Inklusive GesamtschuleOffene Schule Köln blüht am Sürther Gewerbegebiet auf

Kreative Doppel-Spitze: Schulleiter Hans Flinkerbusch (l.) und OSK-Geschäftsführer Andreas Reimann engagieren sich für die inklusive Offene Schule. Sie wächst und gedeiht – wie der Schulgarten.
Copyright: Horn
Köln – Die Offene Schule Köln blüht und gedeiht mitten im Sürther Gewerbegebiet. Im Garten wachsen Feigen und Rosmarin duftet, die Kräuterspirale neben den Spielgeräten ist im Bau, auch ein Soccer-Platz hat in den letzten fünf Jahren seit Gründung der inklusiven Gesamtschule An der Wachsfabrik Platz gefunden.
Hoffen auf Neubau auf dem Sürther Feld
Heute starten die rund 100 000 Kölner Schüler wieder ins neue Schuljahr. Auch für die rund 340 Kinder und Jugendlichen der staatlich anerkannten Ersatzschule OSK, ein Viertel von ihnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, geht es wieder los. Und gleich zu Beginn steht am 2. September der fünfte Schul-Geburtstag auf dem Stundenplan. Es gibt viel zu Feiern.
Einen ganz großen Wunsch haben Schulleiter Hans Flinkerbusch und der Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH, Dr. Andreas Reimann: Sie möchten die Schule ausbauen und suchen nach einem neuen Standort. „Wir sind in guten Gesprächen mit Stadt und Investoren“, so Reimann mit Blick auf das Bestreben, ein Grundstück auf dem Sürther Feld dafür zu erwerben und neben dem Neubau für die Gesamtschule dann auch eine Grundschule errichten zu können. „Wir hoffen auf die Entscheidung im Frühjahr 2018.“
Die Schule trägt das „Offene“ nicht nur im Namen. Viel Glas und transparente Strukturen gehören dazu und ein pädagogischer Geist, der aufs Miteinander und Vielfalt setzt. Mit außergewöhnlichem Konzept startete die Ersatzschule 2012 – eine Initiative von Andreas Reimann und anderen Eltern, die mangels ausreichender „GU“-Plätze in weiterführenden Regelschulen nach guten Alternativen suchten. Mit Flinkerbusch gewannen sie einen Mitgründer mit viel Erfahrung mit Konzepten zum gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung. Während Inklusions-Modelle an Regelschulen nach dem Wechsel der NRW-Landesregierung wieder verstärkt zur Debatte stehen, geht die Ersatzschule OSK mit ihrem Schwerpunktkonzept erfolgreich eigene Wege: Individuell Potenziale fördern, das Kind zum höchstmöglichen Abschluss führen, selbstbestimmtes Lernen und qualifizierte Unterstützung bieten.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ob hochbegabt oder mit Förderbedarf nahezu jeder Art, die Schule steht allen Kindern offen. Zu 83 Prozent besteht eine staatliche Refinanzierung, 13 Prozent muss die Schule selbst aufbringen. Sie erhebt kein Schulgeld, sondern bittet die Eltern um Zuwendungen und Spenden, zusätzliche Mittel von Stiftungen ergänzen die Finanzierung. Im Schuljahr 2017/18 zählt die OSK rund 340 Schüler, davon rund 60 in der Sek II, im Vollausbau sollen es in der Sek I 300, in der gymnasialen Oberstufe 150 sein.
Die gemischten Lerngruppen zählen 25 Schüler und je einen Gesamtschullehrer sowie einen Sonderpädagogen, ergänzt durch weiteres pädagogisch geschultes Personal. Hinzu kommen in Einzelfällen Schulbegleiter für die individuelle Betreuung. Die OSK setzt auf ein flexibleres System mit Lerngruppen-Assistenten und bietet alle allgemeinen Abschlüsse bis hin zum Abi.
Uni stellt der Schule ein gutes Zeugnis aus
„Wir wollen das Gemeinsame leben“, so Flinkerbusch. Das geschieht in jahrgangsübergreifenden Gruppen. Statt getrennter Fächern gibt es Lernzeiten (etwa Deutsch-Mathe-Englisch), Projekte und Lernpläne, die regelmäßig mit Schülern und Lehrern besprochen werden. Zudem werden Berufspraxisstufen für Schüler mit Förderbedarf geboten, die nach der regulären Schulzeit noch zwei Jahre dort bleiben und Praktika absolvieren.
Das Konzept hat großen Erfolg, das geben Wissenschaftler der OSK schriftlich: In Kooperation mit dem Institut für Pädagogische Psychologie der Kölner Uni wird seit 2012 jedes Jahr der Lernfortschritt der Schüler (Mathe, Lesen, Rechtschreibung) im Vergleich zu anderen Regelschulen getestet und im Schnitt gute mittlere Werte ermittelt. Die Uni Bonn hat mit 160 Jugendlichen Interviews geführt, wie sie ihre Schule finden: „Sie sind sehr zufrieden!“, freut sich Flinkerbusch, „wir auch. Wobei wir immer gucken, wo wir Dinge besser machen können.“ Ein Neubau würde bessere Grundlagen dafür bieten.