KarnevalKölner Jubiläums-Zoch soll durchs Rechtsrheinische ziehen
Köln – In dieser Session wird es zwar nichts werden mit dem Abstecher des Rosenmontagszugs ins Rechtsrheinische. Doch Zugleiter Holger Kirsch will an seiner Idee festhalten, die dieses Mal bestens zum Motto „Et Hätz schleiht em Veedel“ gepasst hätte.
Nun scheint das Festkomitee diesen „Sonderzug“ für das Jubiläumsjahr 2023 anzupeilen – dann feiert der organisierte Kölner Karneval seinen 200. Geburtstag. „Für die Idee haben wir viel Zuspruch von der Stadtspitze erhalten“, erzählt Kirsch.
Letztlich gescheitert sei der Plan nicht an behördlichen Auflagen, sondern weil den Gesellschaften zusätzliche Kosten und logistische Anforderungen entstanden wären, die in der kurzen Vorlaufzeit nicht zu bewerkstelligen gewesen wären. „Wir wollen die Idee bei Zeiten aber wieder aufgreifen“, betont Kirsch am Montagabend im „Netbüdchen“, wo der Telefonanbieter Netcologne schon eine ganze Weile sein 25-jähriges Bestehen feiert.
Knapp 30 Menschen haben es sich auf den zu Sitzen umfunktionierten Bierkästen im Büdchen gemütlich gemacht Die Blicke sind auf die kleine Bühne gerichtet, wo es beim „Talk im Büdchen“ um die Entwicklung des Veedels-Karnevals geht.
Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn kommt mit erfreulichen Nachrichten
Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hat eine gute Nachricht mitgebracht, denn die Stadt hat ihren Zuschuss für die Veedelszüge von 90 000 auf 120 000 Euro aufgestockt. „Manche Züge stehen und fallen mit 500 Euro. Da muss das Festkomitee ein Auge drauf haben“, betont Kuckelkorn bei der von Rundschau-Redakteur Thorsten Moeck moderierten Diskussionsrunde.
Auch sei der Veedelskarneval durch die Professionalisierung und immer größere Erwartungshaltungen bedroht. „Ich kenne noch den herrlich selbst gestrickten Pfarrkarneval wo man in der Nachbarschaft Tänze einübt und vorstellt. Das sieht mitunter grausig aus, aber jeder hat Spaß“, so Kuckelkorn. „Das ist das Herz des Karnevals und macht uns große Freude. Da gibt es heute nur noch ein paar Gesellschaften, die das machen“.
Gesellschaften freuen sich über die Zuschüsse
Über die Zuschüsse freut sich auch Michael Gerhold, Präsident der Nippeser Bürgerwehr, dem einzigen Traditionskorps, das den Namen eines Veedels im Namen trägt. Die „Appelsinefunke“, wie das Korps genannt wird, organisiert unter anderem den Dienstagszug in Nippes. Holger Kirsch ist nicht nur Zugleiter, sondern auch Vorstands-Mitglied der Flittarder KG, wo eher zünftig Karneval gefeiert wird.
„In meinem Veedel gestalten wir ein Programm komplett aus eigenen Reihen. Es ist unglaublich zu sehen, dass das Publikum auch über Laiendarstellung seine Freude hat und auch die Darsteller sich über ihren eigenen Blödsinn kaputtlachen.“
Kuckelkorn hat schon Pläne wie er das Geld einsetzen könnte
Im Kontrast zum schwindenden Pfarrkarneval steht aber der Gewinnrekord von 580 000 Euro, den das Festkomitee im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnen konnte. Kuckelkorn hat schon Pläne wie er das Geld einsetzen könnte. „Wir überlegen, ob das Karnevalsmuseum nicht in die Innenstadt umzieht. Und um 2023 mit ganz Köln zu feiern, sparen wir jetzt schon Geld“, sagt er.
Gerhold glaubt, dass der Karneval eine positive Wirkung auf die gesamte Gesellschaft hat. „Mit dem Karneval kann man in der individualisierten Welt in einer Gemeinschaft zusammen finden.“ Bei einem sind sich die Redner einig: „Der Karneval ist so viel mehr als Trinken in bunten Klamotten.“
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Das Festkomitee wird Karten für seine Veranstaltungen künftig nicht mehr in einem Bus auf dem Neumarkt, sondern im Netcologne-Shop an der Richmodstraße verkaufen. Netcologne ist für die nächsten fünf Jahre Partner des Festkomitees. „Mit der Partnerschaft wollen wir die Jugend im Karneval fördern und integrative Moment verstärken“, sagte Geschäftsführer Timo von Lepel bei der Diskussionsveranstaltung.