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Karneval im StadtteilPräsident der Nippeser Bürgerwehr: „Wir leisten uns ein Veedel“

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Michael Gerhold

  1. Für Michael Gerhold ist die Anbindung ans Veedel sehr wichtig.
  2. Weiberfastnacht wird emotional besonders gut angenommen.
  3. Der Präsident der Nippeser Bürgerwehr sieht im Generationswechsel eine große Herausforderung.

Köln„Et Hätz schleiht em Veedel“ lautet das Sessionsmotto. Wie war Ihre Reaktion, als Sie das erstmals gehört hatten? Es gab in der Vergangenheit schon Mottos, wo man schmunzeln konnte, weil die mit Köln nicht viel zu tun hatten.

Michael Gerhold: Das ist ein super treffendes Motto, denn die Veedel machen Köln aus. In den vergangenen Jahren hat das Festkomitee aber immer gute Mottos ausgedacht, mal standen die Tanzgruppen im Mittelpunkt, mal die kölsche Sprache.

Starke Verbindung zum Stadtteil

Die Nippeser Bürgerwehr trägt das Veedel im Namen. Wie wichtig ist Ihnen diese Verbindung?

Michael Gerhold: Die Anbindung an das Veedel ist massiv. Unsere Sitzungen veranstalten wir in Ermangelung eines geeigneten Saals zwar in der Innenstadt, aber alles, was hier geht, lassen wir auch hier stattfinden. Sei es die Sessionseröffnung am Eigelstein, Weiberfastnacht auf dem Wilhelmplatz, der Dienstagszug, den wir veranstalten , aber auch wieder eine neue Kindersitzung im Altenberger Hof.

Muss sich ein Verein immer wieder neu erfinden und Neues anbieten, um mit der Zeit zu gehen?

Michael Gerhold: Wir schauen, was wir für Nippes machen können. Es geht nicht darum, einfach 20 zusätzliche Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Natürlich haben wir neue Party-Formate für die jüngeren Karnevalisten etabliert. Aber wir sehen uns nicht nur als reiner Karnevalsverein, der nur in der Session wahrnehmbar ist und vielleicht mit Kölschglas in der Hand vor dem „Golde Kappes“ auf der Neusser Straße steht.

Weiberfastnacht wird emotional gut angenommen

Sehr wichtig sind uns beispielsweise Weiberfastnacht, die Besuche im Kinderkrankenhaus und im Vincenz-Hospital. Das ist sehr emotional und wird richtig gut angenommen.

Wie ist sonst die Rückmeldung der Bürger?

Michael Gerhold: Wenn ich über die Neusser Straße gehe, spricht mich niemand an. Aber wenn wir in Uniform rumlaufen, werden wir wahrgenommen und kommen auch mit den Menschen ins Gespräch. Wir sehen unsere Aufgabe darin, den Leuten den Karneval näher zu bringen.

Es gibt hier große Neubaugebiete – zum Beispiel das Clouth-Gelände, oder die Lokomotivstraße –, wo Familien mit Kindern wohnen. Deshalb zum Beispiel nun die Kindersitzung. Im Frühjahr wollen wir zum Beispiel auch elf Baum-Patenschaften auf der Neusser Straße übernehmen und schöne orange-weiße Blümchen pflanzen.

Verein hat ein großes Pensum

Die Nippeser Bürgerwehr als Veedelsverein zu bezeichnen, wäre stark untertrieben. Es gibt 600 Mitglieder und viele Veranstaltungen. Kleinere Vereine wären mit dem Pensum heillos überfordert.

Michael Gerhold: Definitiv. Das soll andere Vereine auch nicht schmälern, aber natürlich braucht man auch sehr viele Ehrenamtler. Und es gibt ein finanzielles Risiko, weshalb wir auch auf die Mitgliedsbeiträge angewiesen sind. Man kann sagen: Wir leisten uns ein Veedel, aber das machen wir sehr gerne.

Wie teuer ist solch ein Engagement?

Michael Gerhold: Veranstaltungen wie die Sessionseröffnung am Eigelstein sind per se ein Minusgeschäft. Und zwar im fünfstelligen Bereich. Genauso sieht es Weiberfastnacht am Wilhelmplatz aus. Wir versuchen Partner und Geschäftsleute mit ins Boot zu holen, um gemeinsam Nippes nach außen als interessantes Veedel zu präsentieren.

Der Generationswechsel ist zu meistern

Im Dienstagszug gehen auch viele kleinere Vereine mit. Was sind deren größte Herausforderungen?

Michael Gerhold: Meist ist es der Generationswechsel, also die Übergabe von Verantwortung an jüngere Menschen. Es gibt aber auch Vereine, die ihren Sitzungssaal voll kriegen. Gerade erst hat die Bezirksvertretung die finanzielle Unterstützung für den Dienstagszug erhöht, wodurch wir die Gebühren stabil halten können. Davon profitieren alle Vereine.

Eine willkommene Wertschätzung.

Ja, aber der Kontakt zur Politik ist ohnehin gut. Kürzlich gab es im Bezirksrathaus ein Gespräch mit Vereinen und Bezirksvertretern, um sich auszutauschen. Es ging auch darum, wie Vereine attraktiv werden. Und ich sage das jetzt mal wertfrei: Wenn ein 20-Jähriger in einen Verein kommt, in dem größtenteils 70-Jährige versammelt sind, dann ist die Identifikation schwierig.

Ein stetiger Wechsel ist sinnvoll. Es geht darum, jungen Menschen Verantwortung zu geben und sie machen zu lassen.

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Und Sie dürfen machen. Sie sind immerhin der jüngste Präsident in der Geschichte der Bürgerwehr.

Michael Gerhold: Ich sage mal so: Wir alle haben Ideen und diskutieren die. Und es darf jeder seine Vorstellungen und Wünsche äußern. Das ist schön, denn an Ideen mangelt es uns derzeit nicht.