HGKImperial-Kauf muss bis Dienstag abgewickelt sein – doch es gibt Widerstände
- Die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) will den südafrikanischen Konzern Imperial Logistics International übernehmen.
- Am 18. Juni hat der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung zugestimmt, doch nun könnte das Geschäft kippen.
- Es muss bis zum 30. Juni, dem Abschluss des Imperial -Geschäftsjahres, vollzogen sein.
Köln – Es war ein Paukenschlag in der Logistikbranche: Anfang Mai wurde bekannt, dass die zu den Kölner Stadtwerken gehörende Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) das europäische Binnenschifffahrtsgeschäft des börsennotierten südafrikanischen Konzerns Imperial Logistics International übernehmen will.
Am 18. Juni hat der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung zugestimmt, doch nun könnte das Geschäft kippen. Es muss bis zum 30. Juni, dem Abschluss des Imperial-Geschäftsjahres, vollzogen sein. Dieses Datum war bereits zu Beginn der Verhandlungen festgeschrieben worden. Weil aber das NRW-Ministerium für Kommunales Nachfragen hat, liegt eine Zustimmung der Kommunalaufsicht noch immer nicht vor. Und die Zeit läuft.
Um was für ein Geschäft geht es?
Imperial ist ein in 32 Ländern in Afrika, Südamerika und Europa agierender Logistiker mit rund 27 000 Mitarbeitern. Das europäische Geschäft von Imperial mit Sitz in Duisburg beschäftigt 910 Mitarbeiter, darunter 220 in Deutschland, und verfügt über eine Flotte von mehr als 400 eigenen, gemieteten und gecharterten Binnenschiffen.
Damit befördert das Unternehmen feste, flüssige und gasförmige Güter, vor allem für die chemische Industrie, zuletzt wurden pro Jahr rund 45 Millionen Tonnen transportiert. Laut einer Mitteilung von Imperial betrug der Umsatz der europäischen Schiffssparte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/2019 (30. Juni) 350,8 Millionen Euro, der operative Gewinn 19,5 Millionen.
Welches Gewicht hat der Kauf?
Die HGK würde damit schlagartig zum größten Binnenschiff-Anbieter in Europa aufsteigen. Der Kaufpreis beträgt rund 200 Millionen Euro. Das wäre die bislang größte Investition der HGK überhaupt. Das Unternehmen, das mit der HTAG bereits seit 2002 eine Binnenschiffsparte besitzt, sieht in dem Kauf eine optimale Ergänzung seines Angebots an Logistikdienstleistungen rund um Schiene und Wasserstraße.
Die Aktivitäten im Bereich Binnenschifffahrt würden durch den Erwerb stark ausgebaut und insbesondere durch die Wachstumssegmente in der Chemie-und Gasschifffahrt ergänzt. Gleichzeitig würde das Unternehmen seine Präsenz in den wichtigen Nordsee-Häfen Zeebrugge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stärken.
Warum droht das Geschäft zu scheitern?
Das ist unklar. Bei Geschäften dieser Art ist eine kommunalaufsichtliche Genehmigung notwendig – und die liegt noch nicht vor. Sie müsste von der Bezirksregierung Köln erteilt werden.
Die Stadt teilte gestern mit, es habe „nach unserem Kenntnisstand kurzfristig noch Klärungsbedarf von Seiten des Ministerium für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung als oberster Aufsichtsbehörde gegenüber der Bezirksregierung gegeben“. Das ist der Stadt offenbar Mitte des Monats erstmals bekannt geworden. Der Aufsicht sei aber bekannt, erklärte die Stadt, dass das Kaufgeschäft bis zum 30. Juni 2020 abgeschlossen sein muss.
Was könnte dahinter stecken?
Es gibt zwei Gerüchte. Das eine besagt, dass es seitens der Duisburger Hafen AG („Duisport“) starke Vorbehalte gegen das Geschäft geben soll. Mit anderen Worten: Im größten Binnenhafen Europas fürchtet man, dass wenige Kilometer den Rhein herauf mit der HGK allzu starke Konkurrenz erwachsen könnte.
Der Chef des Unternehmens, Erich Staake, hat den Duisburger Hafen zu einem multimodalen Logistikstandort entwickelt. Dass das Land NRW diese Entwicklung im Auge behält, liegt auf der Hand – dem Land gehören zwei Drittel des Hafens.
Große Chancen für ökologischere Transportketten
Das andere Gerücht zielt auf die FDP als kleiner Partner der NRW-Regierungskoalition. Demnach halten die Liberalen ein derartiges Investment einer städtischen Gesellschaft grundsätzlich nicht für notwendig. In diese Richtung hatte sich auch die FDP im Kölner Stadtrat positioniert. „Es kann ordnungspolitisch nicht Aufgabe einer Tochter des Stadtwerkekonzerns sein, größter Binnenschiffer auf dem Rhein zu sein“, sagte Fraktionschef Ralph Sterck. Das gehe über die Daseinsvorsorge, auf die sich die wirtschaftlichen Aktivitäten der Stadt beschränken sollten, weit hinaus.
Kölns Kämmerin Dörte Diemert sieht in dem Kauf dagegen große Chancen für ökologischere Transportketten und die Versorgungssicherheit im Rheinland. Stadtwerke-Chef Dieter Steinkamp bezeichnete ihn als „lebenswichtig für die Industriestandorte in der Region“.
Kann der Deal noch gelingen?
Dem Vernehmen nach hatte die Bezirksregierung selbst keine Probleme gehabt, grünes Licht zu geben. Auch die noch ausstehende Zustimmung des Bundeskartellamtes soll nur noch eine Formalie sein. Doch der Klärungsbedarf aus dem Ministerium gibt Rätsel auf.
Das könnte Sie auch interessieren:
Damit der Kauf über die Bühne gehen kann, müssten die Unstimmigkeiten heute ausgeräumt und die Zustimmung da sein. Sollte es Nachfragen geben oder gar Änderungen an den Vertragsmodalitäten gefordert sein, dürften die nicht mehr zu erfüllen sein in zwei Tagen. Im Rathaus heißt es: „Hier sind alle nervös.“