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Diskussion in Köln-OstheimKirche soll ein Ort der Begegnung für alle sein

Lesezeit 3 Minuten
Eine katholische Kirche mit einem waagerecht aufgehängten Engel auf dem Turm

Die Kirche zu den heiligen Engeln in Ostheim

Investoren gesucht: Die Kirche „Zu den heiligen Engeln“ soll in Köln-Ostheim erhalten und als öffentlich zugänglicher Ort umgestaltet werden.

Der Pfarrgemeinderat des Pfarrverbandes Roncalli in Rath nimmt Stellung zur Situation der katholischen Kirchen in Ostheim: „Seit längerer Zeit ist bekannt, dass wir uns in Ostheim auf eine Kirche, auf St. Servatius, konzentrieren müssen. Deshalb wird dort auch das neue Pfarrheim errichtet. Nach bisherigen Plänen sollte die Liegenschaft „Zu den heiligen Engeln“ mit Seniorenwohnungen bebaut werden. Hierzu war ein Abriss der Kirche notwendig. Diese Absichten werden nicht weiter verfolgt, sodass ein Abriss momentan nicht mehr in der Planung ist.“ 

Kirchen sollen vierte Orte sein, Räume für Meditation und Spiritualität

Der Kirchenvorstand ist auf der Suche nach Investoren, um eine sinnvolle Nutzung der Kirche in Zukunft zu gewährleisten. Die Verantwortlichen von Roncalli sind auch zuständig für Ostheim. Es hat sich ein Runder Tisch zum Erhalt der Kirche Zu den Heiligen Engeln gegründet, der nun zu einem Gespräch in die evangelische Auferstehungskirche in Ostheim eingeladen hatte. Nachdem Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer die Gäste in der gut besuchten Kirche begrüßt hatte, führte Martin Stankowski durch den Abend.

Eine Frau mit Mikrofon spricht mit Menschen, die auf Stühlen sitzen.

Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer begrüßte die Gäste in der Auferstehungskirche in Ostheim.

Felix Hemmers verantwortet bei der Stiftung Baukultur NRW das „Projekt Zukunft - Kirchen - Räume“. Er berichtete von zahlreichen Umnutzungen von Kirchenräumen, die er als „vierte Orte“ betrachtet. Erste und zweite Orte sind Wohnungen und Arbeitsplätze, dritte Orte sind gemeinschaftlich genutzte wie Schwimmbäder und Kneipen. Kirchen als vierte Orte böten Raum für Spiritualität und Gefühle. „Das Bedürfnis danach wird nicht weniger, wie man am Yoga-Trend sieht.“ Hemmers verwies beispielhaft auf die Dreifaltigkeitskirche in Bickendorf. Die werde mittlerweile als Aikido-Studio genutzt. „Das Konzept mit viel Meditation und den Friedensaktivitäten hat die Gemeinde überzeugt. Würde ich in Köln wohnen, wäre ich längst angemeldet. Allein schon wegen des Raums“. Die ehemalige Kirche sei an vier Tagen pro Woche für alle geöffnet als meditativer Raum.

Kirchen gehören allen, neue Nutzung soll allen zugutekommen

Eindruck machten Zahlen, mit denen Hemmers aufwartete: „In Nordrhein-Westfalen gibt es 6000 katholische und evangelische Kirchen, von denen in absehbarer Zeit 60 bis 70 Prozent nicht mehr genutzt werden.“ Kirchen seien früher öffentliche Orte gewesen, in denen Märkte abgehalten und Gerichtsurteile gefällt wurden. Hemmers plädierte dafür, Kirchen zu erhalten und über neue Nutzungen gemeinschaftlich zu beraten. Umnutzung in Wohnungen solle da nicht die erste Wahl sein, sei aber besser als Abriss. „Kirchen gehören allen und sind Gemeingüter.“

Christian Schaller ist der Sohn von Fritz Schaller, der als Architekt die Kirche Zu den heiligen Engeln gebaut hat. Der Sohn ist ebenfalls Architekt und hatte einen Entwurf für die neue Nutzung der Kirche und des Geländes zu der Veranstaltung in der Auferstehungskirche mitgebracht. Schaller hat sich orientiert an den Plänen, die der Deutschordensstift verwirklichen wollte, bevor der Roncalli-Pfarrgemeinderat Abstand genommen hatte: Eine Tagespflegestation mit 16 Plätzen und etwa 30 Seniorenwohnungen. Schallers Konzept sieht vor, dass die Kirche zu den heiligen Engeln als Herz des Viertels erhalten und für die Öffentlichkeit geöffnet bleibt. Der Architekt bescheinigte der Kirche "franziskanische Einfachheit".  Die geplante ergänzende Wohnbebauung auf dem Gelände rund um die Kirche soll sich in das bestehende städtebauliche Umfeld einfügen und das Gotteshaus deutlich wahrnehmbar architektonisch in den Mittelpunkt stellen.