Hochhäuser am Colonius600 neue Wohnungen in Köln vor dem Aus
- Statt zweier Wohn-Hochhäuser nördlich des Fernsehturms („Colonius“) ist plötzlich eine rein gewerbliche Nutzung mit Büros und Hotelzimmern im Rennen und der Favorit der Verwaltung.
- Es wäre das Aus für die einst geplanten rund 600 Wohnungen, die Politik ist noch uneinig.
Die einst vorgesehenen 600 Wohnungen in den geplanten beiden Hochhäusern nördlich des Fernsehturms („Colonius“) stehen vor dem Aus. Stattdessen sollen in den 104 und 62 Metern hohen Häusern möglicherweise Büros und Hotelzimmer entstehen. Damit hätten sich auch die etwa 260 öffentlich geförderten Wohnungen mit vergleichsweise günstigen Mieten zerschlagen – trotz der akuten Wohnungsnot in Köln. Sogar ein kompletter Stopp des Projektes ist mittlerweile wieder eine Option. Es gibt also drei Möglichkeiten für das Megaprojekt. Erstens: Gewerbe. Zweitens: Wohnen samt eines kleinen Teils Gewerbe. Und drittens: das Ende.
Vertagung ist wahrscheinlich
Sicher ist die Abkehr vom Wohnen aber noch nicht, der Stadtentwicklungsausschuss soll sich laut Tagesordnung an diesem Donnerstag mit der möglichen Planänderung beschäftigen. Doch eine Vertagung gilt als wahrscheinlich, dem Vernehmen nach sind die Fraktionen uneinig, für welche Option sie votieren wollen.
Das Dezernat für Stadtentwicklung empfiehlt den Politikern aber, sich für die Büro- und Hotelnutzung auszusprechen, das hat der Investor laut Stadt ohnehin ganz zu Beginn geplant. Der Investor, die Parkview Cologne Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Die zwei möglichen Bau-Varianten
1) Büro und Hotel:
Turm 1: 104 Meter, Büros und Hotel
Turm 2: 62 Meter, Büros, Hotel
2) Wohnen und Gewerbe:
Turm: 104 Meter, Wohnen und Gewerbe
Gebäude 2: 24 Meter, Wohnen
Es gibt aber eine Alternative zu den Büros: Sie sieht einen Turm von 104 Metern mit frei finanzierten Wohnungen sowie Gewerbe vor, die öffentlich geförderten Wohnungen kämen in einem daneben stehenden 24-Meter-Bau unter, sein Grundriss ist hufeisenförmig (siehe Info-Kasten). Denn unter anderem scheint die Quote von 30 Prozent öffentlich geförderter Wohnungen sich in diesem Fall zum Problem zu entwickeln, diese Zahl sieht das Kooperative Baulandmodell der Stadt vor. Darüber sollen Investoren bei Großprojekten mit mehr als 20 Wohnungen und neuem Planrecht verpflichtet werden, per Landesförderung günstigen Wohnraum zu schaffen – doch das ist vor allem im Hochhausbau schwierig zu refinanzieren. Je höher ein Investor baut, desto teurer wird es, unter anderem wegen des Brandschutzes.
Ein Ausweg wäre, den Investor von der Quote ausnahmsweise zu befreien. Doch davor scheut die Politik wohl zurück,ein anderer Investor könnte sich beim nächsten Projekt auf diese Ausnahme berufen, sich so möglicherweise von den weniger lukrativen geförderten Wohnungen befreien lassen.
Die Jury hatte den neuen Entwurf mit den Wohnungen in ihrer Sitzung am 24. Mai kritisch gesehen. Das Gremium musste erneut tagen, weil sich das Aussehen der Türme seit der ersten Sitzung am 5. Mai 2017 mehrfach verändert hatte. Damals hatte das Design der Architekten Delugan Meissel gewonnen, es sah zwei Wohntürme vor, 130 Meter beziehungsweise 60 Meter hoch (wir berichteten). Zum Vergleich: Das Herkules-Hochhaus in der Nähe misst 102 Meter, der Colonius 266 Meter.
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Letztlich entschied sich Parkview nach der üblichen Prüfung im Anschluss an die Jury-Sitzung aber ohnehin für den zweitplatzierten Architekten, Carsten Roth hatte zwei Türme (94 und 63 Meter hoch) präsentiert. Doch vor allem die geförderten Wohnungen erwiesen sich als schwierig zu integrieren. Also ließ der Investor komplett neu planen, entwarf im Herbst 2018 zwei Häuser: Ein Hochhaus von 128,5 Metern samt Anbau von 25,5 Metern, es erinnerte an ein aufgestelltes L (wir berichteten). Plötzlich war es nur noch ein Wohnturm, später wurden sie in die jetzige Variante verändert, also mit den 104 und 24 Metern.
Aufgrund der Umplanung musste die Jury im Mai erneut tagen – und sie war laut einer Zusammenfassung der Verwaltung alles andere als begeistert. Die Variante ist laut Stadt „städtebaulich ungünstig“, das Nebengebäude „überzeugt in Form und Lage nicht“, aus Sicht der Jury seien die Anforderungen am Standort im Zusammenspiel mit den Auflagen an den öffentlich geförderten Wohnungsbau „nicht in einem städtebaulich qualitätsvollen Konzept“ zu vereinen. Überhaupt werde das Wohnen an der Inneren Kanalstraße isoliert sein, vor allem wenn die benachbarte Telekom dort ihren Standort ausbaue.