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Eigener Laden in PlanungKölner Goldschmiedin erhält als Jahrgangsbeste den Meisterbrief

Lesezeit 3 Minuten
Sabrina Schildgen sitzt an einem Werktisch und zeigt eine kleine Säge.

Sie meistert das: Sabrina Schildgen, frischgebackene Gold- und Silberschmiedemeisterin, eröffnet ihren eigenen Laden in der Südstadt.

Einen Meisterbrief brauchen Goldschmiede eigentlich nicht. Sabrina Schildgen machte ihn trotzdem. Jetzt ist sie Jahrgangsbeste.

Obwohl sie über diese Auszeichnung eher lachen muss: „Es gab ja keine Konkurrenz.“ Kaum jemand investiere noch in den Goldschmiede-Meister, da man sich auch ohne selbstständig machen darf. Doch sie wollte den Meisterbrief haben: „Ich glaube, dass mir das mehr Respekt einbringt.“

Und so wird sie ihn am Samstag, 7. September, als einzige Gold- und Silberschmiedin unter 680 Absolventen von Meisterkursen, Trialem Studium oder Betriebswirtschaftslehrgängen bei der Meisterfeier der Handwerkskammer zu Köln im Empfang nehmen. Am 19. Oktober eröffnet sie dann ihren Laden in der Südstadt.

Das Meisterstück von Sabrina Schildgen: ein Halsschmuck aus 750er Gold.

Das Meisterstück von Sabrina Schildgen: ein Halsschmuck aus 750er Gold.

Auf den Weg dorthin gemacht hat sie sich schon vor langer Zeit: Acht Jahre ist es her, dass sie in 100 Arbeitsstunden ihr Meisterstück anfertigte, einen Halsschmuck aus 80 Gramm 750er Gold. Auch die fachlichen und betriebswirtschaftlichen Prüfungen hatte sie damals schon abgelegt. Nur der Ausbildungsschein fehlte noch. Dann musste erst wieder Geld hereinkommen. „Als Goldschmiedin verdient man sehr wenig und muss sehr viel arbeiten.“

Kölner Goldschmiedin Sabrina Schildgen: „Ich liebe meinen Beruf“

Doch Sabrina Schildgen möchte nicht tauschen: „Ich liebe meinen Beruf.“ Ein Studium hat sie nie interessiert; schon in der Schule „wollte ich ein Handwerk lernen“. Im Fernsehen sah sie einen Bericht über das Goldschmieden und wusste: „Das ist es“. Nach dem Abitur am Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium mit Kunst- und Mathe-LK machte sie eine Ausbildung im Traumberuf und arbeitete lange als Angestellte.

Doch diesen Sommer entschloss sich die 33-Jährige, ihren eigenen Betrieb zu gründen: „Ich hatte das Gefühl, jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“ Und dann ging alles ganz schnell: Sie fand ein Ladenlokal, meldete sich bei der Handwerkskammer zur Prüfung an und lernte dafür mit Büchern - die Kurse waren zu diesem Zeitpunkt schon vorbei. Sechs Wochen später hatte sie den Ausbildungsschein und damit den Meister geschafft.

Bei der Handwerkskammer gibt es eine Gründungsberatung, das ist super. Und viele wissen das gar nicht.
Sabrina Schildgen, Goldschmiedemeisterin

Durch den Kontakt fand sie auch wertvolle Unterstützung in Sachen Selbstständigkeit: „Bei der Handwerkskammer gibt es eine Gründungsberatung, das ist super. Und viele wissen das gar nicht.“ Dort erfuhr sie zum Beispiel von der Meistergründungsprämie, die ihr jetzt bei der Eröffnung des Ladens hilft. Sie rät auch jedem, der den Meister machen will, sich erst beraten zu lassen. Denn das ist nicht billig. Bei ihr waren es 12000 Euro, allerdings inklusive Material, das beim Werkstoff Gold stark zu Buche schlägt. „Aber“, ist sie überzeugt,„ hätte ich mich damals schon beraten lassen, wäre ich besser weggekommen“.

Goldschmiedin in Köln: Aus alten Stücken Neues erschaffen

In der Alteburger Str. 111 wird sie nun ab Mitte Oktober Schmuckstücke umarbeiten oder reparieren, immer im Dienste der Kunden. „Viele sehen sich ja als Künstler, aber ich mich eher als Handwerkerin.“ Besonders liebt sie es, aus alten Stücken etwas Neues zu machen. So brachte ihr eine Frau mal die geerbten Manschettenknöpfe eines Verwandten, aus Silber mit Smaragden. Sabrina Schildgen verwandelte sie zu Ohrringen; die Kundin war glücklich.

Ausbilden will sie noch nicht sofort, aber lernen sollen die Menschen trotzdem von ihr: In Trauring-Kursen möchte sie Brautpaare ihre eigenen Eheringe schmieden lassen. „Das geht, wenn sie die Werkzeuge so benutzen, wie ich es sage,“ meint sie und zeigt direkt mal, wie sie mit einem Dreikantschaber einen Rohling bearbeitet: „Ich schabe hier innen den Grad weg“ - heißt, die scharfe Kante des Rohlings wird abgerundet.

Das Gleiche passiert außen, aber hier mit einer Feile. Ihre Werkzeuge sind klein und filigran; um den Rücken zu schonen und das Werkstück besser sehen zu können, liegt die Arbeitshöhe auf Höhe der Schultern. Sabrina Schildgen verarbeitet auch Silber und Platin, aber am liebsten Gold. „Das ist fest, aber lässt sich gut biegen.“ Besonders der gelbgoldene Farbton hat es ihr angetan, zusammen mit Diamanten „ist das eine wunderschöne Kombination“.

„Sabrina Schildgen Goldschmiedekunst“ wird an ihrem Laden stehen. Und vielleicht ist die Goldschmiedemeisterin ja doch nicht nur Handwerkerin, sondern auch ein bisschen Künstlerin.