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Nachhaltige SanitäranlageKölns erste Trockentoilette eröffnet im Volksgarten - „Ich will die Heilige Scheiße“

Lesezeit 2 Minuten
Anastasia Bondar vor der „Holy Shit“-Kabine im Volksgarten

Anastasia Bondar vor der „Holy Shit“-Kabine im Volksgarten

Aus dem großen Geschäft der Nutzerinnen und Nutzer soll am Ende wertvoller Dünger entstehen.

Anastasia Bondar weiß, was sie will. Im Großen und Ganzen will sie nicht weniger als eine Sanitärwende einläuten. Im Kleinen bedeutet das konkret: „Ich will die heilige Scheiße.“ Der Anfang ihrer Vision: eine Testphase im Volksgarten. Dort eröffnet am Dienstag Kölns erste Trockentoilette. Am Montag transportierten die fleißigen Helfer der AWB die grüne Kabine mit dem an ihren Platz nahe des Orangerie-Theaters.

Doch wie funktioniert die innovative Toilette? Geht jemand in der Kabine im Volksgarten aufs Klo, wird zunächst einmal flüssig und fest voneinander getrennt. Der Fokus liegt im ersten Schritt der Testphase auf den Feststoffen, also auf dem großen Geschäft. „In Langel wird das gesammelte Material hygienisiert. Danach folgt in der Forschungseinrichtung Metabolon in Lindlar ein Kompostierprozess“, erklärt Bondar. Am Ende entsteht ein wertvoller Humusdünger. Feldversuche in der Landwirtschaft sollen dann zeigen, dass der Dünger hygienisch unbedenklich ist und als Düngemittel funktioniert. Zwei Jahre soll das Pilotprojekt mit der Toilette im Volksgarten laufen. „Danach evaluieren wir, wie gut die Toilette genutzt wird, wie viele Feststoffe wie sammeln. Dann entwickeln wir gegebenenfalls weitere Modelle.“ In ihrer Masterarbeit im Studiengang Integrated Design an der TH Köln beschäftigte Bondar sich mit dem Thema der nachhaltigen Sanitärversorgung. Im Zuge der Recherchen stieß sie auf ein Projekt in Eberswalde, das Deutschlands einzige Pilotanlage zur Verwertung von Inhalten aus Trockentoiletten betreibt. „Da habe ich mich gefragt, wie wir das Thema auch nach Köln holen können.“

Um den Menschen im Volksgarten einen Anreiz zu geben, ihre Nährstoffspende auf dem neuen Testklo zu hinterlassen, wartet der grüne Kasten mit ein paar eher ungewöhnlichen Funktionen auf. Schon von weiten erkennt jeder, dass es sich um kein gewöhnliches Dixi-Klo handelt. Denn schon außen greift die Designerin die Geschichte rund um die „Heilige Scheiße“ auf: Die Kabine hat einen Heiligenschein, der im Dunkeln leuchtet. Auch der Innenraum ist beleuchtet. Besonders anwenderfreundlich: Wird die Toilette so benutzt wie vorgesehen, stinkt sie nicht. Das liegt zum einen daran, dass feste und flüssige Bestandteile getrennt werden, aber auch daran, dass eine Einstreu nach jedem großen Geschäft auf die Hinterlassenschaften rieselt. Die Wirkung ist so ähnlich wie bei einem Katzenklo. Noch bevor die nachhaltige Toilette in Betrieb geht, feierte sie zusammen mit ihrer Erfinderin einen ersten Erfolg. 2022 wurde Bondar für ihre „Holy Shit“-Kabine mit dem Kölner Designpreis ausgezeichnet.