Seit 1997 stellen Heinz-Josef und Luzia Probst Brötchen, Brot und Kuchen in ihrer Bäckerei am Kleiner Griechenmarkt in der Innenstadt her.
„Für uns kein Grund zum Feiern“Bäckerei Probst am Griechenmarkt schließt nach fast 30 Jahren
„Gut zweieinhalb Jahren haben wir neue Mitarbeiter gesucht, ohne Erfolg. Meine Frau und ich arbeiten bis zum Rande der Erschöpfung. Daher mussten wir einfach die Notbremse ziehen und werden unsere Bäckerei schweren Herzens Ende September schließen“, erzählt Heinz-Josef Probst.
Seit Anfang 1997 führt der 66-Jährige mit seiner Frau Luzia die Bäckerei Probst am Kleiner Griechenmarkt 42. Jahrzehnte vorher war hier seit etwa 1944 die Bäckerei Lemmen ansässig. Der Schriftzug ist heute noch an dem Laden zu sehen. Probst schließt nicht freiwillig, sondern weil es ihm an Mitarbeitern mangelt. „Vor Corona hatten wir 22 Mitarbeiter – teils in Vollzeit, teils in Teilzeit und auch Azubis. Nach Corona waren es noch zwölf Kräfte, jetzt haben wir nur noch neun Mitarbeiter inklusive zwei Aushilfen“, berichtet Probst.
Mitarbeiter müssen vor allem freundlich sein
Auf allen möglichen Wegen hätten sie versucht, Mitarbeiter zu finden, so Probst. „Es kamen vereinzelt Bewerber. Aber das passte nicht. Wir nehmen auch gerne Quereinsteiger. Vieles kann man den Leuten beibringen, aber ganz wichtig ist, dass sie nett und freundlich sind zu den Kunden, sozusagen ein Lächeln auf dem Gesicht haben“, sagt Probst.
Seine Bäckerei ist noch ein traditioneller Familienbetrieb, der vom Brötchen über Brot bis zu Kuchen und Torten alles vor Ort selbst herstellt. „Das macht uns großen Spaß, aber es wurde einfach zu viel. Mein Wecker klingelt um 0.30 Uhr, um 1 Uhr bin ich im Laden, um 18.30 Uhr schließen wir ab und sind um 19 Uhr zu Hause. Und das praktisch jeden Tag, am Wochenende nicht ganz so lange“, schildert Probst.
Hätten gerne noch weitergemacht
Die Entscheidung zu schließen sei ihm und seiner Frau sehr schwergefallen, sagt er. „Wir haben hier, obwohl es schon Innenstadt ist, noch einen richtigen Veedelscharakter und viele, viele sehr liebe Kunden, die seit Jahrzehnten zu uns kommen. Wir hätten gerne noch die 30 Jahre voll gemacht“, so Probst.
Seine Arbeit als Bäcker startete er 1973 in Erftstadt, danach war er lange bei einer Bäckerei in Vogelsang angestellt. „Dann wollten wir gerne etwas Eigenes haben. Wir kannten die Familien der Bäckerei Lemmen, und als diese aufhörten, haben wir den Laden übernommen“, erzählt der 66-Jährige.
Stammkunden sind traurig – und verständnisvoll
Die Stammkunden wissen schon Bescheid, dass die Probsts aufhören werden. „Da sind schon viele traurig und sagen, schade, schade, schade. Aber sie verstehen uns auch“, sagt Probst. Gerade die Stammkunden kämen nicht nur wegen der Brötchen, sondern auch wegen des Services und dem Plausch, den sie in der Bäckerei mit Mitarbeitern und Nachbarn halten, erzählt der Bäcker.
„Es ist schade, dass der Beruf des Bäckers bei jungen Leuten so wenig Anklang findet. Es ist ein schöner Beruf, auch wenn man früh aufstehen muss. Es ist toll, dass man mit Wasser, Salz, Mehl und ein paar weiteren Zutaten so gute und vielfältige Produkte herstellen kann“, meint Probst.
Kein gewollter Schlussstrich zum jetzigen Zeitpunkt
Eine besondere Aktion zum „Ladenschluss“ wird es nicht geben. „Wir hatten überlegt, ob wir etwas machen, haben uns aber dagegen entschieden. Es ist für uns kein Grund zum Feiern, der Schlussstrich zum jetzigen Zeitpunkt ist nach nicht wirklich gewollt“, schildert der Bäcker. Letztmals wird die Bäckerei Probst in der ehemaligen Bäckerei Lemmen am Samstag, 28. September, Brötchen, Brot und Kuchen verkaufen. „Am Ende des Tages schließen wir die Türe ab, und das war's“, sagt Probst.
Die Anwohner im Veedel bleiben aber immerhin nicht ohne Brötchen. Die Bäckerei Adolphs aus Weidenpesch übernimmt die Bäckerei, die Produktionsstätte am Griechenmarkt wird allerdings geschlossen. Einige Mitarbeiter der Probst werden auch in der neuen Bäckerei arbeiten.