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Auf den Spuren BeethovensSo fand das Wunderkind seine erste Liebe in Köln

Lesezeit 5 Minuten
Beethoven

Der deutsche Komponist Ludwig van Beethoven.

  1. Nicht alles lief am Schnürchen im Leben des Wunderkindes Ludwig van Beethoven.
  2. Dokumentenverfälschungen, Exil und auch in der Liebe lief nicht immer alles rund.
  3. Und das alles, obwohl er sich schon in jungen Jahren in eine Kölnerin verguckt hatte.
  4. In unserer Reihe „Spurensuche“ gehen wir den historischen Schauplätzen auf die Spur.

Bonn – In Bonn und somit zwar im Kurfürstentum Köln, aber eben nicht in Köln selbst ist Beethoven im Dezember 1770 geboren worden. Dafür trat er im März 1778 mit einem Konzert in der Kölner Sternengasse 12 erstmals ans Licht der Öffentlichkeit. Der junge Ludwig van Beethoven gab hier aber nicht nur sein Debüt. Der Auftritt in Köln machte ihn zudem auf wundersame Weise jünger.

Für den Eintritt von einem Gulden wolle, so verkündete die Kölnische Zeitung am 26. März 1778, der Kurköllnische Hoftenorist Beethoven ab fünf Uhr abends im musikalischen Akademiesaal des Hauses der Schuhmachergaffel zwei seiner Schüler präsentieren. Einer davon sei „sein Söhnchen von sechs Jahren“, der „mit verschiedenen Clavier-Concerten und Trios“ aufwarten werde.

Auch Beethoven startet erst als Klaviervirtuose

Dies markiert das erste Konzert von Ludwig van Beethoven, der seine Karriere nicht als Komponist, sondern als Klaviervirtuose begann. „Bethofen, ein musikalisches Genie“, schreibt noch 1796 das „Jahrbuch der Tonkunst“, „wird allgemein wegen seiner besonderen Geschwindigkeit und wegen den außerordentlichen Schwierigkeiten bewundert, welche er mit so vieler Leichtigkeit exequirt“.

Nun ist Ludwig Beethoven am 17. Dezember 1770 getauft worden, so dass er im März 1778 kaum sechs Jahre alt gewesen sein kann. Was war also passiert? Es war die Zeit der Wunderkinder. Mit sechs Jahren hatte Wolfgang Amadeus Mozart seine Konzertreisen begonnen, die ihn 1763 auch nach Köln gebracht hatten. Also liegt es nahe, dass Vater Beethoven seinen Sohn absichtlich um ein Jahr verjüngt hat, um ihn als kindlichen Klaviervirtuosen neben Mozart stellen zu können.

Beethoven im Exil in Wien

Fest steht, dass Beethoven von nun an auf den Publikationen durchweg jünger erscheint, selbst nachdem er den Sprung vom Instrumentalisten zum berühmten Komponisten geschafft hatte. Der Kölner Kurfürst schickte ihn 1792 bei vollen Bezügen nach Wien, damit er dort bei Joseph Haydn studieren könnte. Dann aber kamen die Franzosen ins Rheinland. Anstatt dass Beethoven zurückkehrte, folgte ihm der Kurfürst 1794 ins Exil nach Wien.

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Dort wollte Beethoven im Jahr 1810 Therese Malfatti einen Heiratsantrag machen. Weil er für eine Hochzeit die Abschrift seines Taufscheins benötigte, bat er von Wien aus seinen Jugendfreund Franz Gerhard Wegeler, ihm diese aus Bonn zu besorgen. Als das am 2.  Juni 1810 ausgestellte Dokument eintraf, glaubte Beethoven zunächst an eine Verwechslung.

Unglückliche Liebe scheint Beethoven zu verfolgen

Dies lag zunächst durchaus nahe, denn tatsächlich hatte es vor ihm bereits einen anderen Ludwig van Beethoven gegeben. Dieser im April 1769 geborene ältere Bruder des berühmten Komponisten war jedoch schon als Säugling gestorben. Beethoven also bezweifelte erst die Korrektheit des Dokuments. 1772, nicht 1770, sei er geboren und werde hier mit seinem früh verstorbenen Bruder gleichen Namens verwechselt. Schließlich musste er aber einsehen, dass ihn sein Kölner Konzert 1778 ein Jahr verjüngt und der Brief aus dem Rheinland dann wieder auf einen Schlag älter gemacht hatte. Damit nicht genug: Auch sein Heiratsantrag, für den er ja die Abschrift seines Taufscheins überhaupt gewollt hatte, wurde abgelehnt.

Mit unglücklicher Liebe hatte Ludwig van Beethoven, der als Junggeselle sterben sollte, schon Erfahrung – und wieder spielt Köln eine exponierte Rolle. Hier nämlich wohnte Maria Johanna Sibilla von Honrath, genannt Jeanette und getauft am 10. August 1770 in St. Aposteln am Neumarkt. „Seine erste Liebe war Fräulein Jeanette d’Honrath aus Köln, Neumarkt Nro. 19. (jetziges Wohnhaus des Baumeisters Herrn Biercher), die oft einige Wochen in der von Breuning'schen Familie in Bonn zubrachte“, berichtet Beethovens Jugendfreund Franz Gerhard Wegeler. „Sie war eine schöne, lebhafte Blondine, von gefälliger Bildung und freundlicher Gesinnung, welche viele Freude an der Musik und eine angenehme Stimme hatte.“ Beethoven warb um sie und schrieb ihr Zettel, die mit Worten schlossen wie: „Zu immer größerer Freundschaft emphielt sich Ludwig van Beethowen, Hofmusikus in Bonn“.

Liebschaften waren nicht von Dauer

Er durfte sich wohl berechtigte Hoffnungen machen, dass seine Gefühle erwidert würden. Sein Freund Wegeler jedenfalls berichtet, Jeanette habe ihn mehrmals geneckt „durch den Vortrag eines damals bekannten Liedes: Mich heute noch von Dir zu trennen/ Und dieses nicht verhindern können,/ Ist zu empfindlich für mein Herz!“

Da hatte die Angebetete aber schon ihren späteren Gatten kennengelernt, den über 25 Jahre älteren österreichischen Hauptmann Carl Greth, den sie 1795 heiraten sollte. Diese Liebschaft mit Jeanette sei jedoch ohnehin, so berichtet Wegeler, lediglich „in das Übergangsalter“ Beethovens gefallen und habe bei ihm „ebensowenig tiefe Eindrücke“ hinterlassen, „als sie deren bei der Schönen erweckt hatten. In Wien war Beethoven, wenigstens so lange ich da lebte, immer in Liebesverhältnissen und hatte mitunter Eroberungen gemacht, die manchem Adonis, wo nicht unmöglich, doch sehr schwer geworden wären.“

Oder hat die Kölner liebe doch Eindruck hinterlassen?

Aber da kannte Wegeler seinen Freund wohl doch nicht so gut, wie er meinte. Der Gedanke an Honrath beschäftigte den Komponisten offenkundig noch lange. Als er nämlich Mitte Februar 1823, und somit fast dreißig Jahre später, in einer Wiener Zeitung eine Nachricht über ihren Ehemann Carl von Greth las, schrieb Beethoven diese Meldung ab und notierte daneben: „Jeanette Hohenrath“.

Beethovens erste Kölner Liebe starb am 25. November 1823 – wahrscheinlich an Hepatitis. Sein Nebenbuhler Carl von Greth folgte ihr am 15. Oktober 1827 – also wenige Monate nach Beethovens eigenem Tod am 26. März 1827.