Brennpunkt BaustelleGefährliche Enge am Rudolfplatz noch bis 2021?
Köln – Wenn die schweren Maschinen kommen, müssen sich Fußgänger und Radfahrer dünne machen. Und auch für Autofahrer wird es oft eng und unübersichtlich. In einer Stadt voller Baustellen wie Köln ist das häufiger zu beobachten. Am Rudolfplatz ist nun ein Engpass der besonderen Art entstanden.
An der Baugrube neben der Hahnentorburg, wo bis 2021 zwei große neue Büro- und Geschäftshäuser entstehen, knubbeln sich die Verkehrsteilnehmer auf engstem Raum. Täglich ist zu sehen, wie Betonmischer an der Baustelleneinfahrt quer auf dem Gehweg stehen. Fußgänger sind teils gezwungen, auf die Fahrbahn zu laufen oder umzukehren, um an den Baufahrzeugen vorbei zu kommen. Der vom Zülpicher Platz in Richtung Friesenplatz fahrende Verkehr wird an der Baustelle nach links verschwenkt – mittels Warnbaken und gelber Streifen, die auf den Asphalt geklebt wurden.
Radweg endet auf dem Gehweg
Wo Radfahrer und Autofahrer bisher zwei komplette Fahrspuren nutzen konnten, steht jetzt deutlich weniger Platz zur Verfügung. Die Folge: Autofahrer fahren häufig halb über den schmalen Streifen, den die Stadt hier für Radfahrer vorgesehen hat. Viele Radler bleiben daher lieber in der rechten Spur, die eigentlich nur als Baustellenzufahrt gedacht ist, aber notgedrungen auch von Fußgängern genutzt wird, die den Baumaschinen ausweichen.
Für Autofahrer, die von der Richard-Wagner-Straße links auf den Habsburgerring einbiegen, ist die Lage auf den ersten Blick nicht klar erkennbar. Mancher nutzt daher nicht, wie gewünscht, die linke Fahrspur, sondern landet auf der rechten Spur, kreuzt dabei zweimal den Weg für die Radfahrer.
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Auch in südlicher Fahrtrichtung geht es am Habsburgerring eng zu. Radfahrer müssen sich dort entweder die einzige verbleibende Fahrspur mit den Autos teilen. Oder sie folgen dem alten Radweg. Der führt aber nach wenigen Metern auf den Gehweg, weil auf dem Radweg und dem früheren Taxistand inzwischen zehn Container der Baufirmen stehen, die dort auch Autos abstellen, obwohl es darunter eine Tiefgarage gibt.
Die schmalen Flächen für Fußgänger und Radfahrer und die unübersichtliche Lage bergen nicht nur bei Dunkelheit potenzielle Gefahren. Der Rudolfplatz ist einer der am stärksten frequentierten Verkehrsknoten der Stadt, hier kreuzen sich die oberirdischen Linien 1 und 7 und die U-Bahn-Linien 12 und 15 sowie zwei Buslinien. Entsprechend groß ist das Fußgängeraufkommen. Zudem locken hier derzeit zwei Weihnachtsmärkte zahlreiche Besucher an.
Verkehrsclub fordert Absperrgitter
Reinhard Zietz, Vorstandsmitglied beim Regionalverband Köln des Verkehrsclubs Deutschlands (VCD), hat die Stadtverwaltung vorige Woche auf die Problematik hingewiesen, sagt: „Die Verkehrsführung an diesem Engpass muss eindeutiger sein.“ Er fordert an der ersten Warnbake eine Beschilderung „Links vorbeifahren“ sowie eine bauliche Trennung von Auto- und Radspur. „Absperrgitter wären optimal.“
Auch der Fahrradclub ADFC ist mit der Verkehrsführung nicht zufrieden. „Das macht einen wenig durchdachten Eindruck, hier drohen Konflikte“, sagt Vorstand Christian Hölzel. Ein erste Variante der Radverkehrsführung an der Baustelle hatte die Stadt nach Kritik des ADFC vorige Woche übrigens wieder umgeklebt.
„Es geht doch nicht, dass man an dieser exponierten Stelle im Herzen der Stadt so ein Ding aufmacht. Das kann doch jetzt nicht zwei Jahre lang so bleiben“, meint Reinhold Goss von der Initiative #RingFrei, die sich für die Belange von Radfahrern, Fußgängern und mehr Aufenthaltsqualität an den Ringen einsetzt.
Stadt Köln nimmt Stellung zur neuen Lage
Auf Anfrage der Rundschau erklärte das Verkehrsdezernat sein Konzept wie folgt: „Der rechte Fahrstreifen in Richtung Norden wurde aufgehoben und dort eine Anlieferzone für Baustellenfahrzeuge eingerichtet, damit der Gehweg für den Fußgängerverkehr frei bleibt. Der Radverkehr wird links neben dieser Anlieferzone vorbei geführt. Die Verkehrsführung wird nach Bedarf jeweils dem Baufortschritt angepasst.“
Weiter hieß es, Linksabbieger aus der Richard-Wagner-Straße würden mit einer Bake und dem Schild „rechts vorbei“ in den verbleibenden Fahrstreifen geleitet. Die örtlichen Verhältnisse und komplexen Verkehrsbeziehungen erfordern dabei laut Stadt „sowohl von den am Bau Beteiligten als auch von allen Verkehrsteilnehmenden erhöhte Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme“.
Dass die Stadt genehmigt hat, die Baucontainer für zwei Jahre gegenüber der Baustelle auf den Radweg und früheren Taxistand zu stellen, wird so begründet: „Da das Baufeld nahezu vollständig bebaut wird, ist für Baucontainer dort kein Platz vorhanden.“