„60 ist das neue 60“ hat RTL-Moderatorin Katja Burkard ihr neues Buch betitelt. Die Rundschau hat sich mit ihr über das Alter unterhalten.
Katja Burkard„Wir sind eine neue Generation von 60-jährigen Frauen“

Katja Burkard, Moderatorin aus Deutschland, vor Beginn der Premiere „Macbeth“ von Giuseppe Verdi.
Copyright: dha
Während manche Frau den 60. Geburtstag eher verschämt begeht, teilt Katja Burkard in ihrem neuen Buch der ganzen Welt mit, wie sie sich damit fühlt. Im Gespräch erläutert sie ihre Gründe.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie dieses Buch schreiben möchten?
Genau an meinem 59. Geburtstag. Da haben nämlich ganz viele zu mir gesagt: Ach, ein Jahr hast du noch, und dann wirst du merken … Und alle haben den Satz nicht vollendet. Ich weiß natürlich, dass bei uns Frauen die große Angst vor der Sechs davor ein Thema ist. Und ich habe mir überlegt, ob ich das auch so sehe, ob ich vor dem nächsten Geburtstag auch so einen Graus habe. Und ich habe tatsächlich kein Problem mit diesem Geburtstag.
Warum nicht?
Weil ich einfach finde, dass wir eine neue Generation von 60-jährigen Frauen sind. Und das habe ich versucht, in meinem Buch zu begründen.
Ist es auch so ein bisschen wie Singen im Wald vorher? Also das Schreiben war ja prophylaktisch.
Ich werde jetzt am 21. April 60, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dann anders auf das Thema gucke.
Ich kann aus Erfahrung sagen, mein Alter mit einer Sechs davor zu verbalisieren, finde ich echt nicht sexy.
Ich verstehe das. Und ich weiß, dass das so viele Frauen sagen. Aber dann frage ich mich: Ist 59 sexy? Und wer definiert, was sexy ist und was nicht? Männer. Aber lassen wir denen da die Deutungshoheit? Ich finde nein.
Das heißt mit anderen Worten: Das Alter laut zu sagen. Wie wichtig finden Sie das?
Ich finde das sehr wichtig. Es gibt ja auch Prominente, die sich jünger machen oder das noch getan haben, bevor das Internet kam. Also ich meine, man muss ja nur auf Wikipedia gehen, da sieht man ja, wie alt ich bin und da irgendwie zu schummeln oder mich jünger zu machen, das ist mir noch nie in den Sinn gekommen. Auch nicht in Zeiten, bevor wir das Internet hatten. Aber ich weiß ja, welche Schwierigkeiten wir Frauen damit haben und deswegen würde ich mir sehr wünschen, dass es mir mit meinem Buch gelingt, diesem Geburtstag ein neues Image zu verpassen. Und das können nur wir Frauen selber tun. Die Männer werden es nicht für uns tun.
Was sind denn Ihrer Meinung nach die Stärken der 60-Jährigen?
Auf jeden Fall unsere Lebenserfahrung. Die hatten zwar auch Frauen in Generationen vor uns. Aber ich finde, dass wir mit der Generation unserer Mütter und Großmütter nichts mehr gemein haben. Meine Mutter zum Beispiel ist ein Kriegskind und hat sich mit ihren zwei Schwestern ein Paar Schuhe geteilt. Die haben Mangelernährung erlebt und Traumen, von denen wir, glaube ich, verschont geblieben sind. Weitestgehend. Wenn ich mir meine Jugend in den 80ern anschaue, finde ich die im Nachhinein betrachtet fast schon ein Kinderspiel. Wir hatten schon so viele Freiheiten. Für Frauen meiner Generation war es okay, wenn sie gesagt haben: Ich möchte Karriere machen und möchte trotzdem Kinder. Und wenn wer sich getrennt hat, war es eben eine alleinerziehende Mutter. Wir hatten eine größere Selbstverständlichkeit mit unserer schöneren, unbeschwerteren Jugend und auch mit der Tatsache, dass wir Therapie gemacht haben und uns dafür nicht mehr geschämt haben.
Im Buch lüften Sie das Geheimnis, dass Sie sich kurzzeitig getrennt haben. Warum gewähren Sie diesen Einblick in Ihre Privatsphäre?
Weil ich ein ehrliches Buch geschrieben habe. Beziehung ist nun mal in unserem Leben Riesenthema. Wenn ich diesen wichtigen Teil rausgelassen hätte, wäre ich mir sehr verlogen vorgekommen, weil ich auch weiß, wie es ist in langjährigen Beziehungen. Ich weiß, dass es Krisen im Leben gibt. Wenn ich geschrieben hätte: Bei mir war das alles immer super und wir sind jetzt seit 28 Jahren zusammen und glücklich wie am ersten Tag, hätte ich wirklich nicht in den Spiegel sehen können. Ich habe auch lange überlegt, weil ich natürlich zu dem Zeitpunkt auf gar keinen Fall wollte, dass das an die Öffentlichkeit kommt. Aber wenn ich das nicht reingenommen hätte, hätte ich mir das ganze Buch sparen können.
Ihre Rede im Rheinenergiestadion zur Trauerfeier von Christoph Daum fand ich stark. Glauben Sie, dass Sie das mit 40 genauso gemacht hätten?
Das hätte ich auf gar keinen Fall gekonnt. Das resultiert ja daraus, dass man, wenn man älter wird, Lebenserfahrung hat, mehr bei sich ist und selbstbewusster ist. Es ist mir auch schwergefallen, weil ich persönlich eine gute Beziehung zu Christoph hatte. Er war ein Freund von mir und meiner Familie. Aber mit 40 hätte ich die Worte nicht gefunden, glaube ich.
Was wäre das Wichtigste, was Frauen aus dem Buch ziehen können? Und können es auch Männer lesen?
Ich würde mir sogar wünschen, wenn es Männer lesen, aber ich glaube, Männer haben um den 60. Geburtstag herum ganz andere Themen als wir Frauen. Ich würde mich sehr, sehr freuen, wenn Frauen von meinem Optimismus hinsichtlich dieses Geburtstages etwas mitnehmen würden. Und vielleicht kann ich auch den einen oder anderen Anstoß vermitteln. Der 60. Geburtstag ist kein Weltuntergang.
Glauben Sie, dass das Alter für Sie irgendwann in Ihrem Beruf ein Problem wird?
Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Und ich habe auch ein gutes Beispiel, meine Kollegin Ulrike von der Groeben. Die ist letztes Jahr mit 67 in Rente gegangen, weil sie das wollte. RTL hätte wirklich gerne Ulrike noch weiterhin in dieser Position gehabt. Gucken Sie sich Frauke Ludowig an, die ist jetzt auch schon 61. Birgit Schrowange hat lange jenseits von ihrem 60. moderiert und freiwillig aufgehört. Ich muss RTL ein wirklich großes Kompliment machen. Altersdiskriminierung und Jugendwahn ist bei uns kein Thema, weil man einfach auch auf Lebenserfahrung, Glaubwürdigkeit und Berufserfahrung setzt.
Und wie werden Sie feiern?
Mit vielen Freunden und Familie. Und ich wünsche mir eine laute, bunte Party, bei der alle ihren Spaß haben.
Katja Burkard, „60 ist das neue 60“ (18 Euro) ist bei Blanvalet erschien.