AboAbonnieren

Immer mehr Hühner in der CityDie Kölner haben ihre Liebe zum Federvieh entdeckt

Lesezeit 5 Minuten
Hühner in Köln

Die Kölner halten immer mehr Hühner. 

Jeden Morgen ein frisches Ei zum Frühstück, von den eigenen Hühnern – klingt für viele Menschen verlockend. Jeden Morgen vor Tagesanbruch mit einem „Kikeriki“ geweckt werden – Nein, danke.

Während Corona aufs Huhn gekommen – und danach?

Genau dieser Gedanke ist ein großes Problem, denn auf das Huhn gekommen sind einige Tierfreunde in Köln während der Corona-Pandemie. Auch in den Tierheimen ist die Nachfrage nach dem Federvieh gestiegen. Elke Sans vom Konrad-Adenauer-Tierheim erklärt, dass aber vor allem die Hähne ein Problem darstellen. „Die will kein Mensch haben“, sagt Sans. Das sei im privaten genauso wie in der Industrie. Hier im Tierheim versuchen sie es zu vermeiden, dass die Hähne einsam zurückbleiben. Hühner gibt es nur gemeinsam mit einem Hahn. Doch das wollten manche Menschen dann nicht.

Ein Hahn braucht fünf Hühner zum Glück

Etwa fünf Hühner braucht ein Hahn, um sich wohl zu fühlen, sagt Sans. Wenn das Huhn-Hahn-Verhältnis nicht stimmt, gibt es Unruhen im Hühnerstall. Bei zu wenigen Hühnern für den Hahn, haben die fedrigen Mädels irgendwann Wunden auf den Seiten. „Weil der Hahn sonst zu oft aufsteigt“, erklärt Sans. Zu viele Hühner dagegen, machen das Männlein fertig. Um das zu vermeiden, nimmt das Tierheim auch nur ungern Hähne aus privater Ausbrütung entgegen.

Hühner in Köln 2

Zurückgeblieben zwischen Ziegen: Ein Hahn im Zollstocker Tierheim würde sich wohl über ein neues Zuhause unter Hühnern freuen. 

Denn nachdem sich viele Menschen in der Corona-Pandemie Hühner und Hahn angeschafft haben, lassen sie häufig auch die Eier ausbrüten, erklärt Sans. Das Problem: Es schlüpfen zu 50 Prozent Männchen und zu 50 Prozent Weibchen. Die Hähne müssen dann wieder weg. Die Tierliebe hört bei dem ein oder anderen auf, die Tiere werden auch einfach mal ausgesetzt.

Hühnerhaltung auf dem Balkon?

Der Hühner-Hype geht so weit, dass im Tierheim schon häufiger die Anfrage kam, ob das Federvieh auf dem Balkon gehalten werden könnte. Elke Sans selbst hat Interessenten erklären müssen, dass ein Balkon keinen geeigneten Lebensraum für Hühner darstellt. Zusätzlich seien die Tiere zu laut für eine solche Haltung, vor allem wenn ein Hahn dabei ist, dürfte das Krähen nicht bei allen Nachbarn auf Begeisterung stoßen.

Hühner in Köln 3

Anspruchsvoll: Fünf Hühner braucht ein Hahn, um sich wohlzufühlen.

Auch Rolf und Klaudia Bensch haben sich letztes Jahr Hühner angeschafft. Angefangen haben sie mit drei Stück. Klaudia Bensch erzählt aber, das habe nichts mit der Pandemie zu tun, sondern die beiden wollten schon immer Hühner haben. „Junghennen – Huhn – Hühner – aus eigener Aufzucht zu verkaufen“, lautete die Anzeige, die die Eheleute bei Ebay-Kleinanzeigen eingestellt hatten. Rolf Bensch erklärt, dass sie sich nun mit der Aufzucht von Hühnern „ein bisschen Geld dazu verdienen“.

Immer mehr Hühner und Hunde in Köln

572 Hühnerhalterinnen und Hühnerhalter waren insgesamt im Jahr 2021 in Köln gemeldet. Davon sind sechs Betriebe als gewerblich eingestuft, die restlichen gdelten als Hobbyhaltungen. Im Jahr 2020 waren insgesamt 445 Halterinnen und Halter bei der Stadt Köln gemeldet, davon waren bereits sechs gewerblich.

41.478 Hunde waren am 31. Dezember 2021 im Stadtgebiet steuerlich angemeldet. Im vergangenen Jahr sind 4408 Hunde hinzugekommen, 2892 wurden aber auch abgemeldet.

Die Zahl bei der Geflügel- und Hundehaltung hat laut Stadtverwaltung Köln in den vergangenen Jahren stetig zugenommen, unabhängig von der Corona-Pandemie.

Hahn bedeutet laut Duden: mittelhochdeutsch hane, althochdeutsch hano, eigentlich = Sänger (wegen seines charakteristischen Rufs besonders am Morgen). (khe)

Die Küken bekommt er von einem Geflügelhof aus Nörvenich. Bei den Benschs haben die Hühner 300 Quadratmeter Garten für sich, im Schnitt seien etwa zwanzig Hühner gleichzeitig da, erzählt Bensch. Sobald diese legereif, also zwischen vier und neun Monate alt, werden die Hühner verkauft. 18 Euro kostet ein Tier, fünf Stück gibt es für 80 Euro. Ein Anruf bei Herrn Bensch genügt, am Wochenende darauf können die Hühner in Köln Dellbrück abgeholt werden. „Während die Leute im Home Office waren und Zeit hatten gab es einen Run darauf.“ Ein Problem mit Hähnen hat die Familie nicht, denn die kauft Rolf Bensch gar nicht erst ein.Doch viele holen sich einen Hahn dann von woanders dazu, um selbst in die Zucht zu gehen.

Die Organisation „Rettet das Huhn“hilft

Eine Notlösung für ungewollte Hähne ist die Organisation „Rettet das Huhn“. Eigentlich ist der Verein dafür da, Legehennen vor dem Tod zu retten. Wenn die Tiere in der Massentierhaltungen ausgedient haben, werden sie sonst „entsorgt“. 16 bis 17 Monate alt sind die Hühnerdamen dann im Schnitt, laut der Organisation. „Rettet das Huhn“ vermittelt die Hühner weiter. Nach ein bisschen Pflege seien sie auch wieder bereit zum Eierlegen. Das Problem mit den „unerwünschten“ Hähnen habe der Verein schon immer. „Wir bekommen ständig, und insbesondere im Herbst, wenn die ach so süßen Küken des Frühlings dann ausgewachsen sind, die männlichen anfangen zu krähen und sich nicht mehr vertragen, unzählige Anfragen von Menschen, die ihre Hähne dann loswerden wollen“, schreibt Vereinsvorstand Stefanie Laab.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch würden dem Verein ständig Tiere gemeldet, die in Feld und Wald ausgesetzt werden. Hinzu kommen die Anfragen der Tierheime, deren Kapazität aufgebraucht ist oder die gar kein Geflügel aufnehmen, weil es nicht darauf ausgelegt ist. „Wir vermitteln mehrere hundert Hähne im Jahr“, so Laab, aber nicht alle würden ein Zuhause finde. Der Verein agiert deutschlandweit und hat Ansprechpartnerin vielen Regionen, so auch in Köln. Laab spricht sich gegen jegliche Tiervermehrung aus. „Das Thema ist frustrierend und die Verantwortungslosigkeit der Menschen macht uns einfach wütend.“