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Erweiterung der Nord-Süd-StadtbahnFällt dieses Kölner Kunstwerk einer Brücke zum Opfer?

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Auf einem begrünten Kreisverkehr steht eine rote Stange.

Das Kunstwerk „Standortmitte“ auf dem Verteilerkreis im Kölner Süden.

Die Nord-Süd-Stadtbahn soll in Zukunft auch die Kölner Stadtteile Rondorf und Meschenich anbinden. Der Kölner Künstler Lutz Fritsch sieht sein Kunstwerk „Standortmitte“ durch die Pläne bedroht.

17.000 Bürgerinnen und Bürger in Rondorf und Meschenich will die Stadt mit der Verlängerung der Nord-Süd-Stadtbahn an den Bahnverkehr anbinden. Seit gut einem Monat liegt eine Vorzugsvariante für den Streckenverlauf vor. In dieser Variante, die der Rat in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag beschließen soll, führt eine Brücke über den mehrspurigen Kreisverkehr.

Ein Plan, der Lutz Fritsch überhaupt nicht schmeckt. Der Kölner Künstler errichtete 2008 eine städteverbindende Skulptur, bestehend aus zwei 50 Meter hohen roten Riesen-Stelen. Eine steht an der Autobahn 555 im Bonner Norden. Die zweite steht am anderen Ende der Autobahn im Kölner Süden – mitten auf dem Verteilkreis. „Sollte die Stadt an ihrem aktuellen Plan festhalten, wäre das Kunstwerk in seiner Gesamtwirkung von Stele und Verteilerkreis zerstört“, sagt Fritsch.

Die Unantastbarkeit der Skulptur mit samt dem Verteilerkreis sei sogar vertraglich zwischen Stadt und Künstler vereinbart. „Das wäre eine eklatante Verletzung der vertraglich von der Stadt Köln zugesicherten Unantastbarkeit der Skulptur sowie meines Urheberrechts.“ Grundsätzlich sei der Künstler nicht gegen die ÖPNV-Anbindung von Rondorf und Meschenich. „Es ist aber nicht zu verstehen, dass die Kölner Planer die Skulptur vollkommen ignorieren und ihnen keine Lösung einfällt, die das Monument in seinem Bestand sichert. Ich bin fassungslos, wie in Köln mit Kunst im öffentlichen Raum umgegangen wird.“

Alternativvariante ohne Brücke über Verteilerkreis

Vergessen hat die Stadt das Kunstwerk bei der Planung natürlich nicht. Bereits im August 2020 habe sie erstmals Kontakt zum Künstler aufgenommen, sagt ein Sprecher. Sowohl das Urheberrecht als auch der geschlossene Werkvertrag seien an eine Interessensabwägung geknüpft. In diesem Fall überwiege das öffentliche Interesse an einem Ausbau des ÖPNV. Was nicht bedeutet, dass die Stele entfernt oder versetzt wird. Die Brücke würde ganz einfach an der Stele vorbeiführen. Wie genau, ist noch unklar.

Zunächst einmal muss der Rat am Donnerstag zwischen der Vorzugsvariante und einer Alternativvariante entscheiden. Bei der Alternativvariante fällt die Brücke über den Verteilerkreis weg. Stattdessen würde die Bahn den Militärring westlich des Kreisverkehrs kreuzen. Dazu wäre eine Sondergenehmigung nötig. Wird diese nicht erteilt, ist auch eine Brücke über die Militärringstraße denkbar. Weil der Streckenverlauf der Alternativvariante 700 Meter länger ist als bei der Vorzugsvariante und durch den Grüngürtel führt, müssten der Trasse deutlich mehr Bäume weichen.