Die Mammut-Sanierung der Kölner Bühnen steht vor großen Herausforderungen - Verspätungen, steigende Kosten und Mängel in der Kommunikation setzen das Projekt unter Druck.
Bühnen-Sanierung in KölnKommt die Eröffnung erst zur Spielzeit 2025/26?
Die Kölner Bühnensanierung um Oper, Schauspielhaus und Co. steckt in der Zwickmühle. Genau genommen steckt sie sogar in mehreren Zwickmühlen. Am heutigen Dienstag, 30. April, soll die Abnahme der Technikräume erfolgen. Nach Informationen der Rundschau deutet alles daraufhin, dass dieser sogenannte Meilenstein nicht einzuhalten ist, weil der Baufortschritt in den vergangenen Monaten langsamer ist als geplant. Allerdings machen Sanierungsteam und Stadtverwaltung die Schotten dicht. Mehrere Anfragen der Rundschau blieben am Montag unbeantwortet.
Unfassbarer Druck auf das Sanierungsteam
Dabei hatte der technische Betriebsleiter der Bühnen-Sanierung, Bernd Streitberger, das Projekt einst als „transparenteste Baustelle“ bezeichnet, weil selbst die Finanzierungskosten kommuniziert worden sind. Etwas, das bei Großbauprojekten unüblich ist. Die Transparenz macht allerdings derzeit eine Pause, wahrscheinlich weil der Druck auf die Baustelle größer denn je ist. Doch woran liegt das?
Streitberger und sein Team stecken in der Zwickmühle, da sie einen Termin für die Schlüsselübergabe kommuniziert haben. Ursprünglich war Ende März avisiert, doch als dieser Termin kippte, nannte Streitberger den 28. Juni 2024 als neuen Termin. Für die öffentliche Diskussion wäre es möglicherweise besser gewesen, keinen Termin zu nennen, nach dem Motto: Wir eröffnen, wenn wir fertig sind. Doch ohne Termin sind weder Zeitplan noch Zeitdruck für die Gewerke, die auf der Baustelle tätig sind, möglich. Es ist eine Zwickmühle ohne Ausweg.
Hinzu kommt, dass das Thema der Bühnensanierung in Köln bereits seit Jahren ein sehr sensibles ist. Das liegt nicht nur an der deutschlandweiten medialen Aufmerksamkeit, sondern auch an der kurzfristigen Absage der Wiedereröffnung 2015. Zudem läuft diese Sanierung mittlerweile seit mehr als einem Dutzend Jahren und die Kosten sind stetig gestiegen. Bau, Finanzierung und Interimsstätten werden am Ende über eine Milliarde Euro kosten. Der Rat der Stadt Köln hatte zuletzt im März eine weitere Erhöhung des Budgets um 37,2 Millionen Euro auf 709,4 Millionen Euro für die Baukosten freigegeben.
Zahlreiche Abhängigkeiten auf der Bühnen-Baustelle
Eine weitere Zwickmühle ist, dass von dem heutigen Meilenstein auch der weitere Verlauf der Baustelle abhängt. Bewahrheiten sich die vielen Vorzeichen, dass die Bereiche Informationstechnik und Theatertechnik heute nicht staubfrei sind, muss neu geplant werden. Im monatlich erscheinenden Statusbericht der Bühnen aus dem Monat Februar war erneut die Rede davon, dass es nicht schnell genug gehe, die nötigen Kapazitäten bei den Baufirmen nicht abrufbar seien und auch noch Teilkündigungen erfolgen mussten. Die voneinander abhängigen Trockenbau- und Elektrogewerke machten zuletzt immer wieder Probleme, hieß es. Ende Februar waren 107 der insgesamt 312 Bauabschnitte fertiggestellt — also 205 noch nicht. Der Monatsbericht für März ist noch nicht veröffentlicht.
Diese negativen Vorzeichen für den Meilenstein werfen Fragen auf, denn Bernd Streitberger sagte gegenüber der Rundschau zuletzt: „Wenn der Meilenstein gehalten werden kann, dann geht es weiter. Wird der Meilenstein gerissen, ist auch der Terminplan gerissen.“ Wie lange dauert es also nun, bis die Abnahmen erfolgen können? Welche weiteren Meilensteine sind davon abhängig? Für den 17. Mai ist die Sachverständigenabnahme geplant. Wie sieht der neue Zeitplan aus? Und was passiert, wenn der scheidende Betriebsleiter Streitberger am 30. Juni, wie die Rundschau berichtete, aussteigt?
Ein Nachfolger für den Chefsanierer
Auf all diese Fragen müssen Stadtverwaltung und Sanierungsteam derzeit Antworten finden. Wie die Rundschau erfuhr, soll für die Nachfolge von Streitberger eine Lösung in greifbarer Nähe sein. Bevor die jedoch präsentiert werden kann, wird sich der oder die Nachfolgenden ein Bild von der Baustelle machen und zugleich Antworten auf die vielen Fragen finden müssen. Dem Vernehmen nach wird die Stadtspitze demnächst Streitbergers Erben gemeinsam mit einem neuen Zeitplan für die Schlüsselübergabe vorstellen. Dann sollte es auch Klarheit zu den Meilensteinen geben.
Bis es soweit ist, kann es allerdings noch etwas dauern. Ein Zeichen dafür, dass hinter den dichtgemachten Schotten viel zu tun ist, sind die deutlich später angesetzten Pressekonferenzen zu den Spielzeiten Oper und Schauspiel der Stadt Köln. Üblicherweise präsentieren die Häuser ihr Programm im Frühjahr. In diesem Jahr ist erst nach dem Kulturausschuss am 18. Juni damit zu rechnen. Eigentlich benötigen auch die Spielstätten wie die freie Volksbühne rund ein halbes Jahr Vorlauf, um Abonnements und Angebote zu entwerfen und zu vermarkten.
Nachdem bereits mehrfach über mögliche Eröffnungen von Schauspiel und Oper im Winter oder Frühjahr spekuliert wurde, gilt nunmehr ein Start am Offenbachplatz zur Saison 2025/26 als nicht mehr ausgeschlossen. Roland Fernstaedt, Vorsitzender des Personalrats des Kulturdezernats, erklärte auf Anfrage der Rundschau: „Die Eröffnung zur Spielzeit 2025/26 wäre aus unserer Sicht die sinnvollste Lösung. Das würde Druck aus der Baustelle nehmen und Planungssicherheit für die Belegschaft schaffen.“
Bühnensanierung
Vier Häuser werden derzeit auf der Bühnenbaustelle am Offenbachplatz saniert oder neu gebaut. Zu dem Mehrspartenhaus gehört neben der Oper auch das Schauspielhaus. Beides stammt aus der Feder des Architekten Wilhelm Riphahn. Die Oper wurde 1957 eröffnet. Neben der Erneuerung der Bühnentechnik in beiden Häusern erfolgt während der Instandsetzung auch eine akustische Optimierung der Säle in beiden Häusern. Auch die Restaurierung denkmalgeschützter Bauteile ist ein wichtiger Baustein des Vorhabens, das nach der Schließung 2012 startete. Wie die Rundschau berichtete, verzögert sich auch die Neugestaltung der Außenanlagen auf dem Offenbachplatz, die erst erfolgen können, wenn die Baucontainer für die Sanierung vom Platz verschwunden sind. Das Mehrspartenhaus wird parallel dazu um zwei Häuser erweitert: Die Kinderoper und das sogenannte Kleine Haus. (rom)