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Wechsel an der Spitze in KölnChefin des Ordnungsamts gibt Position ab

Lesezeit 4 Minuten
Ordnungsdienstkräfte bei Corona-Kontrollen 2020 (Archivbild)

Das Kölner Ordnungsamt steht stark im Fokus der Öffentlichkeit. Hier Ordnungsdienstkräfte bei Corona-Kontrollen Ende 2020 (Archivbild).

Die Ordnungsamts-Leiterin Athene Hammerich stand in der Kritik — nach 15 Monaten wird sie ihren Job nun wieder abgeben.

Das Kölner Ordnungsamt bekommt eine neue Führung. Nach Informationen der „Kölnischen Rundschau“ wird Amtsleiterin Athene Hammerich (53) ihre Position nach 15 Monaten kurzfristig wieder abgeben. Sie stand zuletzt stark in der Kritik. Hammerichs Stellvertreter Josef Breuer (60) hat das Ordnungsamt bereits verlassen, er übernahm im November die Leitung des Bürgeramts Ehrenfeld.

Am Montag war noch unklar, wer in Zukunft das Ordnungsamt der größten Stadt in NRW leiten wird, die Auswahlgespräche mit möglichen Kandidaten liefen noch. Auf Anfrage der Rundschau wollte sich die Stadt nicht zu dem Thema äußern. Dem Vernehmen nach soll die jüngste Entwicklung am heutigen Dienstag offiziell bekannt gegeben werden.

Hammerichs Abschied kam früher als erwartet, aber nicht völlig überraschend. Das Verhältnis zwischen Hammerich und ihrer Vorgesetzten, der Ordnungsdezernentin und Stadtdirektorin Andrea Blome, soll, gelinde gesagt, nicht das beste sein. Seit Monaten gab es viel öffentliche Kritik am Ordnungsamt. Auch intern wurde Hammerichs Führungsstil kritisiert.

Im September deckte ein Prüfbericht des Rechnungsprüfungsamts eklatante Mängel und Verstöße beim Einsatz von privaten Sicherheitskräften im Straßenkarneval der Jahre 2018 bis 2023 auf. Demnach hatte das Ordnungsamt Security-Personal ohne Zuverlässigkeitsprüfung eingesetzt, überhöhte Rechnungen bezahlt, auf zugesagte Rabatte verzichtet und Dokumentationspflichten nicht erfüllt. Der beauftragte Dienstleister soll Tariflöhne nicht gezahlt und gegen Arbeitszeitgesetze verstoßen haben. Daraufhin wurde ein leitender Mitarbeiter des Ordnungsamts von seinen Aufgaben entbunden und ein Disziplinarverfahren geprüft. Nach Rundschau-Informationen soll er nun in ein anderes Dezernat versetzt werden. Erst nach der massiven Kritik der Rechnungsprüfer wurden die Mängel abgestellt — am Elften im Elften lief der Einsatz der privaten Security-Firmen weitgehend reibungslos ab.

Während die Missstände beim Sicherheitspersonal schon lange existierten, bevor Athene Hammerich im Oktober 2022 ihr Amt antrat, fiel der Eklat um die Vergabe der Deutzer Kirmes originär in die Zeit ihrer Amtsführung. Wie berichtet, vergab das Ordnungsamt im Oktober 2023 die Ausrichtung der beiden Volksfeste im Frühling und Herbst 2024 erstmals seit Jahrzehnten nicht an die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS), sondern an einen Unternehmer aus Leverkusen. Das sorgte in der Stadt für viel Kritik, die GKS verklagte die Stadt vor dem Verwaltungsgericht Köln.

Kirmes-Desaster war offenbar zu viel

Sogar der Stadtrat debattierte über das Thema. Die Politiker wollten von Stadtdirektorin Blome wissen, warum man sie nicht über das geänderte Vergabeverfahren informiert habe. Blome zeigte sich seinerzeit einigermaßen ratlos über die Vorgänge in der ihr unterstellten Behörde, sie sagte unter anderem: „Ich weiß es nicht, warum man das nicht gemacht hat. Man hat auch meine Person nicht einbezogen. Ich hätte vielleicht auch ganz gerne vorher Bescheid gewusst, wie der Ablauf in dem Verfahren war.“

Der Ablehnungsbescheid des Ordnungsamts an die Kölner Schausteller vom 4. Oktober 2023 trägt Hammerichs Unterschrift. Vergangene Woche befand das Verwaltungsgericht Köln bei einem Erörterungstermin, dass die Stadt bei der Vergabe der Deutzer Kirmes mehrere Fehler gemacht habe. Nun muss die Vergabe wiederholt werden – ein äußerst peinlicher Vorgang für das Ordnungsamt.

Der Erfolg der Schausteller vor Gericht brachte nun offenbar das Fass zum Überlaufen.

Athene Hammerich wird nun zeitnah in einen Aufgabenbereich der Verwaltung wechseln, der nicht so im Fokus der Öffentlichkeit steht wie das Ordnungsamt. Nach Rundschau-Informationen soll sie am 22. Januar die Leitung des Amtes Zentrale Dienste übernehmen. Das teilte sie in einem Schreiben an die Belegschaft des Ordnungsamts mit, das der Rundschau vorliegt. Das Amt Zentrale Dienste organisiert in der Verwaltung Aufgaben wie Druckerei, Einkauf, Gebäudereinigung, Postservice und das zentrale Aktendepot.

Da der Stellvertreterposten im Ordnungsamt bereits vakant ist, muss die Stadt schnell eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Hammerich finden. Keine leichte Aufgabe für diesen schwierigen Job. Denkbar ist, dass die Verwaltung übergangsweise eine Lösung wie im Liegenschaftsamt wählt. Nachdem die Leitungsposition dort einige Zeit vakant war, übernahm Dr. Lothar Becker, der Leiter des Rechtsamts, diese Aufgabe zusätzlich zu seiner eigentlichen Position.