Jahresbilanz 2021Kölner Arbeitsmarkt bleibt stabil durch Kurzarbeit

Schild der Arbeitsagentur für Arbeit. (Symbolbild.)
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Köln – Über eine halbe Milliarde. Genau genommen 547 324 000,87 Euro hat die Kölner Agentur für Arbeit von Januar bis Dezember 2021 an Kurzarbeitergeld ausgezahlt (s.Infotexte und Grafik). Und das, obwohl 2021 nicht einmal an 2020 heranreichte, was die Kurzarbeit anging.
Man kann sich anhand dieser Zahlen in etwa ausmalen, was über dieses Instrument am Arbeitsmarkt alles aufgefangen wurde – und wie es ohne ausgesehen hätte.
Kurzarbeit
2,15 Millionen Euro pro Arbeitstag gab allein die Kölner Agentur für Arbeit im vergangenen Jahr für Arbeitnehmer in Kurzarbeit aus. Im bisher absolut höchsten Monat, dem April 2020, waren 109 468 Menschen in Kurzarbeit. 2021 sank die Zahl dann wieder, blieb aber auf konstant hohem Niveau (s. Grafik). Zum Vergleich: Im April 2019 waren in Köln 420 Menschen in der Kurzarbeit gemeldet. Man sei „sehr froh“, so Johannes Klapper von der Kölner Agentur für Arbeit, dass die Regelungen bis März verlängert wurden. (two)
Und so präsentiert sich die Quote über das Jahr gesehen auch längst nicht so schlecht, wie man angesichts diverser kompletter oder Teil-Lockdowns hätte befürchten können. 9,3 Prozent betrug die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt. Es gab 2567 mehr Stellenangebote als 2020, im Juni befanden sich 591 408 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Lohn und Brot. Etwa 70 000 Menschen wurden durch die Kurzarbeit von der kompletten Freistellung verschont.
„Der Arbeitsmarkt steht besser da als von vielen erwartet wurde. Die Wirtschaft hat sich über das Jahr hinweg erholt, die Kurzarbeit konnte schrittweise abgebaut werden. Sie wirkt aber auch im Hinblick auf die neuste Pandemieentwicklung weiterhin als Stabilisierung“, mahnt Johannes Klapper, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln. Ohne die Mittel zur Kurzarbeit hätten viele Unternehmen nicht überleben können. Jobmotor seien im vergangenen Jahr die Verwaltung, das Gesundheitswesen und die Logistik gewesen. Deutliche Verluste gab es im verarbeitenden Gewerbe, der Metallindustrie und im Gastgewerbe. 38 736 Kölnerinnen und Kölner mussten sich 2021 arbeitslos melden, 6137 weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig konnten 34 522 Menschen eine neue Beschäftigung aufnehmen.
Fortbildung wird besonders wichtig werden
Im laufenden Jahr, das machte Klapper eindringlich deutlich, wird eine der Hauptaufgaben der Agentur, wie aber auch der Betriebe, in der Aus- und Weiterbildung liegen. Auch wenn 2021 bereits rund 25 Millionen Euro dafür aufgewendet wurden, die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: 71 Prozent aller Langzeitarbeitslosen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Und das bei einem gleichzeitig immer dramatischer werdenden Fachkräftemangel.

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Bereits jetzt, so Klapper, schlage der voll durch. Viele Betriebe und Unternehmen könnten mehr einstellen, allein, es fehlt an der Qualifikation. Und zwar durch die Bank: Im Handwerk, in der Industrie, in der Verwaltung und in der Pflege. „Wir haben viel dafür geworben, sich durch Weiterbildungen die eigene berufliche Zukunft zu sichern. Viele haben unsere Beratungsangebote angenommen, aber es hätten gerne mehr sein können“, so Klapper. Nicht zuletzt durch die demografische Entwicklung werden Fachkräfte immer knapper, in den nächsten fünf Jahren erreichen knapp 24 000 qualifizierte Arbeitnehmer in Köln das Rentenalter, allein in der öffentlichen Verwaltung 3600, im Gesundheitswesen knapp 3200. Und ausreichender Nachwuchs ist nirgendwo in Sicht. „Das sind keine Prognosen, sondern gesicherte Abgänge“, so Klapper.
Fachkräftemangel nur durch Zuwanderung lösbar
Ohne zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Ausland, sei es durch Anwerbung, Zuwanderung oder die Umschulung geflüchteter Menschen sei der Fachkräftemangel nicht zu stemmen. „Wir laufen sonst sowohl dem Bedarf wie auch dem politischen Willen hinterher.“
Die Relevanz der Aus- und Weiterbildung konnte auch Oliver Amandi vom Kölner Holzbau-Systemlieferant Mitek bestätigen: Zwei seiner elf Mitarbeiter haben bereits an Fortbildungsmaßnahmen über die Agentur für Arbeit teilgenommen, ein dritter beginnt gerade. „Unsere Anforderungsprofile ändern und erweitern sich ständig. Ohne die Fortbildungen wären mir die Mitarbeiter verloren gegangen. Auf dem Markt hätte ich mich gar nicht nach neuen Mitarbeitern in unserem Segment umsehen brauchen“, sagt er. „Es gibt keine.“