Vor über 2500 Menschen stellte der Meisterkoch sein neues Buch vor. Neben Expertentipps und Koch-Show outete er sich auch als Fan eines kölschen Klassikers.
lit.Cologne Spezial in KölnWas Starkoch Yotam Ottolenghi am Halve Hahn verbessern würde
München und Hamburg zur Vor- und Nachspeise, Köln als „Main Course“: Zur Vorstellung seines neuen Kochbuchs „Comfort“ besuchte Starkoch Yotam Ottolenghi bei seinem zweiten von nur drei Deutschland-Terminen am Dienstagabend Köln. Über 2500 Personen strömten in das erst im Juni eröffnete Kongressgebäude Confex Hall, um den 55-jährigen Bestsellerautor zu sehen. Mit so einem Zuschauerandrang hatte der Protagonist des Abends wohl selbst nicht gerechnet: „Ich war noch nie in einem Raum mit so vielen Leuten, wenn ich auf der Bühne stand“, sagte der in Israel geborene Wahlbrite direkt zu Beginn der Veranstaltung sichtlich stolz. „Das ist ein neuer persönlicher Rekord für mich.“
Etwas mehr als zwei Stunden dauerte die interaktive Show, die über eine klassische Buchvorstellung hinausging. Im Rahmen eines „Speed-Datings“ mit Moderatorin Marie-Christin Knop erzählte Ottolenghi zunächst ausführlich über die Entstehung seines neuen Buches, kulinarische Kindheitserinnerungen und den Einfluss kurzweiliger Koch-Videoclips auf heimische Küchen.
Gefragt nach seinem eigenem „Comfort-Food“ präsentierte der Star des Abends verschiedene Gerichte aus seinem Buch: israelische Fleischbällchen oder amerikanische Soufflé-Pfannkuchen. Zudem outete er sich zur Freude des Publikums als Fan der kölschen Brauhaus-Küche. Dieser hatte er tagsüber probiert und zeigte sich begeistert von seiner Portion „Halve Hahn“: „Es ist sehr lecker, auch wenn ich immer noch nicht weiß, warum es so heißt.“ Etwas verändern würde Ottolenghi an dem Gericht nichts: „Es ist perfekt, so wie es ist!“. Falls es doch etwas sein müsste, wäre es wohl eine Scheibe Mortadella: „Das stelle ich mir nicht schlecht vor.“ Auch von dem dazu gestellten Getränk zeigte sich Ottolenghi begeistert: „Das Kölsch war köstlich.“
Yotam Ottolenghi in Köln: Das Comfort-Food für jeden gibt es nicht
Ein „Comfort-Food“ für jeden, gibt es aber nicht, stellt der Inhaber mehrerer Restaurants (u.a. Nopi, Spitalfields) klar. Wichtig sei vor allem, dass das Zubereiten und Kochen keinen Stress auslöse. Ob warm oder kalt, oder mit Fleisch oder vegetarisch, spiele dabei nicht die erste Rolle. Auch das Überschreiten von ungeschriebenen Gesetzen der Küche unterstützt Ottolenghi, der als Beweis ein Bolognese-Rezept aus seinem Buch zeigte: „Alle Italiener im Saal müssen kurz wegschauen.“
Auch politische Themen kamen zur Sprache. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf seine Heimat Israel und den anschließenden Krieg spüre er eine Hilflosigkeit: „Ich wache jeden Morgen mit einer schweren Niedergeschlagenheit auf.“ Er habe bei sich selbst erkannt, dass seitdem mehr Nostalgie in die Konzeption seiner Gerichte fließt und er vermehrt Speisen aus seiner Kindheit zubereitet.
Pfannkuchen-Duell zwischen Starkoch und Moderatorin
Nach einer kurzen Pause wurde dann auch gekocht: Moderatorin Knop und Ottolenghi duellierten sich in einem Wettbewerb, bei dem Pfannkuchen zubereitet wurden. Die Zuschauer konnten per Smartphone die Zutaten für den „Kölner Crêpe“ von Knop auswählen, der anschließend im Geschmackstest gegen Ottolenghis Kreation aus Eiersalat, Gewürzgurken, Röstzwiebeln und Chimichurri bestehen musste.
Den Abschluss bildete eine Fragerunde des Publikums an den Meisterkoch. Über Essen und Kochen zu reden, machte dem Gastronomen sichtlich Spaß, der leidenschaftlich und wortreich auf alle Fragen einging. Neben seinen favorisierten Gewürzen oder vegetarischen Alternativen ging es auch darum, ob Nutella mit oder ohne Butter gegessen werden sollte. „Mit natürlich“, lautete die Antwort von Ottolenghi, der sich anschließend unter großem Applaus aus Köln verabschiedete.
Ottolenghi Comfort, von Yotam Ottolenghi mit Helen Goh, Verena Lochmüller und Tara Wigley, 320 Seiten, über 100 Rezepte, 38 Euro.