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Technische ProblemeNeues Kölner Stadtarchiv mit langer Liste massiver Mängel

Lesezeit 3 Minuten
Das Historische Stadtarchiv am Eifelwall

Das Historische Stadtarchiv am Eifelwall

Klimaanlage außer Betrieb, die Luft in der Restaurierungsabteilung kann nicht gereinigt werden und Sicherheitsmängel gibt es auch noch. Hinter der schönen Fassade des neuen Stadtarchivs sieht es nicht gut aus um die technischen Anlagen.

Es war eigentlich eine Baumaßnahme, die für Kölner Verhältnisse mal ganz gut lief. Eigentlich. Der Bau des neuen historischen Stadtarchivs am Eifelwall blieb einigermaßen im Zeit- und Kostenrahmen. Für das Gebäude gab es nach Fertigstellung viel Lob, es war sogar für den Architekturpreis des Deutschen Architekturmuseums nominiert. Doch der Blick hinter die Fassade offenbart ein anderes Bild. Der Rundschau liegt ein Brief des „Fachbeirates für den Wiederaufbau des Historischen Archivs der Stadt Köln“ an Oberbürgermeisterin Henriette Reker vor. Demnach gibt es am Stadtarchiv eine lange Liste massiver technischer Mängel. Und was noch ärgerlicher sei: Die Behebung lasse trotz permanenter Ermahnung auf sich warten.

Absauganlage macht Höllenlärm

Auch für den Fachbeirat war die Inbetriebnahme des neuen Archivgebäudes Anlass zur Freude. Jedoch: „Seither wurde aber eine Reihe von Mängeln erkannt, die sich als ausgesprochen langlebig herausstellen. Bestimmte Arbeitsprozesse werden seit nunmehr 18 Monaten verhindert, andere Arbeitsabläufe massiv gehemmt“, schreibt der Beiratsvorsitzende Frank M. Bischoff an die OB. Um nicht auszuufern, beschränkt er sich auf „nur“ drei Mängel, die gravierendsten.

Da wäre die Absauganlage in der Archivgutreinigung. Hier werden vor allem die beim Archiveinsturz am Waidmarkt in Mitleidenschaft gezogenen Archivalien gereinigt. Zum Schutz der Mitarbeiter vor kontaminierten Partikeln wird die Luft abgesaugt. Doch die Anlage könne „aufgrund der hohen Geräuschentwicklung und einer durch Körperschallwellen hervorgerufenen Vibration im Gebäude“ nicht betrieben werden, heißt es in dem Schreiben. Selbst kurzfristiger Betrieb ist umständlich, denn die Absauganlage könne nur im Keller an- und ausgeschaltet werden. Das Dilemma: Der Betrieb widerspreche den Arbeitsrichtlinien, das Ausschalten gefährde die Gesundheit der Mitarbeiter.

Klimaanlage im Magazin außer Betrieb

Kostbare Negative berühmter Kölner Fotografen lagern im Archiv. Dass solche Schätze in klimatisierter Atmosphäre aufbewahrt werden müssen, erschließt sich selbst dem Laien. Vier bis acht Grad müssen es sein. Doch die Klimaanlage des Magazins ist außer Betrieb. „Nach Kenntnis des Fachbeirats hängt das mit zwei Kühlgeräten zusammen, die aus Brandschutzgründen nicht betrieben werden dürfen“, heißt es in dem Schreiben an die Oberbürgermeisterin.

Permanent Wache schieben

Die technischen Unzulänglichkeiten wirken sich auch auf die Sicherheit des Archivs aus. Um dennoch den Anforderungen des Versicherungsschutzes gerecht zu werden, muss permanent Wachpersonal in dem Gebäude patrouillieren. Das Problem stelle mittlerweile „eine für die Besucher erkennbare Peinlichkeit dar“, schreibt Bischoff. So müssten unter anderem die Namen von Besuchern auf Papierlisten geführt werden.

Viel Schatten beim Licht

Was der Vorsitzende des Fachbeirates gar nicht erst vertieft: Teils lässt sich das Licht in dem neuen Gebäude nicht regulieren, kann nur über den Sicherungskasten an- oder ausgeschaltet werden. Der Sonnenschutz an den großen Glasfronten verklemmt sich. „Wie wir erfahren mussten, hat die Gebäudewirtschaft auf die mehrfachen Bitten um Mängelbeseitigung zum Teil seit geraumer Zeit überhaupt nicht mehr reagiert“, schließt das Schreiben. Die Archivleitung hat das Gebäude über die städtische Gebäudewirtschaft angemietet. Dr. Ulrich Fischer ist stellvertretender Leiter des Stadtarchivs. „Ich kann die Mängel bestätigen“, sagt er der Rundschau.

„Anlass zu großer Sorge“

„Es ist für mich ein Anlass zu großer Sorge, dass man diese massiven Probleme nicht in den Griff bekommt“, so Fischer. Mittlerweile wöchentlich säße er deshalb mit der Gebäudewirtschaft zusammen. Aber ich habe noch keine Hinweise auf eine Lösung.“

Die städtische Gebäudewirtschaft sagt dazu: „Die Mängel sind bekannt und im höchsten Maße ärgerlich. Der Prozess der Mängelbeseitigung wird von der Stadt sehr stringent geführt und nachverfolgt. Die ausführenden Firmen sind nicht nur angeschrieben, sondern auch fristwahrend zur Mängelbeseitigung rechtlich aufgefordert. Schließlich sind diese in der Pflicht im Rahmen der Gewährleistung, die Mängel zu beseitigen.“ Dazu bestehe regelmäßiger Kontakt zu dem Mieter, also der Archivleitung.