat er zu großen Teilen mitgenommen.
Und wie geht es nun mit dem traditionsreichen Gebäude in der Altstadt weiter? Viele Stammgäste befürchten das Ende einer Ära. Politiker und Mitarbeiter der Verwaltung gehörten über viele Jahre zu den Stammgästen. Sogar Olaf Scholz war mal zu Gast, damals noch als Kanzlerkandidat. „Aktuell geht man von einer gastronomischen Nutzung aus“, teilt die Stadt mit, ohne Details zu nennen. Bereits die Voreigentümer hätten laut Stadt einen Folgepachtvertrag mit einem anderen Gastronomen geschlossen. Den müsse die Stadt, entsprechend eines Gerichtsurteil, erfüllen. Heißt: Es steht bereits ein Gastronom in den Startlöchern.

Sogar Olaf Scholz war mal im Weinhaus Brungs in der Kölner Altstadt zu Gast.
Copyright: privat
Ganz so einfach scheint ein Neustart eines Gastronomie-Betriebs allerdings nicht zu sein. Das liegt vor allem am Zustand des Gebäudes. Die Stadt spricht von einem „soliden Gebäude, bei dem jedoch die Haustechnik in die Jahre gekommen ist.“ Ein ehemaliger Mitarbeiter spricht gegenüber der Rundschau von erheblichen Wasserschäden und Brandschutzmängeln sowie veralteten Wasser- und Elektroleitungen. Die technische Infrastruktur sei nicht mehr „verkehrssicher“. Bereits seit Jahrzehnten sei im Gebäude kaum etwas getan worden. Einfach wieder einen gastronomischen Betrieb starten? Das sei laut seiner Einschätzung nicht ohne weiteres möglich.
Petition von Freunden des Hauses
In einer Petition, gestartet von „Freunden des Weinhaus Brungs“ forderten Stammgäste die Stadt bereits auf, das „beispielhafte Denkmal“ zu erhalten, fachgerecht zu sanieren „und als Juwel der Altstadt in seiner traditionsreichen Nutzung als Weinhaus dauerhaft weiterführen“ zu lassen. Diese Aufgabe sei von der Stadt seit dem Kauf „sträflichst vernachlässigt“ worden. Die Unterzeichner seien entsetzt, „dass eine jahrhundertelange Tradition mitten in der Kölner Altstadt durch die Schließung des Weinhauses Brungs unterzugehen droht“. Bis heute haben 1000 Menschen die Petition unterschrieben. Getan hat sich bisher nichts.
Die Geschichte des Gebäudes
Im 16. Jahrhundert errichtete ein Kölner Ratsherr die beiden Häuser, in dem das Weinhaus Brungs über Jahrzehnte Zuhause war. Es ist ein Gebäude, das viele Geschichten zu erzählen hat. Der Keller enthält noch immer Mauerwerk, das von der römischen Stadtmauer geblieben ist.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verband die Familie Brungs die beiden mittelalterlichen Gebäude mit einem neugotischen Spitzbogen zum „Weinhaus Brungs“. Auffällig ist zudem eine große hölzerne Wendeltreppe, die zu einer Empore führt. Auf der Empore befinden sich Wandtäfelungen aus der Renaissance-Zeit.