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„Kragplatte“ an der RheinuferpromenadeSo laufen die Arbeiten am Kölner Rheinufer

Lesezeit 3 Minuten
Köln, RSK, Bauarbeiten und Gastronomie-Situation am Altstadt-Ufer

84 Fertigelemente verschiedener Größen werden im ersten Bauabschnitt angeliefert.

Auf der Großbaustelle am Altstadtufer geht es voran. Am Donnerstag wurde das erste Beton-Fertigteil für die neue „Kragplatte“ per Schiff geliefert. 

Um 13.04 Uhr ist es so weit. Sanft lässt Kapitän Jacob Leenman am Donnerstag per Kran das erste von 36 Betonelementen für die neue „Kragplatte“ an der Rheinuferpromenade aus dem Laderaum des Arbeitsschiffs „Innovatie“ an Land schweben. In minutenlanger Feinarbeit bugsieren Arbeiter   das 18,5 Tonnen schwere Stück an die richtige Stelle.   „Hier ist Maßarbeit gefragt“, stellt der Projektleiter der Stadt Köln, Dietmar Schlößer, fest. Das erste Spannbetonteil müsse absolut exakt sitzen, um die gesamte Konstruktion passgenau herstellen zu können.

Köln, RSK, Bauarbeiten und Gastronomie-Situation am Altstadt-Ufer

Nicht sehr idyllisch: Gäste im Rheingarten blicken auf Bauzäune und die Baustellenumfahrung für Fahrradfahrer.

84 Fertigelemente verschiedener Größen werden im ersten Bauabschnitt angeliefert. Sie werden in Streifen nebeneinander verlegt und bilden gemeinsam eine Platte, die wie ein Balkon fünf Meter über die Kaimauer hinauskragt und auf diese Weise die Uferpromenade verbreitert – genau wie ihre 235 Meter lange Vorgängerin von 1963. Die war ab Dezember in mühevoller Arbeit in hunderte Teile zersägt worden. „Wir haben im ersten Abschnitt rund 900 Kubikmeter Beton abgebrochen und größtenteils per Schiff abtransportieren lassen“, erläutert Schößler. Im zweiten Bauabschnitt weiter südlich Richtung Deutzer Brücke, wo es ab Sommer losgehen soll, wartet noch einmal die gleiche Menge.

Köln, RSK, Bauarbeiten und Gastronomie-Situation am Altstadt-Ufer

Die neuen Teile kamen per Schiff.

Grund für die aufwendige Operation zur Erneuerung der Kragplatte, deren Kosten mittlerweile auf 18,6 Millionen Euro gestiegen sind (die Rundschau berichtete), sind statische Probleme. In der alten Platte wurde seinerzeit der Spannstahltyp „Sigma oval St145/160“ verbaut. Der neigt zur Spannungsrisskorrosion, was zu spontanem Versagen von Bauteilen führen kann. Das hieße: Die fünf Meter weit über dem Rhein hängende Betonplatte könnte abbrechen und in den Fluss stürzen.

Am Ende wird mit Naturstein gepflastert

Damit das nicht passiert, wird die Kragplatte in einem ausgeklügelten Verfahren neu konstruiert. Die Fertigteile werden im Betonwerk Hachmeister in Andernach hergestellt und mit der „Innovatie“ nach Köln gebracht. „Vor Ort gießen wir Beton-Fundamentblöcke, die als Auflager für die Fertigteile dienen. Wenn diese alle an Ort und Stelle sind, kommt eine fünf Zentimeter starke Betonüberdeckung darüber, um die Konstruktion vor Korrosion zu schützen“, erklärt Schlößer. So entstehe eine einheitliche Platte, die mit der gleichen Sorte Naturstein gepflastert werde wie die übrige Rheinuferpromenade. Auch Ersatz für die sechs gefällten Platanen werde es geben.

Köln, RSK, Bauarbeiten und Gastronomie-Situation am Altstadt-Ufer

Staufrei ans Ziel: Die Beton-Elemente werden mit dem Arbeitsschiff „Innovatie“ über den Rhein aus dem Werk in Andernach angeliefert.

Die Fertigteile haben innen über die volle Länge einen Hohlraum von der Größe eines Ofenrohrs, in den   der Spannstahl eingebaut wird. Diesmal handele es sich um eine unbedenkliche Sorte, versichert Schlößer. Dass ein Neubau dringend geboten war, bestätigt Franz Senz von der ausführenden Baufirma Hochtief. „In der alten Kragplatte haben wir Schäden gefunden.“

Rund 1800 Kubikmeter Ortbeton müssen verbaut werden. Der erste Bauabschnitt soll im Juli/August fertig werden, der zweite noch vor der Fußball-EM, die am 14. Juni 2024 beginnt. Die Neugestaltung des Rheingartens dürfte   länger dauern. Derzeit ist die Szenerie für die Gäste der Lokale an der Altstadtpromenade nicht sehr idyllisch. Anstatt auf den Rhein blickt man auf Bauzäune. Einige Wirte haben ihre Tische direkt neben den provisorischen Radweg gestellt, den die Stadt für die Dauer der Arbeiten wie eine Schneise quer durch die Grünfläche hat asphaltieren lassen. Hier sind ständig Fußgänger unterwegs, viele davon ortsunkundige Köln-Besucher, während einige Radfahrer mit hohem Tempo durchbrettern. Genervte Kommentare und schrilles Klingeln sind an der Tagesordnung.