IHK-StudieKölner Baustellenmanagement auf dem Weg der Besserung
Köln – Der Abgrund tat sich 2014 auf. Es war eine Baustelle auf der Rheinuferstraße. Die Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) mussten auf der Höhe des Bayenthalufers den Kanal modernisieren. Auf einmal war die Grube da, und die Staus waren lang. Kommuniziert hatte die Maßnahme, die sich so massiv auf eine Hauptverkehrsader auswirkte, keiner – weder die Steb noch die Stadtverwaltung. Es setzte mediale Ohrfeigen. Kräftig. Da war der Verwaltung klar, sie muss dringend ihr Baustellenmanagement verbessern. Und das hat sie auch. Vorbildlich. So steht es zumindest in einer Studie, die im Auftrag der Industrie- und Handelskammer von der Technischen Hochschule Köln durchgeführt wurde. Ein paar Hausaufgaben bekommt der Primus aber dennoch mit auf den weiteren Weg.
Grundlage für die Untersuchung bildet eine Studie zum Baustellenmanagement aus dem Jahr 2017. „Damals klagten viele Unternehmen aus unserem Kammerbezirk über enorme Zeit- und Umsatzverluste durch schlecht organisierte Baustellen“, erklärt IHK-Geschäftsführer Ulrich Soénius. Denn damals lag viel im Argen. Einen Zehn-Punkte-Plan gab es damals zum Nacharbeiten. Bei fast allen Punkten hat die Stadt mächtig zugelegt. Allen voran bei den Vorabsprachen zu Baumaßnahmen – eben das, woran es einst am Bayenthalufer haperte.
Lob auch für die Baustelle Mülheimer Brücke
Dafür kam ausdrückliches Lob von Dr. Hartmut Reinhard, Professor für Management und Controlling an der TH und von Professor Thomas Krupp. „Köln gilt mittlerweile als gutes Beispiel im Baustellenmanagement“, urteilen sie unisono.
Lob auch – ausgerechnet – für die Baustelle Mülheimer Brücke. Vorbildlich sei dabei etwa die Eröffnung eines Bürgerbüros. Da wird eine Schwäche der Studie offensichtlich. Bei der Brückensanierung werden Kosten- und Zeitrahmen gesprengt. Der Grund: Mit fortschreitenden Arbeiten werden immer mehr Schäden entdeckt. Doch der Aspekt der gründlichen Sondierung im Vorfeld einer Baumaßnahme wurde bei der Untersuchung nicht bedacht. Dabei kann gerade das einen reibungslosen Ablauf einer Baumaßnahme befördern.
Kritik trifft ins Schwarze
Ein Schwachpunkt auch: Die beiden Professoren kritisieren, dass die Stadt Köln keine Kennzahlen erfasst, also Daten beispielsweise zu Staulängen und Durchschnittsgeschwindigkeiten. Die werden alljährlich von Navigationsunternehmen präsentiert. Zudem will die Stadt noch in diesem Jahr eine neue moderne Verkehrsleitzentrale in Betrieb nehmen. Dort werden solche Zahlen automatisch abfallen.
Eine Kritik, die ins Schwarze trifft: Zwar gehört Köln zu den Pionieren bei der digitalisierten Planung von Baustellen. Bei entsprechenden Initiativen des Landes ist die Domstadt ganz vorne mit dabei. Doch hinter der Fassade wiehert der Amtsschimmel noch kräftig. So berichtet Krupp, dass schon in vielen Fällen digitale Pläne inklusive Geodaten eingereicht werden. Doch würden diese Pläne verwaltungsintern dann oftmals ausgedruckt und von Hand weiter bearbeitet. „Es gibt noch zu viele manuelle Zwischenschritte“, kritisiert Reinhart. Der ADAC bestätigt: „Der Wille zur Digitalisierung von Baustellenplanungen ist klar erkennbar. In der Praxis ist aber noch viel Luft nach oben“, so Verkehrsexperte Roman Suthold.
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Auf einen Lerneffekt setzt IHK-Geschäftsführer Soénius auch bei einem Malus-Bonus-System. Das werde von der Bezirksregierung erfolgreich praktiziert. Für flotte Arbeit winkt ein Bonus. Für Schlendrian droht eine Geldbuße. Doch laut Soénius weigere sich das Verkehrsdezernat beharrlich, ein solches System vertraglich zu vereinbaren.