Mehr als 100 Teilnehmende sind bei den Workshops am Museum für ostasiatische Kunst dabei. Doch nicht alle haben Spaß daran.
Salsa-WorkshopStadt Köln will Tanzabende vor dem Museum verbieten
Ein lauer Sommerabend, lateinamerikanische Musik strömt aus den Musikboxen: Auf Platz vor dem Museum für ostasiatische Kunst am Aachener Weiher wird ausgelassen Salsa und Bachata getanzt. Tanzbegeisterte aller Altersklassen und Nationalitäten treffen sich regelmäßig im Sommer vor dem Museum, um gemeinsam zu tanzen, neue Leute kennenzulernen oder einfach das Leben zu feiern. Dabei ist egal, ob man nun Salsa-Profi oder ein blutiger Anfänger ist, bei den Workshops wird alles Schritt für Schritt erklärt, sodass danach jedes Tanzpaar den ganzen Abend durchtanzen kann.
Köln: Tanz-Workshops sind kostenlos
Organisiert werden diese „Socials“ von fünf bis sechs eigenständigen Tanzgruppen, die nach Absprache miteinander so fast jeden Tag Workshops oder Partys organisieren. Und das alles komplett kostenlos. Sowohl die Veranstalter, als auch die Tanzlehrer leiten das Projekt neben ihren eigentlichen Berufen und sind vollkommen unabhängig von jeglichen Tanzschulen. Bereits seit rund 15 Jahren finden solche Tanz-Veranstaltungen von verschiedenen Gruppen in Köln statt, durch den Corona-Lockdown ist die Nachfrage weiter gestiegen, sodass nun regelmäßig bis zu 250 Personen zu den Partys am Aachener Weiher oder am Rheinauhafen kommen.
Damit soll jetzt aber Schluss sein. Nach jahrelanger Duldung der Veranstaltungen will das Museum für Ostasiatische Kunst die Tanzpartys nun verbieten. Die Stadt berichtet von einigen Lärmbeschwerden aus der gegenüberliegenden Wohnbebauung in der Gottfried-Keller-Straße, bei welchen das Ordnungsamt erhebliche Lärmbelästigungen festgestellt habe, teilweise auch über 22 Uhr hinaus. Laut Veranstalter Dr. Christoph Ebert werden die Musikboxen allerdings ab 22 Uhr entweder komplett ausgestellt oder auf Zimmerlautstärke herunter gedreht.
Ordnungswidrigkeiten-Verfahren droht
Da es sich bei der Fläche allerdings um eine öffentliche Verkehrsfläche der Stadt handelt, die dem Museum zugeordnet ist, dürfen „Geräte, die der Schallwiedergabe dienen, nur genutzt werden, wenn andere hierdurch nicht belästigt werden können“, teilt die Stadt Köln auf Anfrage mit. Gebe es eine Beeinträchtigung, sei die Nutzung verboten. Sollten die Tänzer nun weiterhin auf der Fläche des Museums feiern, ohne auf „mündliche Verwarnungen“ zu reagieren, wird von der Stadt ein Ordnungswidrigkeiten-Verfahren eingeleitet und die Musikboxen sichergestellt. Solche Anwohnerbeschwerden gab es laut Aussage der Stadt auch bereits in den Vorjahren, zu dem Zeitpunkt konnte allerdings kein Lärm festgestellt werden, der die Anwohner störe und somit keine Grundlage für ein Verbot. Durch die Beschwerden und Messungen in diesem Jahr habe sich dies geändert.
Bei einem Gespräch mit den Veranstaltern, einer Vertretung der Museumsdirektion und Vertretern des Ordnungsamtes vergangene Woche begründet das Museum das Verbot nun damit, dass Salsa und Bachata nicht mit der japanischen Kultur zusammenpassen würden. Es sei schließlich „ein Ort der Ruhe und kein Ort der Begegnung“. Aus Protest fanden Workshop und Party am Montag unter dem Motto „Kölle tanzt für Begegnung statt Verbote“ statt.
Zudem schreibt das Museum den Veranstaltern: „Die Architektur des Gebäudes und die gesamte Museumsanlage mit der Insel im Teich und der Skulptur sind ein Gesamtkunstwerk. Die gesamte Anlage ist grundsätzlich nicht für Tanzveranstaltungen, laute elektronische Musikdarbietungen sportliche Zwecke oder ähnliches gedacht.“ „Ich habe gehört, dass man auch in Tokio Salsa tanzt, aber das ist auch nur Mundpropaganda“, scherzt Veranstalter Christian Reetz über die Begründung des Museums. Dazu kommt, dass das Japanische Kulturinstitut, welches direkt auf der anderen Seite des Platzes liegt, keine Beschwerden äußert, im Gegenteil. „Ich habe schon mit Leuten Salsa getanzt, die direkt aus der Tür des Kulturinstituts gekommen sind“, erzählt Stefan Linke. Seit Anfang des Jahres gab es vereinzelt Lärmbeschwerden von Anwohnern, diese sind allerdings inzwischen auf eine einzige zurück gegangen.
„Die Tanzszene ist erschüttert“, sagt Ebert über das mögliche Verbot. Denn dies würde vielen leidenschaftlichen Tänzern den einfachen und kostenlosen Zugang zu solchen Veranstaltungen nehmen.
Sport-Angebote in Kölner Parks
In diesem Sommer gab es bereits Streit um kommerzielle Sportangebote in Parks und Grünanlagen. Sportangebote in den öffentlichen Grünanlagen sind gemäß Paragraf 24 der Kölner Stadtordnung erlaubt. Strengere Vorgaben gibt es für kommerzielle Angebote. Die seien grundsätzlich verboten, teilt die Stadt mit. Darüber hinaus bedürfte die Erbringung von gewerblichen Leistungen einer Genehmigung der Stadt Köln. „Die erforderlichen Genehmigungen für beantragte gewerbliche Sportangebote werden in Köln aber nicht erteilt“, heißt es im Presseamt.
Hintergrund dieser restriktiven Regelung sei, dass öffentliche Grünflächen in zunehmendem Maße für derartige oder ähnlich gelagerte Nutzungen angefragt werden und im Falle einer Erlaubniserteilung unmittelbar ein entsprechender Rechtsanspruch auch aller anderen Interessenten und Antragsteller entsteht.
Die Grünflächen seien – auch ihrer Widmung und historischen Idee nach – für die Naherholung und Freizeitgestaltung der Allgemeinheit gedacht. Es gebe durchaus auch genehmigungsfähige sportliche Nutzungen von Grünflächen. Dies sind insbesondere für die Allgemeinheit bestimmte Angebote von Vereinen oder öffentlichen Trägern, also nicht gewerbliche Angebote. (mft)