100 ukrainische Geflüchtete nimmt Köln pro Woche auf, dazu bis zu 160 unerlaubt Eingereiste. Die Stadt prüft und realisiert an vielen Stellen die Vergrößerung von Unterkünften.
Überlastung2.500 Flüchtlinge leben im Hotel – Stadt Köln braucht zusätzliche Kapazitäten
Rund 100 aus der Ukraine geflüchtete Menschen nimmt die Stadt derzeit aufgrund von Zuweisungen des Landes NRW pro Woche auf. Nachdem Köln lange eine Erfüllungsquote von mehr als 100 Prozent hatte, liegt sie jetzt aufgrund steigender Geflüchtetenzahlen bei 99,2 Prozent (Stand 22.September). Darüber hinaus werden vom Kölner Ausländeramt zwischen 120 und 160 Menschen pro Woche erfasst, die unerlaubt nach Deutschland eingereist sind.
Neben der Verdopplung der Kapazitäten in der Unterbringungseinrichtung an der Herkulesstraße von 144 auf 288 Plätze, die derzeit geprüft wird, sollen auch kleinere Standorte in geringerem Umfang ausgebaut werden. Auf dem Parkplatz P5 in Fühlingen ist ein Containerdorf für 400 geflüchtete Menschen geplant, wie die Stadt kürzlich mitteilte.
Quote in Köln liegt bei 1 Prozent: Ungleiche Verteilung auf Stadtteile
Danach gab es Kritik: „Auch die unmittelbar davon betroffenen Menschen haben davon aus der Zeitung erfahren“, kritisierte die SPD im Kölner Norden. Außerdem habe Fühlingen in Relation zu Einwohnerzahl schon jetzt den mit Abstand größten Anteil an geflüchteten Menschen in ganz Köln. Ende Dezember 2022 hatte der Stadtteil Fühlingen 2193 Einwohnende und Plätze für 211 geflüchtete Menschen. Im August 2023 betrug ihr Anteil an der Gesamteinwohnerzahl 9,6 Prozent. Das ist deutlich mehr als in Porz-Lind, das mit 4,7 Prozent den zweithöchsten Anteil an geflüchteten Menschen hat. Stadtweit liegt die Quote bei 1,0 Prozent. Bei kurzfristiger Entwicklung neuer Standorte sei man auf die Verfügbarkeit bereits erschlossener und befestigter Flächen angewiesen, begründete die Stadt die Wahl des schnell verfügbaren Standortes auf städtischem Gelände.
„Wir sind solidarisch mit den Menschen, die auf der Flucht sind und sehen es als unsere humanitäre Verpflichtung an, den Geflüchteten in Köln Obdach zu geben. Gleichzeitig halten wir eine frühzeitige, transparente und umfassende Kommunikation mit den Menschen vor Ort für notwendig, wenn neue Projekte im Kölner Norden realisiert werden sollen“, so die Mitteilung der SPD im Kölner Norden. Ängste und Bedenken könnten nur durch eine zeitnahe Bürgerinformationsveranstaltung verringert werden.
Hotelübernachtung kostet 38 Euro
Eine solche sei im Vorfeld der Arbeiten an der künftigen Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) des Landes in der ehemaligen Oberfinanzdirektion in Riehl geplant, teilte die Bezirksregierung mit. „Sie wird stattfinden, sobald wir etwas zum Beginn der Umbauarbeiten und der anvisierten Betriebsaufnahme mitteilen können.“ Noch völlig offen ist dagegen, wann mit der Ausbauplanung der zweiten EAE auf einer Freifläche in Lind, ehemals „Lager Lind“, begonnen wird; hier sollen, so wie in Riehl, 500 Menschen leben. Allerdings nicht, wie phasenweise in 2015/16 , in einem leerstehenden Baumarkt, sondern in einem Containerdorf.
Noch offen ist derzeit, wie gravierend die Fußball-Europameisterschaft, die mit vier Vorrundenspielen und einem Achtelfinale zwischen dem 15. und 30. Juni auch in Köln ausgetragen wird, sich auf die Unterbringungskapazitäten auswirken wird. Sozialdezernent Harald Rau hatte im Gespräch mit der Rundschau die Befürchtung geäußert, dass sich zahlreiche Hotelbetreiber im Frühsommer für das lukrativere Geschäft mit Fußballfans und gegen eine Anmietung durch die Stadt entscheiden werden. Da die Hotelunterbringung mit 38 Euro pro Nacht (Stand 2022) teuer ist, mietet die Stadt Hotels auch auf begrenzte Zeit an. Derzeit bringt die Stadt 2506 geflüchtete Menschen in 36 Beherbergungsbetrieben unter (Stand 29. September). Für 1937 Betten in 26 Hotels hat sie Verträge bis mindestens Ende Juni abgeschlossen; diese Unterbringungskapazität steht ihr also auch während der Fußball-EM zur Verfügung. Derzeit nur bis Ende April gemietet sind 569 Betten in zehn Hotels. Wie sich deren Betreiber entscheiden, ist noch offen.
51 sogenannte „Einfachhotels“ hat die Stadt zudem im Zuge ihrer gesetzlichen Unterbringungsverpflichtung zur Vermeidung von Obdachlosigkeit mit Kölnerinnen und Kölner ohne Wohnung belegt.