300 WohnungenAltes Kronenbrot-Areal in Köln-Höhenberg soll neues Quartier werden
Silos, Lagerhallen, Verwaltungsgebäude – seit mehr als 100 Jahren sind die industriellen Zweckbauten auf dem einstigen Kronenbrot-Gelände zwischen Oranienstraße, Schulstraße und Regensburger Straße für die Höhenberger ein gewohnter Anblick. Doch seit der Großbäcker im Sommer 2019 Insolvenz anmelden musste, steht dort alles still. Demnächst aber soll sich hier etwas tun: Die Kölner BPD Immobilienentwicklung GmbH hat das knapp 1,8 Hektar große Areal erworben, sie möchte alle alten Bauten abreißen und dort ein „gemischt genutztes, urbanes Quartier“ mit 300 Wohnungen hochziehen.
Gerade ist ein zweistufiges Planungsverfahren angelaufen, fünf Architekturbüros werden ihre Entwürfe einreichen. Sie orientieren sich dabei an einer ersten groben Skizze des Vorhabenträgers, in der vier größere „Cluster“ von jeweils mehreren vier- bis sechsgeschossigen Gebäuden sowie ein alleinstehendes sechsgeschossiges Haus vorgesehen sind. Gemäß dem kooperativen Baulandmodell werden 30 Prozent der neuen Wohnungen mit öffentlichen Mitteln gefördert, sodass dort günstige Mieten zu erwarten sind. Über die Mietpreise für alle übrigen Wohnungen könne vor dem Ende des Planungswettbewerbs nichts gesagt werden.
Entscheidungen sollen mit der Stadt getroffen werden
Die BPD betont, dass alle Entscheidungen in enger Abstimmung mit der Stadt, vor allem dem Stadtentwicklungsausschusses und der Bezirksvertretung Kalk, getroffen werden und auch die Wünsche der Anwohner Berücksichtigung finden sollen. So kann sich das Unternehmen vorstellen, im Erdgeschoss der Gebäude Raum für Geschäfte und Läden, oder soziale oder kulturelle Einrichtungen zu lassen. Fest zum Konzept gehört eine viergruppige Kindertagesstätte, deren Kapazitäten ausreichen, um auch Kinder aus der Umgebung des Areals aufzunehmen.
Das würde die Betreuungsquote im unterversorgten Stadtteil erhöhen und damit einem der Ziele des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts für den Sozialraum „Höhenberg/Vingst“ entsprechen. Sogar über ein Jugendzentrum für das Veedel werde nachgedacht.
Spielplatz für Allgemeinheit
Richtig attraktiv für die Umgebung sollen die Grünflächen zwischen den Gebäude-„Clustern“ werden. So ist neben den privaten Kleinkindspielflächen für die Bewohner ein Spielplatz für die Allgemeinheit geplant. Radfahrer und Fußgänger erhalten neue Wege durch das Gelände, etwa zwischen Regensburger Straße und Oranienstraße oder von den Grünflächen im Inneren des Areals zur Schulstraße. Die begrünten Bereiche sollen eine hohe Aufenthaltsqualität für alle Höhenberger haben. Zudem könnte der Grünbereich nach Osten verlängert werden, indem der mit Bäumen bestandene Parkplatz an der Nürnberger Straße in die Planungen einbezogen wird. Der allerdings gehört der Stadt, wie sie mit dieser Anregung umgeht, steht noch nicht fest.
Ehemaliges Kronenbrot-Areal: Linke will lieber Grünfläche
Weil auf dem Areal nur Wohnungsbau möglich ist, muss das derzeitige Gewerbegebiet offiziell in ein Wohngebiet umgewidmet werden. Dazu muss dann auch die Kalker Bezirksvertretung (BV) angehört werden. Dort gab es im ersten Durchlauf Kritik an den Plänen. Die Linke etwa würde gern das gesamte Gelände in eine Grünfläche verwandeln: „Bei Gesprächen mit den Menschen im Veedel wurde immer wieder genannt, dass man zu wenige Grünflächen, zu wenige Spielflächen und überhaupt zu wenig Aufenthaltsmöglichkeiten habe“, heißt es in einem entsprechenden Antrag der Fraktion. Sie befürchte, dass hier teure Wohnungen entstehen und die Gentrifizierung vorantreiben – wie es bereits nebenan im Stadtteil Kalk geschehen sei.
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Die BV-Mehrheit jedoch begrüßte die Baupläne, auf Antrag der Grünen wurden sie allerdings ergänzt. Sie wünschen eine konsequente Fassaden- und Dachbegrünung. Zudem sollen die Gebäude nicht direkt an den Gehwegen stehen, sondern zurückversetzt werden, damit genug Platz für Pflanzungen bleibt. Dabei soll das Konzept der „Essbaren Stadt“ berücksichtigt werden, außerdem müsse genügend Parkraum für Räder, insbesondere Lastenräder, angeboten werden.