Wegen mangelnder Finanzierung hängt Edelgard in der Luft und muss eine Zwangspause einlegen. Wie es um die Zukunft des Projekts steht.
Keine Beratung bei sexuellen ÜbergriffenEdelgard muss Angebot einstellen – fehlende Hilfe an Karneval
Nach langem Bangen ist es offiziell: Edelgard fällt an den Karnevalstagen 2025 weg. Noch vor kurzem warb das Projekt gegen sexualisierte Gewalt für seinen Beratungseinsatz am Elften Elften. Vorerst war es jedoch der letzte. Weder die telefonische Beratung noch die vor Ort bei Großevents wird es bis auf weiteres geben. „Wir haben weiterhin keine Zusage zu einer Finanzierung. Das heißt, in der Konsequenz ist es so, dass wir erst mal eine Pause einlegen werden“, erklärt Mitorganisatorin Gesine Qualitz vom Verein Frauenberatungszentrum Köln.
Finanziert wird Edelgard eigentlich von der Stadt. Jedoch hat diese Finanzierung eine Frist. Sie endet vorerst mit dem Haushalt für 2023/24. Der neue Haushalt für die kommenden zwei Jahre lässt jedoch noch auf sich warten. Er wurde nicht wie geplant im August diskutiert, sondern wird heute in den Rat eingebracht und wahrscheinlich erst im Februar 2025 beschlossen. Edelgard hängt in der Zwischenzeit in der Luft.
Edelgard Köln: Essenzielle Koordinierungsstelle bricht weg
Zwei festangestellte Mitarbeiterinnen waren für das Projekt als Koordinatorinnen im Einsatz. Für die Arbeit von Edelgard seien sie essenziell, erklärt Qualitz. Ihre Verträge habe man wegen der unsicheren finanziellen Lage jedoch nicht verlängern können. „Wir konnten diese Lücke nicht überbrücken. Und deswegen war dann natürlich auch klar, dass die Mitarbeiterinnen sich rechtzeitig eine andere Stelle suchen, um ihre Existenz zu sichern.“
Selbst wenn der Haushalt noch kurz vor den Karnevalstagen beschlossen wird, reiche die Zeit nicht, um die Beratung so schnell wieder aufzunehmen. Schließlich dauere es neues Personal zu finden und einzuarbeiten. „Es ist dann noch mal ein Stück weit wie wieder von vorne anzufangen“, erklärt Qualitz. „Bis wieder die ganz praktische und operative Arbeit aufgenommen werden kann, wird natürlich Zeit vergehen.“
Dabei hätte das laut der Mitorganisatorin verhindert werden können. Schon im März habe Edelgard beim Ausschuss für die Gleichstellung von Männern und Frauen Alarm geschlagen. Dieser hatte für die Jahre 2023/24 die Finanzierung der Koordinationsstelle des Projekts inklusive der beiden ehemaligen Mitarbeiterinnen erwirkt.
„Wir haben klar gemacht, dass wird keine andere Finanzierungsoption haben“, betont Qualitz. Davon, dass der neue Haushalt so spät beschlossen wird, wusste man damals noch nicht. Eine Lücke in der Finanzierung des Personals zwischen den Haushalten sei aber trotzdem abzusehen gewesen.
„Den Ernst der Lage“ habe man im Ausschuss allerdings erst realisiert, als das Projekt im September mitteilte, dass die Koordinierungsstelle ihre Arbeit einstellen musste. Vorsitzende des Ausschusses Teresa De Bellis-Olinger sagte der Rundschau im Interview dazu, sie sei „aus allen Wolken gefallen“, als sie davon hörte. Sie habe im Vorfeld nichts von den Kündigungen gewusst.
Das Amt für Gleichstellung von Frauen und Männern unterstütze das Projekt, um die beratenden Honorarkräfte zu bezahlen, erklärt Qualitz. Auf Nachfrage der Rundschau erklärt die Leiterin des Amtes Julia Pedersen, dass die Förderung für Edelgard in Höhe von 40 000 „unabhängig von der Haushaltsbeschlussfassung sichergestellt war und ist“. Ohne die Koordinierungsstelle lasse sich das Beratungsangebot jedoch nicht ohne weiteres aufrechterhalten, sagt Qualitz. Die Unsicherheit bleibt also.
„Der Ausschuss für Gleichstellung von Frauen und Männern war und ist über die Arbeit der Koordinierungsstelle stets informiert“, betont Pedersen weiter. Man arbeite „vertrauensvoll und zielführend“ zusammen. Das Amt für Gleichstellung sei zudem eng mit Edelgard im Austausch. „Wir loten alle Möglichkeiten aus, sprechen mit vielen Akteur*innen und lassen keine Idee unversucht.“