Die Stadt Köln hatte die Kalker aufgefordert, ihre Vorschläge zur Verbesserung der Grünflächen einzubringen.
Stadtgrün in KölnBürger wünschen sich den Landschaftspark Kalkberg
Die Zahlen dürften auch enthusiastische Fans des Rechtsrheinischen erstaunen: Als die Bürger in den Stadtbezirken Kalk und Ehrenfeld im Juni zwei Wochen lang online ihre Wünsche zum städtischen „Masterplan Stadtgrün“ äußern konnten, lag der Stadtteil Kalk hinsichtlich der Wortmeldungen nicht nur vorn, sondern ganz weit vorn. Während in Ehrenfeld, das für seine diskussionsfreudigen Bewohner bekannt ist, gerade mal 65 Vorschläge zusammenkamen, brachte es der Stadtteil Kalk auf 310, also beinahe das Fünffache.
Mit dieser ersten Bürgerbefragung startete die zweite Phase des Masterplans. Er soll die Weiterentwicklung der grünen Infrastruktur schon wegen des Klimawandels vorantreiben und die Verteilung der Grünflächen auf die Stadtteile gerechter gestalten. Begonnen wurde in den Stadtbezirken 4 und 8, weil vor allem die Veedel, nach denen sie benannt sind – Ehrenfeld und Kalk – aufgrund ihrer industriellen Vergangenheit unter einem eklatanten Mangel an Grünflächen leiden. In beiden Stadtteilen sind seit längerem Initiativen aktiv, die dies ändern möchten.
Mehr Grün in Kalk forderte Bürger zum Mitmachen auf
Deshalb wiesen Bewohner dieser Veedel auch überdurchschnittlich häufig auf Entwicklungspotenziale und Missstände hin. So standen etwa den 310 Meldungen aus Kalk nur 75 aus den acht übrigen Stadtteilen des Bezirks gegenüber – von diesen 75 wiederum kamen allein 34 aus Kalks Nachbarveedel Humboldt-Gremberg. Teilweise mag die hohe Beteiligung auf den Aufruf der Bürgerinitiative (BI) Mehr Grün in Kalk zurückzuführen sein, die im Vorfeld auf die Online-Aktion der Stadt hingewiesen und zum Mitmachen aufgefordert hatte.
Die konkreten Ergebnisse sind nun auf dem Beteiligungsportal „Meinung für Köln“ einsehbar. Zahlreiche Wortbeiträge und die Kennzeichnungen auf der beigefügten digitalen Karte beziehen sich auf Themen, die Initiativen wie die BI voranbringen wollen. So gehört ein großzügiger Grünbereich an der Neuerburgstraße samt Erhaltung der Pflanzstelle zu den besonders häufig geäußerten Wünschen. Auch soll die Stadt das Brachgelände an der Heinrich-Bützler-Straße nicht verkaufen, sondern als Grünfläche herrichten.
Kalkberg soll Landschaftspark werden
Eine künftige Nutzung des Kalkbergs als Landschaftpark würden viele Bürger ebenfalls begrüßen – ein bekanntes Thema über den Stadtteil hinaus. Nicht ganz überraschend sind auch die Vorschläge zur Verkehrsberuhigung und Verschönerung der Kalker Hauptstraße, etwa durch zusätzliche Baumpflanzungen. Ähnliche Wünsche betreffen die Kalk-Mülheimer Straße.
Die schon bestehenden Grünanlagen sind ebenfalls Gegenstand einiger Einträge. So wird bemängelt, dass der fast baumlose Bürgerpark keinen Schutz vor der Sonne biete, im Breuerpark dagegen störe die Drogenszene. Nebenan in Humboldt-Gremberg fragen sich nicht wenige Bewohner, weshalb die grüne Brache an der Gießener Straße nicht hergerichtet wird. Die Beiträge aus Stadtteilen wie Brück, Neubrück oder Rath-Heumar beziehen sich meist auf einzelne, kleinteilige Verbesserungen an Grünstreifen und Beeten, auf Nachpflanzungen oder bessere Verbindungen zwischen schon existierenden Grünflächen.
In ihrem Aufruf hatte die BI Mehr Grün in Kalk die Form der bisherigen Bürgerbeteiligung kritisiert: „Gerade eine Online-Beteiligung schließt viele Menschen aus, die nicht so gut Deutsch können und vielleicht auch nicht die digitalen Möglichkeiten haben, zum Beispiel ältere Menschen und jüngere Kinder“.
Am Samstag, 23. September, soll in Kalk die zweite Stufe der Öffentlichkeitsbeteiligung gezündet werden. Und zwar in Form einer Workshop-Veranstaltung von 11 bis 15 Uhr im Klarissenkloster, Kapellenstraße 51, bei der die Online-Vorschläge bewertet und ausgearbeitet werden. Die Ergebnisse des gesamten Prozesses werden anschließend von der Verwaltung aufbereitet und an die Kalker Bezirksvertretung weitergegeben, um den politischen Umsetzungsprozess einzuleiten.