Die Stadt hatte fünf Varianten untersucht – keine davon war in Form der Eisenbahnbrücke gestaltet. Zur Begründung hieß es, bei einer solchen Bauform brauche man viel mehr Stahl, was Mehrkosten bedeutet.
Fuß- und RadverkehrHohenzollernbrücke soll nicht in historischer Form erweitert werden
Es ist die bekannteste Ansicht von Köln: der Dom mit dem Rhein und der Hohenzollernbrücke davor. Für jede Art von Bauprojekt ist dies der sensibelste Bereich, den man in dieser Stadt finden kann. Die Frage, wie an dieser Stelle eine neue Brücke für den Fuß- und Radverkehr gestaltet werden soll und darf, erhitzt die Gemüter. Die Stadtverwaltung plant, wie berichtet, eine schlanke Konstruktion für 62,5 Millionen Euro, die sich am historischen Vorbild orientiert, aber optisch deutlich davon unterscheidet (Foto oben). Für Dombaumeister Peter Füssenich kommt dies einem erheblichen Eingriff in das ikonische Köln-Panorama gleich. Er würde eine Erweiterung im Stil der vorhandenen Eisenbahnbrücke (Foto unten) bevorzugen.
Am 21. März soll der Stadtrat weitere zwei Millionen Euro für die Planung der schlanken Variante freigeben. Damit will sich FDP-Fraktionschef Ralph Sterck nicht abfinden. Er fordert, die Erweiterung analog zu der Eisenbahnbrücke zu planen und zu bauen. Sterck verweist darauf, dass an genau dieser Stelle bis zum Krieg eine solche Brücke gestanden hat (siehe Infotext am Seitenende). „Dieses Bauwerk – damals für den Auto- und Straßenbahnverkehr errichtet – gilt es nun, für den Fuß- und Radverkehr in der historischen Form wiederherzustellen, damit sich die Erweiterung der Hohenzollernbrücke harmonisch in das Panorama einfügt.“ Schließlich handele es sich hier um die prominenteste Stelle der ganzen Stadt.
Stadt argumentiert mit höherem Stahlverbrauch
Die Hohenzollernbrücke besteht zurzeit aus drei parallel verlaufenden Bogenbrücken mit jeweils zwei Eisenbahngleisen. Die Stadt hatte für die geplante Erweiterung fünf Varianten untersucht – keine davon war in Form der Eisenbahnbrücke gestaltet. Zur Begründung hieß es, bei einer solchen Bauform brauche man viel mehr Stahl, was Mehrkosten von 27,4 Millionen Euro und einen zusätzlichen Ausstoß von 6900 Tonnen Kohlendioxid bedeute.
Die historische Bauform deshalb von vorneherein auszuschließen, findet Sterck nicht in Ordnung. Er betont: Diese Kalkulation beruhe auf dem Gewicht der 1985-89 errichteten nördlichen Erweiterung für die Eisenbahn, eine Fahrradbrücke könne aber deutlich leichter sein. Und die Baukosten würden größtenteils von Bund und Land übernommen.
Grünen-Geschäftsführer Lino Hammer sagte, seiner Fraktion sei „wichtig, dass wir den Ausbau zügig angehen können – natürlich nur in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz“. Welche Variante sich am Ende durchsetze, müsse man noch beraten.
Völlig unklar ist bisher, wie der Radverkehr linksrheinisch von der elf Meter breiten Brücke weitergeführt werden soll. Man könne nicht alle Radfahrer Richtung Roncalliplatz schicken, sagt Teresa De Bellis (CDU). Eine Rampe von der Brücke hinunter zum Rheingarten würden jedoch sowohl der Denkmalschutz als auch die Urheberrechtsinhaber des Rheingartens ablehnen, hatte die Stadt kürzlich im Verkehrsausschuss erklärt.
Originalteil der Hohenzollernbrücke war 74 Jahre in Duisburg im Einsatz
Die Kölner Hohenzollernbrücke wurde von 1907 bis 1911 errichtet und am 6. März 1945 von der Wehrmacht gesprengt, um den Vormarsch der US-Armee zu verlangsamen. Nach dem Krieg wurde ein intaktes Bogensegment der alten Brücke per Schiff nach Duisburg gebracht. Dort diente es 74 Jahre lang als Straßenbrücke über die Ruhr und verband als Teil des Karl-Lehr-Brückenzugs die Ortsteile Kaßlerfeld und Ruhrort.
Das ursprünglich in Kölner Brückengrün gestrichene Bauwerk trug in Duisburg einen blau-roten Anstrich.
Im Januar wurde die Brücke abgerissen, nachdem kurz zuvor neben ihr eine neu gebaute Brücke eröffnet worden war. Die Demontage des aus rund 1500 Tonnen Stahl bestehenden Bauwerks dauerte eine Woche, so die Wirtschaftsbetriebe Duisburg. Eine Fachfirma demontierte die Bögen und Stützen, bis nur die Fläche der Brücke übrig blieb. Sie wurde auf einem Ponton abtransportiert und zerlegt. Mehr als 110 Jahre nach seinem Bau ist das Kölner Brückenteil nun also Geschichte. (fu)