Eine neue Schriftenreihe beleuchtet die oft wenig bekannten Sakralbauten des 20. Jahrhunderts in Köln. Den Anfang macht der Bezirk Lindenthal.
Sakralbauten des 20. JahrhundertsEin Buch über die unbekannten Kirchen Kölns im Schatten des Doms
In Köln gibt es viele berühmte Kirchen, allen voran der Dom. Die romanischen Kirchen erfreuen sich ebenfalls großer Bekanntheit, und es werden Mittel bereitgestellt, um sie zu erhalten. Aber auch die kleinen, modernen Sakralbauten haben mehr Beachtung verdient, betont die ehemalige Kölner Stadtkonservatorin Prof. Dr. Hiltrud Kier. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf die Bedeutung dieser Bauwerke aufmerksam zu machen.
Dazu zählt die Kirche St. Elisabeth-Hohenlind in Lindenthal im Elisabeth-Krankenhaus Hohenlind. Die Hallenkirche wurde vom bekannten Kirchenbaumeister Dominikus Böhm im Jahr 1932 entworfen und auf eine ungewöhnliche Art und Weise errichtet: Der schiffsbugartige Bau ist mit Backsteinen verkleidet und fällt durch seine Größe auf. Das Innere ist ein langgezogener Kastenraum mit Emporen an den Längsseiten und an der rückseitigen Wand. Die beiden Seitenschiffe sind für das Hereinrollen von Krankenbetten der bettlägerigen Patienten aus dem anschließenden Krankenhaus vorbereitet. Auf den erhöhten Chor läuft in ganzer Breite eine Treppe zu. Hier befindet sich auch der frei stehende Altar der Kirche. Nachdem die Kirche im Zweiten Weltkrieg stellenweise Zerstörungen erlitt, entstand im Chor, der ursprünglich weiß verputzt war, ein Gemälde von Peter Hecker, das Szenen aus der Offenbarung des Johannes zeigt.
Das Anliegen: die weniger beachteten Bauwerke vorstellen
Die Kirche St. Elisabeth-Hohenlind ist nur eine der etwa 180 modernen Sakralbauten, die in den letzten 100 Jahren in Köln gebaut wurden. Dazu zählen auch die Trauerhalle am Melaten-Friedhof, entworfen von Fritz Schaller, oder die Kirche Christi Auferstehung von Gottfried Böhm. Viele dieser Bauten werden nun in einer elfteiligen Schriftenreihe „Moderner Sakralbau in Köln“ von verschiedenen Autorinnen und Autoren vorgestellt. Initiatorin der Reihe und Erstellerin der ersten Ausgabe über den Stadtbezirk Lindenthal ist die ehemalige Stadtkonservatorin Prof. Dr. Hiltrud Kier.
Ihr Anliegen ist es, die oft wenig beachteten Bauwerke vorzustellen, aber auch zur Diskussion über ihre Zukunft anzuregen. Angesichts der vielen Kirchenaustritte und der begrenzten finanziellen Mittel auf lokaler Ebene sehen viele den Erhalt der Kirchen in Gefahr. Kier rief dazu auf, die Wichtigkeit dieser Bauten nicht zu unterschätzen: „Erst wenn sie weg sind, wird man den Verlust merken.“ Die Gotteshäuser verschiedener Glaubensrichtungen und Konfessionen seien kulturelle und soziale Begegnungsstätten und in ihrer Funktion für die Gesellschaft unerlässlich. Die Schriftenreihe soll die Möglichkeit bieten, mehr über die auf den ersten Blick oft unscheinbaren Gebäude zu erfahren. Und sich für ihre Zukunft einzusetzen: „Wir starten eine Graswurzelbewegung, damit es überhaupt erstmal ein Bewusstsein gibt.“