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Hilfsaktion in KölnWie der Verein „Sei stark“ Obdachlosen am Kölner Hauptbahnhof hilft

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Emitis Pohl unterstützt Obdachlose.

Emitis Pohl unterstützt Obdachlose.

Besonders im Winter sind Obdachlose widrigen Witterungsverhältnissen ausgesetzt. Emitis Pohl und der Verein „Sei stark“ unterstützen.

„Ihr müsst noch das Hummus und das Hand-Öl für kalte Wintertage in die Tüten tun“, sagt Emitis Pohl. Es ist Freitagmorgen, kurz vor elf Uhr am Breslauer Platz. Eine Gruppe von acht Menschen hat sich zusammen mit Pohl am Bahnhofsvorplatz versammelt, um Obdachlosen zu helfen. Drei junge Männer kommen vom Tabakkonzern Japan Tabacco International (JTI) und machen einen „Social Day“. Die anderen haben diesen Einsatz bei der Kölner Freiwilligenagentur unter dem Stichwort „Kurz und Gut“ gefunden. Emitis Pohl, geschäftsführende Vorsitzende des Vereins „Sei stark“, gibt Anweisungen. Neben dem Bahnhof fahren die Helfer noch weitere Stationen an wie die Arche Köln, Frauencafés und die Straßenwächter, eine Organisation, die sich in der Obdachlosenhilfe engagiert.

Mit dem Ziel, dem oft unsichtbaren Leid obdachloser Frauen entgegenzutreten, hat der Kölner Verein seine Spendenaktion Ende vergangenen Jahres gestartet. Dabei geht es nicht nur um den Austausch und ein offenes Ohr für die betroffenen Frauen, sondern vor allem darum, wichtige Hygieneartikel und Alltagsausstattung für das Leben auf der Straße bereitzustellen. „Viele obdachlose Frauen sind unverschuldet oder durch ungünstige Umstände in ihre Lage geraten. Darum möchten wir sie zusätzlich zu unserer Verteilaktion auch nachhaltig dabei unterstützen, ihre Lebenssituation zu verbessern“, betont die 5o-Jährige, die den Verein 2022 mit elf anderen Mitgliedern gegründet hat.

Gut 50 Tüten werden verteilt

Die Helfenden machen sich an die Arbeit und laden gut 50 Tüten aus dem weißen Sprinter, den Emitis Pohl vor der Mc-Donalds-Filiale im Hauptbahnhof geparkt hat. Die Tüten, mit der pinken Aufschrift des Vereins und Sponsorennamen bedruckt, sind mit Instantsuppe, Energieriegeln und Hygieneartikeln wie Zahnpasta, Handcreme, Deo gefüllt. Die Hälfte der Tüten ist für Frauen bestimmt, sie enthalten zusätzlich Binden und Tampons. Die Türen hat JTI komplett ausgestattet und gepackt. Die KG Ponyhof hat mit einer großzügigen Geldspende dafür gesorgt, dass ein Transporter gemietet und ein kleines Buffet aufgebaut werden konnte.

Auf einem Tisch sind Kaffee und Snacks, warme Decken, Winterjacken und Schals drapieren. Lorenz Scharr ist hier mit anderen im Einsatz. Er arbeitet in der Marketing-Abteilung von JTI und sagt, dass er sich gerne engagiert. „Wir haben das im Intranet unter dem Stichwort ‚Corporate Social Responsibility‘ gefunden. Es gab außerdem noch eine Rundmail. Dreimal bis viermal im Jahr gibt es dieses Angebot von unserer Firma.“

Für einige ist es der erste Kontakt mit Obdachlosen

Der Stand füllt sich langsam sofort. „Möchten Sie noch einen Kaffee?“, fragt Armin Rogani, IT-Fachmann bei JTI höflich, nachdem er eine Tüte ausgehändigt hat. Das hier ist sein erster Kontakt mit Obdachlosen. „Ich finde, diese Aktion ist eine gute Sache. Der größte Dank gilt aber denjenigen, die das tagtäglich machen. Sie machen die eigentliche Arbeit“, sagt er.

Währenddessen wendet sich Emitis Pohl an die Obdachlosen, die größtenteils Männer sind: „Kennt ihr auch noch Frauen? Die sollen kommen.“ Weibliche Obdachlose leben oft im Verborgenen. Sie geben sich Mühe, nicht aufzufallen. Aus Scham und aus Sorge vor Übergriffen. Das weiß auch Emitis Pohl. Für die Deutsch-Iranerin, die selbst mit 13 Jahren aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet ist, ist es ein besonderes Anliegen zu helfen: „Auch mir wurde damals geholfen.“" Inzwischen ist sie erfolgreiche Unternehmerin und Buchautorin.

Spontan findet sich eine Übersetzerin

Wenig später tritt eine Frau an den Stand. Emitis Pohl spricht sie sofort an: „Was können wir für Sie tun, wie können wir helfen?“ Die Frau spricht nur ukrainisch. Kein Problem. Pohl hat in Nullkommanix eine Ukrainerin am Handy, die übersetzt. Die Frau unterhält sich ein paar Minuten mit ihr, bevor sie sich mit den Worten „Alles gut!“ wieder verabschiedet. „Vor zwei Jahren haben wir 250 Ukrainerinnen geholfen, daher habe ich ein gutes Netzwerk“, sagt Pohl.

Mehrmals im Jahr will Emitis Pohl ihre Spendenaktion für Obdachlose wiederholen. „Die Frauen brauchen nicht nur zu Weihnachten und im Winter Hilfe, sondern auch im Sommer, wenn es sehr heiß ist“, sagt sie. Dafür können Unternehmen und Einzelpersonen spenden. Dass das sinnvoll ist, findet offenbar auch ein Reisender mit Rollkoffer. Spontan drückt er einem Helfer ein paar Geldscheine in die Hand. „Für eure Arbeit“, sagt er.


Hotline für den Notfall

Winterhilfe: Die Stadt Köln hat für die Zeit der kalten Jahreszeit ein Winterhilfetelefon eingerichtet, in diesem Jahr in Kooperation mit dem Sozialdienst Katholischer Männer (SKM), unter der Bürgern anrufen können, wenn sich Obdachlose in Not befinden. Das Winterhilfetelefon nimmt Hinweise zu obdachlosen Menschen an, die sich bei winterlichen Temperaturen an ihren Schlafplätzen aufhalten. Winterhilfetelefon: 0221 / 56097310

Kältebus: Nach den Ausgaben montags und mittwochs am Breslauer Platz ist der Kältebus in der Stadt unterwegs und fährt bekannte sowie über das Kältebus-Telefon gemeldete Standorte obdachloser Menschen an. Der Kältebus wird vom Verein „Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner“ gestellt.Kältebus-Telefon: 0221 / 25974244 oder 0176 / 24071312

Nummer im Handy speichern und somit griffbereit haben: Telefonnummern sind täglich von 18 bis 23 Uhr erreichbar.