Für einen Judoverein entwarf Marcus Gottschalk seinen ersten Orden - 30 Jahre ist das her. Inzwischen gibt es so viele Anfragen, dass er ein Kleingewerbe angemeldet hat.
Künstlerischer KarnevalistKölner Ex-Prinz entwirft Orden – auch für den Ministerpräsidenten

Markus Gottschalk mit Enwurfszeichnngen
Copyright: Meike Böschemeyer
Diese Geschichte beginnt mit den Schattenseiten des Lebens. Genau genommen mit den Schattierungen von Bäumen und Händen, die Marcus Gottschalk im Kunstunterricht als Jugendlicher zeichnen sollte. „Es ging darum, durch das Verwischen der Bleistiftzeichnungen eine Dreidimensionalität zu erzeugen. Ich habe gemerkt: „Das liegt mir“, erzählt Gottschalk, Prinz Karneval des Jahres 2012, Vorstandsmitglied und Sitzungsleiter der Prinzen-Garde sowie Vorstandsmitglied des Festkomitees und Moderator der Fernsehsitzung. Doch das sind nur seine offiziellen Funktionen im organisierten Karneval.
Vor ziemlich genau 30 Jahren begannen in einem Bocklemünder Judoverein die Vorbereitungen für eine karnevalistische Ball-Veranstaltung. Und weil Gottschalks Onkel erstens Vereinsvorsitzender war und zweitens von den Künsten seines Neffen wusste, bat er ihn um den Entwurf für einen Orden zur Veranstaltung. „Typisch Kölsch“ lautete damals das Sessionsmotto, also malte er neben die bunten Alter Markt-Häuschen einen Dom mit schunkelnden Spitzen, Tünnes und Schäl sowie einen Judoka mit Flönz im Würgegriff. Bei dieser Version blieb es schließlich. „Ich bin fast geplatzt vor Stolz, als aus meiner Zeichnung dann tatsächlich ein Orden wurde“, erinnert sich Gottschalk.
Orden für 2026 schon fertig
Inzwischen ist Marcus Gottschalk so etwas wie der Ordens-Ghostwriter des Kölner Karnevals. In dieser Session hat er insgesamt zehn Orden entworfen. Auf dem Orden seiner Prinzen-Garde sind zwei Gardisten und der Garde-Turm am Sachsenring zu sehen, für die Ehrengarde hat er einen Malteserstern integriert, dann kamen noch Anfragen von Rocholomäus, Große Braunsfelder, der Kölner CDU, der Prinzen-Garde aus Duisburg und des Vereins Mer blieve zesamme. Und auch die Staatskanzlei in Düsseldorf meldete sich, um Gottschalks Künste in Anspruch zu nehmen. „Es wurde so viel, dass ich inzwischen ein Kleingewerbe angemeldet habe. Aber das Zeichnen war immer Hobby. Und das bleibt auch so“, sagt er.

Sein erster Orden: Für die Session 1996 entwarf Gottschalk dieses Motiv für einen Judoverein. Damals war er 18 Jahre alt.
Copyright: Marcus Gottschalk
So ziemlich jeder Karnevalsfan dürfte schon mal eine Zeichnung des Prinzengardisten gesehen haben, der nebenbei übrigens auch noch die rund 400 Auftritte des Kölner Dreigestirns koordiniert. Denn Marcus Gottschalk zeichnet nicht nur Orden, sondern auch jedes Jahr das zum Sessionsmotto passende Schild mit der Aufschrift „D’r Zoch kütt“, das zu Beginn des Rosenmontagszugs zu sehen ist – das entsteht übrigens in Kooperation mit Philipp Jungen von der Nippeser Bürgerwehr. Und dann hat Gottschalk noch eine Spange für die Schull- und Veedelszöch entworfen sowie eine Spange, mit der am Karnevalsfreitag die Siegerinnen und Sieger des Rundschau-Wettbewerbs „Jeck met Hätz“ geehrt werden.
Wenn sich Aschermittwoch die halbe Stadt verkatert die Augen reibt, ist Gottschalk gedanklich schon eine Session weiter. „Meist kommen direkt die ersten Aufträge“, sagt er. Der Orden, der in der Session 2026 bei der Prinzen-Garde vergeben wird, befindet sich bereits zur technischen Reinzeichnung beim Hersteller. „Bei den Korps ist das möglich, weil die Orden nie Mottobezug haben“, erklärt Gottschalk. Auf der Suche nach Inspiration blättert und wühlt er sich regelmäßig durch das Archiv der Garde. Die Gardisten des diesjährigen Ordens hat er in einem Liederheft aus dem Jahr 1932 entdeckt.
Entwurf der eigenen Prinzenspange
„Damals wurden diese Hefte sehr aufwendig mit Zeichnungen versehen und bei den Sitzungen ausgelegt“, sagt der Ordens-Zeichner. Und weil es zu schade wäre, die alten Hefte im Archiv verstauben zu lassen, holt er mit Hilfe der Orden alte Elemente in die Gegenwart. Ein Trompeter aus einem Liederheft des Jahres 1922 fand sich ebenso bereits auf einem Orden wider wie ein Tanzpaar aus den 1950er Jahren.
Die Vorgaben, die der Vollblut-Karnevalist für seine Entwürfe erhält, sind äußerst unterschiedlich. „Mal gibt es sehr konkrete Vorstellungen, dann ist es einfach für mich. Manchmal heißt es aber auch: ‚Mach mal‘“, erzählt er. Jeden Orden zeichnet Gottschalk auf dickes Papier, teilweise sind die Radierungen noch zu erkennen. Weil Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) etwas mehr Internationalität in seinem Helau-Alaaf-Orden haben wollte, fügte Gottschalk noch ein farbiges Mariechen hinzu. Dieses Mariechen entwarf er neu und klebte es auf den alten Ordens-Entwurf, um nicht wieder alles neu zeichnen zu müssen. „Auch den Dom zeichne ich nicht jedes Mal selbst, sondern nutze Dateien, ansonsten wäre der Aufwand zu groß“, erklärt er. Beim Hersteller wird später ohnehin am Computer eine Produktionszeichnung erstellt.
Natürlich hat Marcus Gottschalk auch die Prinzenspange entworfen, die er 2012 gemeinsam mit Bauer Thorsten Schmidt und Jungfrau Oliver von Rosenberg verteilt hat. Der Entwurf hierfür lag bereits zehn Jahre in seiner Schublade. „So lange existierte mein Wunsch schon. Ich habe mich sehr gefreut, dass diese Zeichnung auch bei Bauer und Jungfrau Gefallen gefunden hat", erzählt Marcus Gottschalk und lächelt.