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Grausame GewalttatMob schlägt Familienvater in Köln tot – Täter vor Gericht

Lesezeit 3 Minuten

Fassungslos blicken Polizisten auf den Tatort. Ein 37-jähriger Familienvater wurde von einem Mob aus rund 30 Männern zu Tode geprügelt.

Am helllichten Tag und auf offener Straße in Köln-Höhenberg schlagen an die 30 Männer einen Familienvater tot. Nun steht einer aus der Gruppe Mord aus Heimtücke vor Gericht.

Schmerz, Trauer, Fassungslosigkeit und Wut brechen sich plötzlich Bahn unter den Zuschauern auf Saal 112 des Landgerichts. Verzweifelt und wütend schlägt ein Mann mehrmals gegen die Rückenlehne eines Sitzes, ein anderer weint qualvoll, während Aufzeichnungen aus einer Überwachungskamera schier Unfassbares zeigen.

Zu sehen ist der Lynchmord von bis zu 30 Männern an einem 37-Jährigen am 10. März 2022 — am helllichten Tag, auf offener Straße unter den Augen zahlreicher Passanten. Wie von Sinnen treten und schlagen die Täter – laut Anklage unter anderem mit einem Hammer – auf ihr Opfer ein. Zudem soll der Attackierte von 17 Messerstichen verletzt worden sein. Der 37-jährige Vater von zwei kleinen Töchtern verstarb Ende März 2022 in einem Krankenhaus. Seit Mittwoch steht ein mutmaßlicher Täter (31) wegen des Vorwurfs eines Heimtücke-Mords aus niedrigen Beweggründen vor der 11. Großen Strafkammer.

Schmähvideo als Auslöser

Hintergrund der Tat soll laut Staatsanwaltschaft ein Video sein, dass der Bruder des Getöteten in der Nacht vor dem Tattag in sozialen Medien verbreitet habe. Darin soll der Mann die Großfamilie des Angeklagten bedroht sowie verstorbene Angehörige beleidigt haben. Für diesen Affront soll das Oberhaupt der Großfamilie eine „angemessene Reaktion“ gefordert haben, wie es in der Anklageschrift heißt.

Da aber der eigentliche Urheber des Schmäh-Videos nicht greifbar gewesen sei, sollen die Schläger stellvertretend dessen Bruder aufgelauert haben. Das Video zeigt, wie die Tätergruppe an der Kreuzung Miltenberger Straße/Bamberger Straße wartet. Gegen 15.25 Uhr will das Opfer in einem Smart in die Bamberger Straße einbiegen. Doch der Mann hält an, als er durch das offene Seitenfenster von einem Mann angesprochen wird.

Explosion der Gewalt

Plötzlich taucht an der Beifahrerseite ein weiterer Mann auf, greift durch das ebenfalls offene Beifahrerfenster und zieht den Zündschlüssel ab. Der 37-Jährige sitzt in der Falle, ist dem angreifenden Mob „hilflos ausgeliefert“, wie der Staatsanwalt bei der Anklageverlesung sagt. Sofort stürmen die restlichen Männer aus allen Richtungen heran, kesseln den Smart ein und schlagen wie von Sinnen auf das kleine Auto und den darin Sitzenden ein.

Dennoch schafft es der 37-Jährige sich zu befreien und kommt irgendwie aus dem Auto heraus. Doch die Täter stürzen sich auf ihn, umringen und fixieren ihn, schlagen und treten auf ihn ein.

So schnell wie der Mob plötzlich aufgetaucht war, so schnell stob er nach der Tat auch wieder auseinander. Zurück blieb nur das blutende Opfer, reglos auf der Straße liegend. Umringt von fassungslosen Passanten, die Zeugen der Gewaltexplosion geworden waren.

Die Staatsanwaltschaft führt in dem Fall insgesamt 30 Beschuldigte auf. Nach ihnen wird mit internationalen Haftbefehlen gesucht. Zwei weitere Beschuldigte sitzen derzeit in Untersuchungshaft, die Anklageerhebung gegen sie stehe kurz bevor. Für den Prozess sind bis zum 22. Dezember weitere acht Verhandlungstage terminiert.