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Kampf um Kölner CDU-VorsitzThomas Breuer: „Ich will das Auto nicht verteufeln“

Lesezeit 4 Minuten
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Stau in Köln (Symbolbild) 

  1. Thomas Breuer (67) will neuer Chef der Kölner CDU werden.
  2. Matthias Hendorf sprach mit dem früheren Arbeitsdirektor der Rheinenergie über sein Alter, ein Duell und Autos in der Innenstadt.

Herr Breuer, nach der Ankündigung Ihrer Kandidatur sagte mach einer in Köln: Wo kommt der denn jetzt her? Also: Wo kommen Sie jetzt her?

Naja, ich bin seit 50 Jahren in der Partei und hatte mich seinerzeit nach zehn Jahren in der Jungen Union gegen die hauptberufliche Politik entschieden und mich aus dem Klein-Klein der Partei herausgehalten. Eine permanente Präsenz war dadurch nicht vorhanden, aber ich war früher in vielen Sitzungen der Ratsfraktion dabei, so ganz unbekannt bin ich also nicht.

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Thomas Breuer 

Der Porzer Stadtbezirkschef Bernd Marx hat gesagt, Sie stünden mit 67 Jahren nicht für einen Aufbruch.

Glaubwürdigkeit ist keine Frage des Alters. Und der Parteivorsitz ist ein zeitraubendes Amt, das nicht mal eben so neben dem Beruf auszuüben ist. Es braucht viel Präsenz, deshalb glaube ich, dass ich auch als Rentner dafür geeignet bin. Alter und Erfahrung sind aber auch ein Vorteil. Entscheidend wird sein, wie unser Vorstandsteam letztlich aussieht, da brauchen wir junge Menschen, das kann keine One-Man-Show von mir sein.

Sie sagen, Sie, Alt-OB Fritz Schramma und ihr Team von „Lust auf CDU“ stünden für etwas und nicht gegen den aktuellen Vorsitzenden Bernd Petelkau. Das sind typische Politiker-Sätze.

Es ist nicht unser Ansatz, ein Duell aufzubauen, auch nicht von Fritz Schramma. Meine Kandidatur ist ein Angebot, das sich viele gewünscht haben. Es geht nicht um Breuer gegen Petelkau oder dass wir Bernd Petelkau abschießen wollen, das ist Blödsinn. Uns stört, dass Partei- und Fraktionsvorsitz in einer Hand sind, es hat viele Nachteile, wenn jemand Ämter anhäuft und keine Zeit hat, sich um das Profil der Partei zu kümmern.

Zentrale Forderungen von Breuer und Co.

50 bis 60 Leute zählt die Bewegung „Lust auf CDU“. Sprecher ist Alt-Oberbürgermeister Fritz Schramm (73), Thomas Breuer (Foto) Kandidat für den Vorsitz. Er fordert Bernd Petelkau heraus. Ideen von „Lust auf CDU“:

1 Partei- und Fraktionsvorsitz trennen: Breuer und Co. wollen, dass der Parteichef sich um das Profil der Partei kümmert.

2 Diskursfähigkeit statt Geschlossenheit: Mehr Ringen um Lösungen.

3 Aufarbeitung nicht verweigern: Die Gruppe will herausfinden, warum die CDU bei Wahlen mies abschnitt. (mhe)

Trotzdem haben sie und Fritz Schramma am Donnerstag Petelkau verbal angegriffen.

Dass wir andere Vorstellungen haben, wollen wir gar nicht in Abrede stellen, daraus aber „Star Wars, Teil zwei“ machen zu wollen, ist Unsinn. Es kann auch weitere Kandidaturen geben.

Mit dem Zeitpunkt haben Sie knapp drei Monate vor der Bundestagswahl die vier Kölner CDU-Bundestagskandidaten gegen sich aufgebracht.

Ich habe Verständnis dafür, dass Ruhe in einer Partei herrschen soll. Aber es gibt vier große Wahlen, im Grunde sind also immer Wahlen, die man stören könnte. Wir wollen niemanden stören, aber wir wollen endlich wieder darüber reden, wer die Kölner CDU ist und was sie ausmacht. Wir wollen keine totberuhigte, sondern eine lebendige Partei, wir wollen um die richtige Meinung ringen, darüber diskutieren. Das fehlt mir bei der Kölner CDU schon länger.

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Sie sind nun in die Öffentlichkeit getreten, weil CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz trotz seiner Beteiligung am Stadtwerke-Deal 2018 Wirtschaftsdezernent wird. Hat die CDU Ihren moralischen Kompass verloren?

Ja, spätestens nach der Stadtwerke-Affäre haben sich viele in der Partei entsprechende Konsequenzen gewünscht.

Also Rücktritte?

Ja. Bernd Petelkau ist ja zumindest aus dem Aufsichtsrat der Stadtwerke zurückgetreten.

Aber auch nur da und mittlerweile sitzt er wieder drin.

Ja, Grüne und SPD haben deutlichere Konsequenzen gezogen als meine Partei. Mich irritiert, dass das durch die Wahl von Niklas Kienitz nun wieder aufploppt. Wir wollen eine verlässliche und integere CDU haben.

Wo soll die Kölner CDU unter Ihrer Führung wieder hin? Zurück zu den Wurzeln oder radikal nach vorne?

Ich halte beide Ansätze für falsch. Zunächst mal müssen wieder den Bürgern wieder mehr zuhören, dafür wollen wir nächstes Jahr eine repräsentative Umfrage in Köln machen. Meiner Meinung nach sind die wichtigen Themen Sicherheit, Umwelt und Sauberkeit, Schule und Bildung und Verkehr.

Das würde Herr Petelkau auch so sagen.

Ja, aber es gibt die berechtigte Sorge, dass für Minderheiten viel getan wird, aber wir müssen wieder mehr hören, was die Bedürfnisse der Mehrheit sind.

Meinen Sie damit etwa Radwege, gendergerechte Sprache oder den Klimaschutz?

Das sind alles berechtigte Anliegen. Auch wir als CDU wissen, dass der öffentliche Raum neu aufgeteilt werden muss, dass es mehr Radwege und weniger Platz für Autos braucht. Die radikale andere Seite will aber die Innenstadt vom Auto befreien: Wieso eigentlich? Ich will das Auto nicht verteufeln.

Demnach wäre unter Ihrer Führung ein grün-schwarzes Bündnis schwierig.

Wir müssen lernen, dass die Grünen unser politischer Gegner ist. Das darf aber nicht bedeuten, dass wir die Grünen links überholen. Es geht darum, Kompromisslinien zu finden. Das macht Petelkau in der Fraktionsarbeit gut – trotzdem braucht die Partei ein eigenständiges Profil und muss wieder wählbarer werden.