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„In Köln das Deutsch-Sein gelernt“Howard Carpendale über seine Verbindung zu Köln

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Mit „Die Show meines Lebens“ und den Alben „Symphonie meines Lebens 1 & 2“ blickt Howard Carpendale auf über 50 Jahre Karriere zurück

Köln – Mit „Die Show meines Lebens“ und den Alben „Symphonie meines Lebens 1 & 2“ blickt Howard Carpendale auf über 50 Jahre Karriere zurück. Am 22. September 2021 soll der gebürtige Südafrikaner in der Lanxess-Arena spielen. Dominic Röltgen hat mit dem 74-Jährigen gesprochen.

Sie blicken auf eine erfolgreiche Karriere zurück, gegen den Legendenstatus wehren Sie sich jedoch. Was braucht es, um diesen zu erlangen?

Howard Carpendale: Viel mehr, als nur ein wenig zu singen. Ich meine, was will man denn über Menschen wie Nelson Mandela – also Menschen, die diese Welt verändern – sagen? Ich finde, dieser Begriff wird viel zu inflationär gebraucht. Natürlich bricht es niemanden den Hals, wenn man mich eine Legende nennt. Aber ich finde es einfach ein bisschen zu viel.

„Symphonie meines Lebens“ haben Sie mit dem Londoner Royal Philharmonic Orchestra aufgenommen. Wie kam es dazu?

Es war schon immer mein Ziel – egal ob in der Musik oder im Privatleben – mich nicht zu sehr zu wiederholen, und mit einem Orchester ein Album zu machen, diese Vorstellung fand ich schon immer sehr schön. Dass es dann ausgerechnet dieses Orchester wurde, daran hätte ich vorher natürlich niemals gedacht. Als die Zusage kam, dachte ich auch zuerst, das kann doch nicht wahr sein! Auf diesem Album passt für mich tatsächlich einfach alles. Das wär auch die CD, die ich meinen Söhnen geben würde, um zu zeigen: Hier, das war ich, das war mein Leben.

Wiederholt haben Sie sich jetzt aber doch ziemlich schnell: Immerhin ist der zweite Teil erneut in Zusammenarbeit mit diesem Orchester entstanden. Wieso?

Wir leben derzeit in einer sehr, sehr ungewöhnlichen Zeit, und ich glaube, dass die Menschen einen gewissen Nostalgiewunsch verspüren. Neue Titel haben, meiner Meinung nach, zurzeit keine allzu große Bedeutung. Auch die Resonanz auf den ersten Teil war so gigantisch – also nicht nur von den Verkaufszahlen her, sondern von der Art und Weise, wie die Menschen über diese Aufnahme gesprochen haben.

Ich persönlich hatte zunächst gar nicht an einen zweiten Teil gedacht, bis dann die Plattenfirma mit der Idee ankam. Und ganz ehrlich: Diese Erfahrung war schon ein ganz großer Höhepunkt in meiner Karriere, das meine ich wirklich ernst.

Die Aufnahmen fanden in den Abbey Road Studios statt, wo unter anderem die Beatles gearbeitet haben. Spürt man da als Künstler einen besonderen Geist?

Als erstes direkt, wenn man die Treppe hochgeht und überlegt, wer dort alles bereits ebenfalls hochgegangen ist. Ursprünglich komme ich ja nicht aus der Schlager-Szene, sondern bin in Südafrika mit genau solchen Künstlern aufgewachsen. Das war meine Musik, und sie ist es eigentlich auch noch heute. Als ich damals nach Deutschland kam, war Schlager die Musik, die gespielt wurde, und dann habe ich das auch gemacht, was ja auch Spaß gemacht hat.

Dennoch habe ich gemerkt, dass ich das nicht immer weiter machen kann und will. Ich finde, wir haben uns musikalisch doch weiterentwickelt im Vergleich zu „Das schöne Mädchen von Seite Eins“. Ich bin mit meiner Entwicklung doch sehr zufrieden.

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Zu Köln pflegen Sie eine besondere Beziehung: Hier haben Sie damals ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben, beim ASV Köln Rugby gespielt, haben sich 2003 vorerst von der Bühne verabschiedet. Was bedeutet Ihnen die Stadt heute?

Ich habe in Köln auch meine erste Wohnung in Deutschland gehabt und 20 Jahre hier gelebt. Es ist einfach eine faszinierende Stadt, die einen Humor hat wie keine andere in Deutschland. Ich komme immer wieder gerne hierhin. Ich habe auch noch meinen Friseur auf der Aachener Straße. Köln ist wohl die Stadt, in der ich mein Deutsch-Sein gelernt habe.

Und die Szenen in der Arena nach meinem Abschied waren unglaublich – auch wenn es am Ende doch anders gekommen ist. Ich habe ein Video gesehen, als Menschen nach dem Konzert – als ich bereits in meinem Hotelzimmer war – immer noch mit Tränen in den Augen auf die Bühne geschaut haben. Ich glaube, vielen Künstlern ist gar nicht bewusst, was so eine lange Zeit ausmacht.

Mit der Produktion „Die Show meines Lebens“ gehen sie nach ausverkauften Shows in Berlin und coronabedingter Pause auf Deutschland-Tour. Was passiert dort?

Der Erfolg der Show war wirklich der Hammer. Wir hatten rund 20 000 Zuschauer nur in Berlin. Jetzt wollen wir die Show auch mal in anderen Städten zeigen. Es gibt darin natürlich eine starke biografische Note. Und auch wenn ich eigentlich immer nach Konzerten ganz gute Reaktionen erhalte – hier ging das noch tiefer. Das will ich auch außerhalb von Berlin transportieren.