- An einem Haus in der Agilolfstraße bauen die nur 20 Gramm schweren Vögel seit 40 Jahren ihre Nester.
- Vogelfreund Harald Krohn hat die Kolonie bei einer Gartenvogelzählung nur durch Zufall entdeckt.
- Für ein Nest sind 1500 Flüge notwendig.
Südstadt – Wer dieser Tage durch die Agilolfstraße spaziert, wird irgendwann den Kopf gen Himmel recken. Das laute Zwitschern ist nicht zu überhören. 60 Mehlschwalben haben ihre Nester unter der überhängenden Dachkante des stattlichen Hauses an der Ecke Alteburger Wall gebaut. „Die kommen schon seit 40 Jahren“, erinnert sich ein älterer Hausbewohner.
Für Harald Krohn waren sie neu. Er ist bei der großen Gartenvogelzählung des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) im Mai auf die Mehlschwalben aufmerksam geworden. „Ich habe sie entdeckt an einer Pfütze auf der Brache an der Alteburger Straße, auf der früher die Dom-Brauerei stand“, berichtet der Vogelfreund. Durch Zufall hat er dann die Kolonie an der Agilolfstraße gefunden. „Die brauchen für ihren Nestbau feuchten Lehm. Den haben sie sich aus der Pfütze 200 Meter Luftlinie entfernt geholt“, sagt Krohn, der die Pfütze mit Gießkannen wässerte, als sie auszutrocknen drohte. Denn der Lehm für den Nestbau muss feucht sein. Sonst hält er nicht.
„Für ein Nest sind 1500 Flüge nötig“, sagt Krohn. Ursprünglich bauten die Mehlschwalben ihre kunstvollen Lehmnester an Felswände oder Küstenklippen. Das kann man etwa auf Rügen beobachten. Doch seit geraumer Zeit bevorzugen sie möglichst rau verputzte Häuserwände. Mehlschwalben sind sehr soziale Tiere. Sie jagen in kleinen Verbänden in großen Höhen Insekten. „Sie fressen aber auch Ameisen und Blattläuse“, weiß Krohn. Sie nisten im Gegensatz zu Rauchschwalben immer außen an Gebäuden. Aus Gräsern, Strohhalmen und eben Lehm formen sie geschlossene Halbkugeln.
Mehlschwalben fliegen 5000 Kilometer weit
Dass die Mehlschwalben immer wieder zur Agilolfstraße zurückkehren, hat einen einfachen Grund. Sie nutzen die alten Nester, die sie bei Bedarf reparieren. Mehlschwalben tauchen in unseren Breiten meist Ende März/Anfang April auf. Sie überwintern südlich der Sahara.
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Harald Krohn ist beeindruckt: „Sie sind nur 20 Gramm schwer und fliegen 5000 Kilometer weit.“ Aber es ist nicht alles eitel Sonnenschein unter der Dachkante an der Agilolfstraße. „Manchmal hauen die Elstern da ganz schön rein“, sagt Vogelfreund Krohn: „Aber immerhin müssen sie da oben keine Katzen fürchten.“
Wer sich die umtriebigen Mehlschwalben aus der Nähe anschauen möchte, sollte nicht allzu lange zögern. Ende August sind sie schon wieder auf ihrem Flug in Richtung Sahara.