Die Lufthansa geht, Ford baut Stellen ab, dennoch ist Köln vergleichsweise gut durch das vergangene Jahr gekommen. Was unter anderem auch an der Kölnbusiness Wirtschaftsförderung lag, betont Geschäftsführer Manfred Janssen.
JahresbilanzKölner Wirtschaft trotz Krisen auf gutem Weg
Über die Hälfte aller Einnahmen generiert die Stadt aus der Gewerbesteuer. Trotz Corona und den Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine, trotz Lufthansa-Weggang und Stellenstreichungen bei Ford: Die Stadt habe sich im vergangenen Jahr erneut als sehr resilient erwiesen, so Kölnbusiness-Geschäftsführer Manfred Janssen. Was man dort zum Teil auch auf die eigenen Anstrengungen zurückführt. So seien 2022 haben rund 44 000 Quadratmeter städtische Gewerbegrundstücke vermittelt worden, wodurch 1450 Jobs gesichert oder geschaffen werden konnten. Seit 2021 sind in Köln rund 15 000 neue Stellen entstanden, im Jahr 2022 wurde mit 606 000 Beschäftigten sogar ein neuer Rekordwert erreicht.
730 000 Euro für die Kreativwirtschaft
Die Wirtschaftsförderung begleitete 155 Gründerinnen und Gründer auf dem Weg in die Selbstständigkeit, 840 000 Euro Fördermittel für Startups flossen über das Gründerstipendium NRW nach Köln. Hinzu kommen rund 556 000 Euro an Fördermitteln, mit denen Kölnbusiness das Startup-Ökosystem in der Stadt unmittelbar unterstützt hat, für Unternehmensgründungen wurde eigens das „Startercenter“ eingerichtet. 730 000 Euro flossen in die Kultur- und Kreativwirtschaft, ein dreiköpfiges Team kümmert sich speziell um die Bereiche Games, Medien und Design.
Hilfestellung leistet man Unternehmen auch bei Genehmigungsfragen – so sind rund 70 Prozent der eingereichten Bauanträge unvollständig oder falsch ausgefüllt. Und auch einige große Fische konnte man an Land ziehen: Die Ansiedelung des türkischen Nuklearmedizin-Unternehmens Monrol oder die Erweiterung der Karadag-Supermarkt-Kette haben über Köln hinaus Beachtung gefunden. Was in Köln ebenfalls immer Beachtung findet, ist die Entwicklung der Innenstadt und der Veedelszentren. 300.000 Euro hat man hier für verkaufsfördernde Aktionen und Projekte im vergangenen Jahr bereitgestellt und über Landesmittel anderthalb Stellen für die Einrichtung eines City-Managers zur Verfügung gestellt bekommen.
Ein Hauptaugenmerk gilt dem Strukturwandel nicht nur der großen Einkaufsstraßen weg von reinem Konsum hin zu einer zunehmenden Mischnutzung. Die Services für Einzelhandel, Gastronomie und Freizeitwirtschaft sollen ausgebaut werden. Ein fünfköpfiges Team wird sich gemeinsam mit der Stadt und einem breiten Netzwerk darum kümmern, den Strukturwandel aktiv zu gestalten. Klingt alles ganz gut soweit. Woran es allerdings immer noch hakt, bringt Janssen auf einen einfachen, kurzen Nenner: Flächen. Sowohl für Gewerbe wie auch für den Wohnungsbau, schließlich brauchen neue Mitarbeiter auch Unterkünfte. „Wir reden von rund 500 Hektar Flächenbedarf in den nächsten fünf Jahren“, mahnt er. Auch wenn es Positiv-Beispiele wie die Entwicklung des Biocampus in Bocklemünd oder auch frei werdende Flächen etwa bei Ford gebe, das Grundproblem bleibe bestehen: Wer Unternehmen gleich welcher Größe nach Köln holen wolle, müssen ihnen auch den nötigen Raum geben. Der allerdings wird bekanntermaßen immer knapper.