Generationenübergreifendes Ensemble feiert Lust und Laster des Alterns mit Songs aus der Musik-Historie
„Eine wunderbare Zeit“„The Rock’n’ Roll Rollator Show“ macht Schluss – Letzter Auftritt in der Volksbühne
„Vor einigen Monaten hatten wir schon einmal unseren allerletzten Auftritt in der Volksbühne am Rudolfplatz. Dann hat uns der Veranstalter zu einem weiteren Abend überredet. Demzufolge ist dies nun die allerallerletzte Vorführung“, erzählt Gert Müller vor eben diesem Auftritt am 25. Juni in der Kultstätte an der Aachener Straße. Mit 87 Jahren ist der Bonner das älteste Mitglied des „Groove@Grufties“-Chor der „Rock'n Rollator Show“.
Nach 13 Jahren und mehr als 120 Konzerten endet das Projekt
Der ehemalige Versicherungskaufmann und Jazz-Fan fand unmittelbar nach der Gründung im Jahr 2011 zur Gruppe. „Das war für mich eine neue Herausforderung in meinem Unruhestand und eine der besten Entscheidungen überhaupt“, so der Rentner. Nach rund 13 Jahren Aktivität und mehr als 120 Konzerten hat sich das 28-köpfige, generationenübergreifende Ensemble nun zum Abschied von der Bühne entschieden.
Seit Anbeginn im Programm von Initiator Michael Barfuß verankert sind Songs aus der Rock- und Pop-Historie sowie Texte aus dem Fundus der Weltliteratur. Die allesamt gecasteten, also extra zusammengestellten, Sängerinnen und Sänger werden dabei von vier Profi-Musikern an Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keyboard begleitet – gemeinsam bilden sie die „Rock'n'Roll Rollator Show“.
Breites Spektrum: Beatles, Rio Reiser, Neil Young oder Peter Fox
Schauspielerische Szenen erweitern das Spektrum zu einem Konzept, das sich ironisch mit der fortschreitenden Lebensspanne auseinandersetzt. In der theatralisch-musikalischen Inszenierung treffen die Bewohnerinnen und Bewohner eines Altenheims auf ihr Pflegepersonal. „Bei uns geht es genaugenommen um die Lust und Last des Alterns“, bringt Wolfgang Schriefer das Unterfangen auf den Punkt.
Mit Liedgut von den Beatles („Why don't we do it in the Road?“), The Who („My Generation“), Rio Reiser, AC/DC, den Toten Hosen („Wort zum Sonntag“), Neil Young, Udo Lindenberg, Lou Reed („Walk on the wild Side“), Peter Fox („Haus am See“), Marius Müller-Westernhagen, Johann Sebastian Bach und weiteren Künstlern sowie Rezitationen aus den Werken von Simone de Beauvoir, Max Frisch oder des römischen Satirikers und Dichters Juvenal (um 60 bis 140 n. Chr.) begibt sich das Ensemble auf eine mehr als zweistündige Sinnesreise, die von der Antike bis zur Gegenwart gereicht.
2018 Auftritt beim internationalen Chorfestival in Estland
Trotz großer Nachfrage, unter anderem wurde das Kollektiv aus Freizeitsängerinnen und -sängern 2018 zum internationalen Chorfestival in Tallinn/Estland eingeladen, soll nach der Darbietung in der Volksbühne Schluss sein. „Wir machen uns zwar über das Älterwerden lustig, doch das heißt nicht, dass die Zeit spurlos an uns vorüberginge“, erklärt Wolfgang Schriefer.
„Auch die jüngeren Mitglieder haben mittlerweile Familie oder sind fester an ihren Beruf gebunden. Die Shows sind aber alle mit einem hohen Aufwand verbunden, auch wenn es nicht ins Ausland geht. Dazu gehören die regelmäßigen Proben, die Organisation der Reisen und nicht zuletzt auch die Bewerbung der Events. Um dies alles zu gewährleisten, braucht es Leute, die dafür Zeit und Energie aufbringen können“, sagt der 74-Jährige mit Wurzeln im Rock- und Bluesbereich.
Zum Grande Finale ist eine besondere Dramaturgie geplant, die geheim gehalten wird. Die Gruppe hofft auf ein volles Haus, zielt aber nicht auf einen damit verbundenen Gewinn: „Es ging mir nie darum, mit den Auftritten Geld zu verdienen, sondern mit anderen Menschen zu singen. Das ist pures Glücksgefühl. Wenn dann die Zeile ‚… Nimm dir das Leben und lass es nicht mehr los …‘ von Udo Lindenberg kommt, könnte ich vor Ergriffenheit weinen. Das berührt so tief. Ich werde diese Momente auf der Bühne sehr vermissen, aber wir wollen untereinander in Kontakt bleiben. Es war eine wunderbare Zeit“, sagt Ensemblemitglied Regine Perry Mertens (64).
„The Rock ’n’ Roll Rollator Show“, Dienstag, 25. Juni, 19.30 Uhr, Volksbühne am Rudolfplatz, Aachener Straße 5, 50674 Köln. Karten sind bei den bekannten Vorverkaufsstellen, an der Theaterkasse und unter der Rufnummer 0221 2801 erhältlich. Der Eintrittspreis beträgt 24 Euro.