AboAbonnieren

Konzept geht nicht aufSo unkontrolliert wurde im Zülpicher Viertel gefeiert

Lesezeit 3 Minuten
Zülpicher Viertel zaun

Keine Angst vor Corona: Rund um die Zülpicher Straße wurde es am 11.11. eng

Köln – Der Elfte im Elften, morgens, 7 Uhr: Das Robert-Koch-Institut meldet über 50 000 Neuinfektionen. Rekord. Gute acht Stunden später, gegen 15 Uhr: Die Stadt Köln ruft dazu auf, sich nicht mehr auf den Weg ins Zülpicher Viertel zu machen. Die Zugänge werden dicht gemacht. Vollkommene Überfüllung. Selbst auf den sogenannten „Entlastungsflächen“ geht nichts mehr. Zigtausende junge Menschen feiern auf der berühmt berüchtigten Kölner Feiermeile so exzessiv wie es selbst vor Corona selten gesehen wurde.

Drangvolle Enge schon am Vormittag

Schon in den frühen Vormittagsstunden setzt der Strom zur Zülpicher Straße ein – und er sollte nicht mehr abreißen. Bereits um 11 Uhr zeichnet sich ab, die Straße füllt sich schneller als in den Vorjahren. Nur eine Stunde später: Dichtes Gedränge vom Zülpicher Platz bis zur Uni-Wiese. So dicht, so voll, wie es aus Erfahrung erst für den Nachmittag zu erwarten gewesen wäre. Und wie es seit Ausbruch der Corona-Pandemie nicht mehr denkbar war.

Zülpicher Viertel Menge

Zugangskontrollen im Zülpicher Viertel. 

Neues Konzept geht nicht auf

Was die drangvolle Enge noch verstärkt: Das neue Konzept der Stadt. Das sollte eigentlich entzerren. Doch zumindest in den Anfangsstunden passiert genau das Gegenteil. Die Verwaltung hat die Zülpicher Straße in mehrere Zonen eingeteilt. Freiräume, wie beispielsweise die Uni-Wiese, sind mit einem Meer von Absperrgittern in sogenannte Entlastungszonen eingeteilt. Die Idee dahinter: Laufen die Zonen auf der Zülpicher Straße zu voll, werden einzelne Entlastungsbereiche wie „Gehege“ geöffnet.

Zülpicher Viertel jeck voll

Um 15.15 Uhr meldete die Stadt: Das Zülpicher Viertel sei „vollgelaufen“.

Große Lautsprechermasten, über die beim Öffnen eines „Geheges“ dann Party-Musik einsetzt, soll die Feiernden dazu animieren, in die abgezäunten Bereich hineinzugehen. Aber es wird zu spät darauf reagiert, dass die Straße schneller als üblich vollläuft. Durch das massive Abzäunen der Partymeile haben die Feiernden selbst nicht mehr die Möglichkeit, auszuweichen. Die Folge: In allen Zonen der Zülpicher Straße geht es extrem eng zu. Vor allem viele Ausgänge aus dem Feierbereich sind so eng abgegittert, dass die Menschen sich Schulter an Schulter durchquetschen müssen.

Wirrwarr von Ein- und Ausgängen

Rund um die Feiermeile ebenfalls Menschenmassen. Auch das durch das neue Konzept gefördert. Es gibt ein nicht ausgeschildertes und kaum zu überblickendes Wirrwarr von Ein- und Ausgängen. So ist der Abschnitt der Ringe zwischen Zülpicher- und Rudolfplatz auch für Fußgänger gesperrt. Der nicht abreißende Strom der Feierwilligen muss sich durch Seitenstraßen schlängeln, um einen Eingang zu finden. Die Folge: Immer wieder kommt es an den vorgesehenen Ausgängen oder auch an Absperrungen zu Diskussionen und Gerangel. Alkoholisierte Jugendliche wollen sich nicht abweisen lassen, versuchen, irgendwie durchzukommen. Am Barbarossaplatz laufen die Menschen kreuz- und quer über die Kreuzung, weil die zahlreichen Absperrungen kaum noch Orientierung zulassen.

zülpicher ausschnitt

Voll, voller, Zülpicher: Das Viertel ist randvoll mit Jecken. 

Ausweise werden kaum kontrolliert

2G gilt für den Zugang auf die Zülpicher Straße. Die Kontrollen an den Eingängen gehen verhältnismäßig zügig. Das hat aber auch damit zu tun, dass zwar die Nachweise für eine Genesung oder Impfung kontrolliert werden, einen Personalausweis will hingegen so gut wie keiner der Ordner sehen. Einige wenige Feiernde halten ihn aus Gewohnheit schon bereit. Doch sie werden kaum eines Blickes gewürdigt. Mal wird der QR-Code des Nachweises gescannt, um sicher zu sein, dass er echt ist. Mal wird nur ein schneller Blick darauf geworfen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Exzessiver Alkoholkonsum

Immer wieder stand das Partygeschehen auf der Zülpicher Straße im Karneval wegen exzessiven Trinkens in der Kritik. Die Szenen, die sich am 11.11. abspielen, dürften die Diskussion erneut anfeuern. Bereist in den Vormittagsstunden liegen in den Seitenstraßen zahlreiche „Alkoholleichen“, Jugendliche, die sich in den Vollrausch getrunken haben. In zahllosen Winkeln und Hauseingängen wird sich erbrochen. Das alles so massiv und so früh am Tag, wie es entlang der Zülpicher Straße selbst dann nicht gesehen wurde, wenn der 11.11. an einem Wochenende lag.