Das Erfolgsstück aus Hamburg gastiert auf der Volksbühne. Derber Humor kam in Köln gut an.
In der Volksbühne„Die Königs vom Kiez“ feiert Premiere in Köln
„Diese missgünstige Kuh!“ Der „Käpt'n“ kann es nicht glauben. Da könnte seine Mutter endlich einmal etwas Sinnvolles zum Familienleben beitragen. Stattdessen aber – stirbt sie einfach im unpassendsten Moment. Wenn ein Familienname so gar nicht zu seinen Trägern passt, dann bei den Königs. Als da wären: der Käpt'n (Götz Fuhrmann), seine Kinder Marie (Lina Gerlitz), Benny, Björn (Nico Went in einer Doppelrolle) und Pamela (Anna Dekker) – letztere im Alter von 15 Jahren bereits stolze Mutter eines Babys mit dem gewöhnungsbedürftigen Namen Brutus - sowie die Oma.
Zu siebt hausen sie in einer Kellerwohnung mitten im Hamburger Kiez. Der Vater vertrinkt nicht nur die komplette Stütze, sondern auch das, was die Söhne mit allerhand dubiosen Jobs dazuverdienen. Einzig Tochter Marie ist auf positive Weise aus der Art geschlagen und bemüht sich nach Kräften um ein halbwegs geregeltes Familienleben. Hilfe von außen bekommt sie von Zivi Alex (Lucca Kleimann), der nach der Oma schaut und ein Auge auf Marie geworfen hat, und Nachbarin Berta (Tina Schöltzke). Letztere handelt allerdings nicht ganz uneigennützig, denn nach Jahren unfreiwilligen Single-Daseins hat sie sich fest vorgenommen, den lendenlahmen Käpt'n wieder auf Trab zu bringen.
Verhängnisvolles Schreiben im Briefkasten
So könnte es weitergehen, läge nicht eines Tages ein verhängnisvolles Schreiben im Briefkasten. 10 000 Euro – so hoch ist mittlerweile der Betrag, der statt auf das Konto des Vermieters über die Tresen zahlreicher Kiezkneipen gewandert ist. Wenn der Rückstand nicht binnen einer Woche vollständig beglichen ist, droht den Königs die Obdachlosigkeit. Nun ist guter Rat teuer. Zwar legt sich der Nachwuchs mächtig ins Zeug, um Geld heranzuschaffen – allen voran Pamela, die gleich bei mehreren potenziellen Brutus-Erzeugern (alle gespielt von Stefan Reil) Alimente abkassiert. Doch trotz aller Bemühungen wird die Summe sich in so kurzer Zeit mit „ehrlicher“ Arbeit nicht heranschaffen lassen – zumal der Käpt'n, der offenbar als Einziger den Warnschuss nicht gehört hat, weiterhin unbeirrt jeden Cent in die Kneipe trägt.
Da können nur noch ein Wunder oder eine gute Fee helfen – am besten beides gleichzeitig. Und siehe da: Knapp vor Ablauf der Frist steht die Lottofee vor der Tür. Oma König hat eine lebenslange monatliche Sofortrente in Höhe von 10 000 Euro gewonnen. Dumm nur, dass die Seniorin just in diesem Augenblick das Zeitliche segnet. Da gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und Einfallsreichtum zu beweisen. Vor allem aber: Als Familie zusammenzuhalten.
In Hamburg seit mehr als zehn Jahren ein Dauerbrenner
Am Hamburger Schmidt-Theater ist das Musical „Die Königs vom Kiez“ schon seit über zehn Jahren ein Dauerbrenner. Von den Besuchern, so Geschäftsführerin Tessa Aust, kämen überdurchschnittlich viele aus Nordrhein-Westfalen. „Also haben wir uns zu einem Gegenbesuch entschlossen“. Ein Vorhaben, das bei der Volksbühne am Rudolfplatz auf offene Ohren stieß. Knapp drei Monate wird die liebenswert-chaotische Hamburger Proll-Familie an der Aachener Straße gastieren.
Dass der königliche Humor nicht gerade subtil daherkommt, bedarf kaum der Erwähnung. Wer auf der Reeperbahn ins Theater geht, will Unterhaltung, die ohne Umwege zur Sache kommt. So dürfte etwa der Verbrauch an „F-Wörtern“ bei den Königs an einem Abend höher sein als anderswo in einer ganzen Spielzeit. Volksbühne-Geschäftsführer Axel Molinski aber glaubt fest an den Erfolg: „Das halten die Kölner aus!“ Häuser wie das Scala und die Filmdose beweisen schließlich seit Jahren, dass es auch hier ein Publikum für derben Humor gibt. Zudem singt, tanzt und spielt das Ensemble – das extra für das Köln-Gastspiel zusammengestellt wurde, während das Stück parallel auch in Hamburg weiterhin läuft –sympathisch und mit Witz und Spielfreude, die Handlung ist eingängig und am Ende wird alles gut.
Prominenz auf dem roten Teppich
Die Stimmung während der Premiere jedenfalls hätte besser nicht sein können. Das ließ sich auch die Prominenz nicht entgehen. Neben „Schmidt“-Gründer Corny Littmann und seinem Team sah man auf dem roten Teppich und beim anschließenden Empfang unter anderem die Musiker Stefan Brings, die Band Kasalla und Uwe Baltrusch, Sportprominenz wie Friedhelm Funkel und Andreas Rettig sowie Bestsellerautor Tommy Jaud, RTL-Moderatorin Claudia Hessel und lit.Cologne-Geschäftsführer Rainer Osnowski.
„Die Königs vom Kiez“ gastieren noch bis zum 26. Januar 2025 an der Volksbühne am Rudolfplatz. Termine und Tickets unter www.volksbuehne-rudolfplatz.de.