TV-Shows und mehrWie Kölner Karnevalsvereine in Corona-Zeiten feiern
Köln – Über die Kosten wollen sie bei der Prinzen-Garde lieber nicht sprechen, der Neidfaktor wird vermutlich auch so schon groß genug sein im Kreise der Karnevalsvereine. Anstelle des internen Generalkorpsappells, bei dem normalerweise zu Jahresbeginn Beförderungen und Ehrungen vollzogen werden, hat das Traditionskorps eine Fernsehshow produzieren lassen. Auf der Bühne des Maritim-Hotels haben namhafte Bands gespielt, eine Produktionsfirma hat das alles aufgezeichnet. Am Donnerstagabend können sich Mitglieder das Ergebnis im Stream anschauen.
Der Karneval der Corona-Session 2021 wird sich größtenteils im Verborgenen vollziehen, sogar das Dreigestirn hat bereits ohne großes Tamtam die Hofburg bezogen. Am Freitag steht die Proklamation auf dem überschaubaren Terminplan des Trifoliums, statt großer Feier im Gürzenich wird der WDR einen Film produzieren – diese Woche soll an verschiedenen Stationen der Stadt gedreht werden. Die Insignien der karnevalistischen Macht werden Prinz Sven Oleff, Bauer Gereon Glasemacher und Jungfrau Gerdemie (Dr. Björn Braun) von den Altstädtern an einem noch geheimen Ort aus den Händen der Oberbürgermeisterin oder eines Vertreters überreicht bekommen.
Die Corona-Pandemie spaltet den Karneval mehr denn je in arm und reich. „Fernsehshows werden sich unserer Kenntnis nach die wenigsten Vereine leisten können. Hinzu kommt, dass viele ältere Karnevalisten nicht über die technischen Voraussetzungen verfügen, um beispielsweise eine Show streamen zu können“, gibt Festkomitee-Sprecher Michael Kramp zu bedenken.
In vielen Shows wird das Dreigestirn auftreten, doch Prinz,Bauer und Jungfrau gehen derzeit noch weitestgehend normal ihren Berufen nach. An einigen Tagen übernachten sie in ihrer Hofburg, dem Dorint-Hotel am Heumarkt, ansonsten sind sie zu Hause bei ihren Familien. Ab Freitag dürfen sie dann im Ornat auftreten, als Tribut an die Corona-Session ohne Sitzungen und ohne Rosenmontagszug hatte das Festkomitee den Dreien bereits vorab eine Ehrenrunde spendiert – das Trifolium darf 2022 nochmal ran.
Mit deutlich überschaubarerem Aufwand als die großen Korps will die KG Uhu aus Dellbrück Präsenz zeigen. „He kütt die Bütt“ heißt das Format der Familiengesellschaft, zweimal pro Woche werden sie auf ihrer Internetseite und bei Youtube Beiträge veröffentlichen. „Wir waren uns im Vorstand einig, unsere Aktivitäten nicht ganz einstellen zu wollen. Das Konzept für die mobile Bütt ist in einem Fünferteam ausgearbeitet worden“, erzählt Schatzmeister Norbert Lenze. Die erste Folge ist vor der Tür des Senatspfarrers Otmar Baumberger entstanden. Am Ende singt er selig das Paveier-Lied „Mir vun Dellbrück“ und animiert zum leisen Mitsingen vor den Bildschirmen zu Hause. Das ist einfach und authentisch, Karneval ohne Spezialeffekte. Auch in Dellbrück sind sie auf Nummer sicher gegangen und haben bereits 15 Folgen im Kasten. Denn der Karneval 2021 wird vor allem digital.