AboAbonnieren

Karneval in KölnProtest gegen „Missbrauchs“-Wagen im Zoch - Festkomitee nennt Vorstoß „befremdlich“

Lesezeit 2 Minuten
Der Persiflagewagen „Jesus liebt Dich“ des Festkomitees.

Der Persiflagewagen „Jesus liebt Dich“ des Festkomitees.

Die Darstellung sei „an Peinlichkeit und Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten“, formulierte ein Zusammenschluss um den ehemaligen Oberbürgermeister Fritz Schramma.

Ein Zusammenschluss um den ehemaligen Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma hat den Persiflagewagen des Festkomitees kritisiert, der sich mit dem Thema des sexuellen Missbrauchs in der Kirche auseinandersetzt. Auf der Zeichnung, die das Festkomitee in den vergangenen Woche vorgestellt hatte, winkt der Arm eines Priesters ein Kind in den Beichtstuhl, der mit den Worten „Jesus liebt Dich“ beschriftet ist.

Unterzeichner sind neben Schramma auch der Bürgermeister Ralph Elster, die ehemaligen Bürgermeister Rolf Bietmann und Werner Bartsch sowie Helmut Haumann, Ehrenvorsitzender des Fördervereins Romanische Kirchen. „Viele Menschen finden die gewählte Art der Darstellung abstoßend und zugleich erheblich verletzend mit Blick auf ihre Religiosität“, heißt es in dem Schreiben. Von vielen Seiten seien die Unterzeichner „mit großer Betroffenheit“ auf den Mottowagen angesprochen worden. Die Darstellung sei „an Peinlichkeit und Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten“. Die Unterzeichner forderten das Festkomitee dazu auf, von der Art und Weise der Darstellung Abstand zu nehmen.

Rosenmontag in Köln: Zugleiter weist Kritik zurück

„Wir freuen uns, wenn Menschen sich mit den Themen, die wir im Rosenmontagszug ansprechen, inhaltlich auseinandersetzen“, teilte Zugleiter Marc Michelske auf Anfrage der Rundschau mit. „Befremdlich finden wir allerdings, dass nun mehrere CDU-Politiker versuchen, auf die Freiheit des Narren Einfluss zu nehmen. Denen sagen wir: Nicht die Darstellung des Missbrauchs ist geschmacklos und peinlich, sondern vielmehr der Missbrauch selbst und der Umgang damit.“ Die Worte „Jesus liebt Dich“ seien ein starker Eckpfeiler „unseres eigenen Glaubens“, teilte Michelske mit. „Wenn man diese Aussage leider doppeldeutig verstehen kann, ist es Aufgabe der Kirche, daran zu arbeiten und verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen.“

Den Wagen lässt das Festkomitee bewusst im internationalen Teil des Zugs mitlaufen, um nicht nur auf die Missbrauchsfälle in Köln, sondern weltweit aufmerksam zu machen. „Wir denken dabei an Vorkommnisse in Irland, in Südamerika, Kanada und in den USA. Und das sind nur die Fälle, die uns direkt einfallen“, sagte Michelske bei der Vorstellung des Wagens.