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Hilfe bei sexuellen ÜbergriffenEdelgard erhält Rheinlandtaler – Lösung zur Finanzierung fehlt nach wie vor

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Den Preis übergab Anke Henk-Hollstein (l.), Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland an Marina Walch (Mitte) und weitere Mitglieder der Edelgard-Teams.

Den Preis übergab Anne Henk-Hollstein (l.), Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland an Marina Walch (Mitte) und weitere Mitglieder der Edelgard-Teams.

Die Auszeichnung des viel gelobten Beratungsangebots wird von Geldsorgen überschattet. Aktuell ist es jedoch in Zwangspause. Wie es weitergehen soll. 

Nicht ohne einen bitteren Beigeschmack hat „Edelgard“ eine Auszeichnung erhalten: Das Beratungs- und Schutzangebot im Falle von sexualisierter Gewalt im öffentlichen Raum ist nun Träger eines Rheinlandtalers des Landschaftsverbands Rheinland (LVR). Ausgelassen war die Stimmung bei der Verleihung am vergangenen Montag jedoch nicht. Denn „Edelgard“ befindet sich wegen mangelnder Finanzierung aktuell in Zwangspause (wir berichteten).

„Außerordentliches Engagement“ nennt Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland die Arbeit des Projekts in ihrer Ansprache. „Edelgard“ hat seit seiner Gründung vor acht Jahren in ganz Köln aus rund 200 Orten wie Kneipen, Läden oder Apotheken sogenannte Schutzorte gemacht. Dort sollen Betroffene erste Unterstützung bekommen, wenn sie sich bedroht fühlen oder einen Übergriff erlebt haben.

Bei Großveranstaltungen wie zuletzt dem Elften Elften bot „Edelgard“ zusätzlich eine Hotline und ein Beratungsteam vor Ort an. Der Gleichstellungsausschuss der Stadt teilte nach dem Einsatz von „Edelgard“ bei der EM mit, das Projekt habe sich als „wichtigerBestandteil des Sicherheits- und Unterstützungskonzepts erwiesen“.

Mit seinen Öffentlichkeitskampagnen wolle Edelgard zusätzlich fördern, dass sexualisierte Gewalt von der Gesellschaft nicht hingenommen wird, erklärt Henk-Hollstein. „Das Thema muss deutlicher ins Sichtfeld gerückt werden. Dazu gehört ebenfalls, sich ausdrücklich dafür einzusetzen, dass auch weiterhin notwendige finanzielle Mittel für die angebotenen Hilfen zur Verfügung stehen“, forderte sie. 

Köln: Andreas Hupke fordert Unterstützung von Edelgard

„Edelgard“ wartet aktuell auf eine Zusage zur Weiterfinanzierung seiner Koordinationsstelle durch die Stadt, erklärte eine Mitorganisatorin bereits vor der Preisverleihung. Die Mitarbeiterinnen, die dort im Einsatz waren, mussten sich wegen dieser Unsicherheit neue Jobs suchen, das Projekt liegt somit auf Eis. Grund für die Wartezeit sind die laufenden Verhandlungen zum städtischen Haushalt, die in diesem Jahr außergewöhnlich lange dauern. 

Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt, sicherte „Edelgard“ in seiner Rede die Unterstützung zu. Das Beratungsangebot müsse „auf Dauer finanziell gesichert bleiben“, betonte er. „In der Innenstadt haben Sie ja Ihren Sitz und falls sie noch ein paar bezirksorientierte Mittel wollen, bei aller Knappheit, beantragen sie die. Und dann werden wir das auch positiv entscheiden.“ 

„Der Rheinlandtaler ist für mich ein Signal, dass wir gesehen werden und weitermachen sollten“, erklärt Mitorganisatorin Marina Walch von der Diakonie Michaelshoven in ihrer Dankesrede. Neben der Freude über die Auszeichnung, die das Team empfinde, habe man jedoch „Bauschmerzen“ mit Blick auf die Zukunft. Auch, weil die Nachfrage längst die bisherigen Kapazitäten des Projekts überstiegen hatte.

„Wir haben einen Finanzplan erstellt und liegen da bei 100.000  Euro für die Kosten in 2025. Dieser jährliche Betrag liegt höher als der bisherige, weil wir einfach gemerkt haben, dass wir mit zwei Teilzeit-Mitarbeiterinnen in der Koordination nicht mehr den Bedarf stemmen können, den es gibt“, erklärt Walch der Rundschau. 

Edelgard: Genügend Gelder weiterhin nicht in Sicht

Eine Entspannung der Lage ist offenbar nicht in Sicht. Zwar bekomme „Edelgard“ aus „eigentlich fast alle Parteien“ Signale der Unterstützung. Woran es mangelt, seien konkrete Zusagen: „Es wurden bisher noch keine ausreichenden verlässlichen Summen genannt.“ 

Zusätzlich kämpfen die Vereine, die gemeinsam als „Kölner Initiative gegen sexualisierte Gewalt“ das Projekt betreiben, aktuell gegen die massiven Kürzungen ihrer Fördergelder im aktuellen Haushaltsentwurf der Stadt. „Ich hoffe, dass in dem Entwurf noch deutliche Veränderungen vorgenommen werden, damit es für die Beratungsstellen und damit auch für ‚Edelgard‘ weitergehen kann.“