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Am Kölner EigelsteinSo schützen die Betreiber von Grillrestaurants ihre Nachbarn

Lesezeit 2 Minuten
Mehmet Harmanci an seinem Grill am Kölner Eigelstein.

In der Kölner Weidengasse reiht sich ein Schnellrestaurant an das andere. Insbesondere Holzkohlegrille verursachen Geruch und Ruß aus. Mehmet Hamanci an seinem Grill im „Doy Doy“.

Jahrelang gab es Streit um den Rauch aus den Grillrestaurants am Eigelstein. Die Lösung soll nun ein bundesweit einmaliges Projekt bringen.

Es ist ein Ortstermin der besonderen Art. In einem Hinterhof auf einem Vordach an der Weidengasse werkeln an einem kühlen Donnerstagmorgen Monteure an einem großen Kasten – rings herum stehen Journalisten und schauen dem Treiben gebannt zu. Sogar gefilmt wird das Prozedere. Was ist da los? Es wird nicht etwa ein neuer Tatort am Eigelstein gedreht – es geht um beißenden Rauch, schmackhafte Fleischspieße, Bürgerbeschwerden und Holzkohle.

Bundesweit einmaliges Projekt

In einem bundesweit einmaligen Projekt bauen seit Donnerstag Wirte von Grillrestaurants im Eigelstein-Viertel nach und nach leistungsfähige Filter in ihre Abluftanlage ein. So sollen die Anwohner vor schädlichem Rauch geschützt werden. Die Abluftanlage beim Ortstermin auf dem Vordach gehört zum bekannten Restaurant „Doy Doy“ von Inhaber Mehmet Harmanci. Während die Monteure an dem großen Kasten werkeln und Filter installieren, wird mehrere Meter tiefer im Laden der Holzkohlegrill langsam angeworfen und die Lammspieße vorbereitet. Die Filteranlagen sollen den Grillrauch ansaugen und zu 95 Prozent absorbieren, heißt es.

Gutachter empfehlen Abluftreinigung

Die Aktion auf dem Vordach hat eine lange Vorgeschichte. Seit Jahren fordern die Anwohner der beliebten Gastromeile im Viertel, dass die Abluft der Holzkohlegrills gefiltert werden muss. „Viele Bürger im Viertel beschweren sich regelmäßig über den Rauch. Manche sind sogar weggezogen“, sagt Burkhard Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein. Besonders in den Abendstunden und am Wochenende laufen die Holzkohlegrills auf Hochtouren – und teilweise dichte Rauchschwaden ziehen über die Dachgärten und Balkone.

Was tun? Der Bürgerverein forderte im Jahr 2017 erstmals Maßnahmen, sammelte Unterschriften, hielt Versammlungen ab und suchte den Dialog mit den Restaurantbetreibern. Ausschlaggebend für den Einbau war schließlich ein Geruchsgutachten. Das Ergebnis: „Es wird dringend empfohlen, die Holzkohlegrillanlagen mit effizienten Abluftreinigungsanlagen zu versehen.“

„Wenn ich dafür sorgen kann, dass die Nachbarn bessere Luft atmen können, dann will ich das auch tun‘

Der Inhaber des „Doy Doy“ war früh mit dabei: „Wenn ich dafür sorgen kann, dass die Nachbarn bessere Luft atmen können, dann will ich das auch tun“, sagte er vor Ort. Der gute Wille kostet aber auch: Die Filteranlage kosten mehrere zehntausend Euro, je nach Größe. In drei Wochen sollen alle Grillrestaurants ausgerüstet sein. In anderen Städten ist man noch nicht so weit, sagt Burkhard Wennemar. Beispielsweise in Mannheim liegen seit Monaten Anwohner rund um den Marktplatz mit den Betreibern von Grillrestaurants im Clinch. Bereits nach Veröffentlichung des Gutachtens kündigte Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) vergleichbare Initiativen beispielsweise für die Keupstraße an.