Mitte 2024 soll das Hansa-Gymnasium fertig werden. Im Inneren deutet viel darauf hin, dass der Termin eingehalten werden kann.
Kölner InnenstadtSanierung des Hansa-Gymnasiums ist auf der Zielgeraden
Viel ist in Köln nicht übrig geblieben von der einstigen neugotischen Pracht. Eines der wenigen Beispiele ist das Hansa-Gymnasium in der Innenstadt - seit 2015 eine Dauerbaustelle. Die Hanseaten, wie sie sich bis heute selbst voller Stolz nennen, sind derweil in das nahe gelegene Abendgymnasium ausgewichen. Und dürfen sich nun berechtigte Hoffnung machen, im nächsten Jahr wieder an ihren angestammten Platz zurückzukehren.
Wenn sie das tun, wird allerdings im Wortsinne kaum ein Stein auf dem anderen geblieben sein. Die Anforderungen eines modernen Schulgebäudes mit denen des Denkmalschutzes unter einen Hut zu bringen, ist wahrhaft keine leichte Aufgabe. Das fängt beim Dachstuhl an und hört im Keller nicht auf.
Um von oben nach unten zu gehen: Eine Photovoltaik-Anlage auf dem neuen Anbau wird 80 bis 90 Prozent des Strombedarfs decken, inklusive der enenergieintensiven naturwissenschaftlichen Versuchsräume. „Seit 2010 sind wir dabei, überall wo es möglich ist, Solaranlagen auf Schuldächern zu installieren“, erklärt Petra Rinnenburger, geschäftsführende Betriebsleiterin der städtischen Gebäudewirtschaft. Die Station auf dem Hansa-Gymnasium wird 46.500 Kilowattstunden im Jahr leisten, was in etwa dem Verbrauch von 13 Drei-Personen-Haushalten entspricht. Aber es geht eben nicht überall: Die Dachkonstruktion des alten Gebäudeteils würde die Last von zwei ausgewachsenen Elefanten - soviel wiegt die Anlage - nicht tragen.
Dezentrale Anordnung der Räume
Obwohl auch die komplett erneuert wurde und das Dachgeschoss selbst nun die Aula mit einer Kapazität von 369 Gästen beheimatet. Dafür wurde eine Zwischenebene eingezogen, unten dran sind nun ebenfalls Klassenräume eingezogen. Das „neue“ Hansa-Gymnasium ist als Cluster-Schule angelegt, das heißt sie ermöglicht die dezentrale Anordnung von eigenständigen Unterrichts- und Aufenthaltsbereichen auch in den Fluren. Was auch heißt, die Räume haben eine Sichtverbindung zum Gang und den dortigen Aufenthaltsbereichen hin.
Das wiederum bedingt einen funktionierenden Schallschutz in den alten, hohen Bogengängen mit ihren restaurierten Steinzeug-Böden. Der wird über eigens entwickelte Holzpaneele realisiert. Hinter den historischen Einscheiben-Bleiglasfenstern der Klassenräume wurde eine zweite Fensterwand hochgezogen, was im ersten Moment wie eine Raum-in-Raum-Konstruktion aussieht. Letztlich ist der Gedanke auch gar nicht so weit hergeholt, schließlich liegen sowohl die moderne Kabellage wie die neuen Leitungen hinter neu verputzten Wänden.
Besonders stolz ist Oberbauleiter Matthias Zoppelt auf die Funktionsräume im Untergeschoss. „Das sah aus wie ein seit Jahren verlassener, großer Weinkeller“, sagt er. Heute sind dort die Räume für die Naturwissenschaften eingerichtet, auch hier alles unter modernsten pädagogischen Gesichtspunkten entwickelt. „Hier sieht's ja aus wie in der Uni“, entfährt es einer Besucherin beim Rundgang. „Ist ja auch ein Gymnasium“, lautete die trockene Antwort des Bauleiters.
Was sich hingegen als gar nicht so dramatisch entpuppte, war die Sanierung der Außenfassade. „Die Substanz war noch ziemlich gut“, erklärt Diplom-Restaurator Thomas Lehmkuhl. „Die Maßnahmen waren relativ überschaubar.“ Die ersten drei Meter vom Boden seien es gewesen, die die größten Probleme gemacht hätten. Die Fundamente waren nicht abgedichtet, dort ist permanent Feuchtigkeit eingedrungen und die Wände wieder hochgekrochen. Hat man früher eben so gemacht. Dennoch: „Gute Handwerkskunst“ bescheinigt Lehmkuhl den Kolleginnen und Kollegen, die das Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg wieder instand gesetzt hatten.
Rund 70 Millionen Euro Kosten
Bei rund 70 Millionen Euro bewegen sich die Sanierungskosten Stand jetzt, erklärt Petra Rinnenburger. Im zweiten Quartal 2024 soll die Übergabe erfolgen, wann tatsächlich um- und eingezogen wird, steht allerdings noch nicht fest. Das ist Sache der Schule und des Schulamtes", so Rinnenburger. Gut acht Jahre wird die Sanierung des Hansa-Gymnasiums als Teil der neuen Bildungslandschaft Altstadt-Nord dann gedauert haben. Und es geht weiter, sobald die 700 Hanseaten wieder an Ort und Stelle sind: Dann wird mit der Sanierung des Abendgymnasiums begonnen, das bislang als Interim gedient hat.